Mein geliebtes Alter Ego

Medien
Bei dem täglichen Massen-Outing in den Medien, übersehen wir unsere eigene schmutzige Wäsche.
© Manfred Poisel (*1944),

Bei diesem Massenouting werde ich eher an meine eigene Wäsche erinnert, die mittlerweile zwar sauber sein dürfte, aber nass die Nacht über in meiner Waschmaschine verbracht hat. Die Waschmaschine ist zwar meine, aber der Keller ist von beiden Partien in meinem Haus zugänglich. Na hoffentlich schaut mein Nachbar da mal nicht nach, was ich da so wasche.

aber zum Thema:

Vollkommen gegen meine üblichen Gepflogenheiten gebe ich heute nicht nur einen kleinen Teasertext zu einem interessanten Zeitungsartikel der Mainpost, sondern bilde den gesamten Artikel mit Bild bei mir ab, da er wirklich gut ist und mit dem letzten Absatz auch ein Ziel hat, das es zu unterstützen gilt.

Männer im Fummel mit Stöckelschuhen

Würzburg Auch wenn Denis von Zeit zu Zeit über seinem hautengen, roten Kleid die schwarze Lederkorsage festschnürt, sich schwarze Netzhandschuhe überstülpt, in Stöckelschuhe schlüpft, anschließend seine Fingernägel lackiert und die Lippen anmalt, fühlt er sich trotzdem als Mann – ist sogar froh und stolz einer zu sein. „Ein Mann im Fummel“, sagt er. Denis ist Transvestit.

Daggi Binder, die an der Fachhochschule Kommunikationsdesign studiert, hat für ihre Diplomarbeit in einem Bildband Denis und zwölf andere Transvestiten im Alter zwischen 23 und 54 Jahren in großformatigen Fotografien und Zitaten porträtiert, wie sie beide Rollen – Mann und Frau – ausleben.

Dabei wählte die 31-Jährige Schweinfurterin auch ungewöhnliche Perspektiven oder ging mit ihrer Kamera ganz nah an die Darsteller heran. Ohne Berührungsängste. Sehr persönlich und vor allem ganz ehrlich sind ihre Portraits.

Wenn Denis in die Rolle von Denise schlüpft, ändern sich natürlich einige Dinge. „Als Denise trinke ich kein Bier, erst recht nicht breitbeinig dasitzend. Mit dem Rollenwechsel werden meine Gestik und Bewegungen weiblicher, ich bekomme eine aufrechtere Haltung, denn es steht ja eine Frau vor euch“, erklärt der 28-Jährige.

„Von meinen 23 Paar Schuhen sind gerade mal vier Paar Männerschuhe“, gesteht ein weiterer Darsteller. Und ein anderer Transvestit verrät: „Ich mag an Männern ihre oft direkte und unkomplizierte Art und das unkomplizierte Umgehen mit schwierigen Situationen. Frauen liebe ich einfach, ihre Art, ihr Wesen, ihre Schönheit und Vollkommenheit. Und am meisten liebe ich es, von ihnen jedes Mal aufs neue überrascht zu werden. Ich versuche gar nicht erst, Frauen verstehen zu wollen.“

Die porträtierten Transvestiten ermöglichen den Lesern einen Einblick in ihren Alltag, sie geben Neigungen preis, schildern ihre Ängste und erzählen von Probleme mit denen sie zu kämpfen haben. „In der Gesellschaft stoßen Transvestiten oft auf Unverständnis und werden schnell in die Schmuddelecke des Rotlichtmilieus gedrängt“, erklärt die Diplom-Designerin.

„Statistiken zeigen allerdings, dass 82 Prozent aller Transvestiten heterosexuelle Männer sind, mit dem Unterschied, dass sie periodisch, aus nicht geklärten Gründen ihre weibliche Seite ausleben.“ Anders als transsexuelle Menschen, die sich im falschen Körper fühlen und sich operieren lassen, nehmen Transvestiten nicht ein anderes Geschlecht an.

Aus Erfahrungen in ihrem Bekannten- und Freundeskreis weiß Daggi Binder um die Probleme von Transvestiten. „Schwule und Lesben werden zwar inzwischen in der Gesellschaft akzeptiert, aber noch immer haben viele Menschen Hemmungen gegenüber Andersartigkeit – dies gilt auch für Transsexuelle.“

Berührungsängste abbauen
„Von Anfang an waren Akzeptanz und Toleranz mein wichtigstes Ziel“, betont sie, „ich wollte Klischees widerlegen, Hemmschwellen und Berührungsängste abbauen.“

Erste Kontakte hat sie im Internet und auf Partys, bei denen Transvestiten gemeinsam feiern, geknüpft. Viele potenzielle Darsteller wollten der Künstlerin aber ihre andere, männliche Seite – ohne Make-up und Perücke – nicht zeigen. Und schon gar nicht vor der Kamera. „Aus Angst um den Arbeitsplatz, davor abgelehnt oder benachteiligt zu werden, haben viele erst mal nein gesagt“, erzählt die Daggi Binder

„Andere befürchteten erkannt zu werden; da sie ihre weibliche Seite nur im geheimen ausleben, um Familie, Frau oder Kinder zu schützen.“

Neben Denis hat Daggi Binder auch Uli porträtiert. Der 48-Jährige bezeichnet sich selbst als „absoluten Macho“, trotzdem schlüpft er von Zeit zu Zeit gerne in Cashmerepulli und Bügelfaltenhose, trägt Lidschatten auf und legt seine Perlenkette an. „Ich bin genauso gerne Mann wie Frau“, meint Uli. Dass er „anders“ ist, weiß er, seitdem er 13 ist, mit 16 hat er sich sein erstes Paar hochhackige Schuhe gekauft, und seitdem er 18 ist, lebt er „Shia“ – eine echte Lady – regelmäßig aus.

Vor seiner Freundin Renate versteckt er sich nicht; sie hat Uli und Shia lieben gelernt.

Gemeinsam mit anderen Absolventen des Fachbereichs Gestaltung hat Daggi Binder ihre Fotografien kürzlich in der Fachhochschule ausgestellt, Nun sucht sie einen Verleger für den Bildband.

d_binder@gmx.de


Ich denke, dass dieser Artikel sehr interessant ist und einen wirklich veröffentlichungswürdigen Bildband beschreibt. Außerdem gibt es in dem Artikel diverse Stellen, in denen ich mich persönlich wiederfinde.

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