Ein Irrenhaus in der Stadt der Frauen

Ich habe im Lonely Planet Hong Kong & Macao gelesen, dass ein Ausflugstipp Shenzhen sein sollte, da könne man wunderbar einkaufen, zwar sei dort nahezu nichts original, aber schnäppchen könne man dort trotzdem machen.

Shenzhen ist eine Sonderverwaltungszone vor den Toren Hong Kongs und gilt als das Einkaufszentrum von Hong Kong. Insofern machte auch ich mich auf, einmal Shenzhen zu besuchen.

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Einen Artikel über Shenzhen auf Spiegel Online habe ich leider erst danach gesehen. 13 Mio Personen sollen im Bezirk Shenzhen leben und davon 75 % weiblich sein. Wanderarbeiterinnen, die von überall in China verstoßen wurden und hier gebraucht werden.


Bis zum Horizont ein Nagelstudio neben dem anderen

In Nagelstudios, in Massagestudios, als Verkäuferinnen 7 Tage die Woche zum Hungerlohn. Wir würden es Sklavenarbeit nennen für die Mädels scheint Shenzhen aber das gelobte Land zu sein. Das gibt einem zu denken und sollte ich noch einmal dort hinkommen, zeige ich mich für ein gutes essen, oder eine nette Bedienung generöser oder lasse mich doch zu einer Kopfmassage überreden.

Beispielsweise im Luohu Commercial Center, einem Irrenhaus feinster güte, wie ich es bisher noch nicht gesehen habe. Es erinnerte mich ein wenig an den Tower aus Asterix und Obelix, in dem sie von einer ecke zur nächsten kommen und kaum heraus kommen.


Shenzhen Visa Vergabe
Fotos selbstverständlich verboten

Doch vor dem Shoppen hat der chinesische Staat ersteinmal die Grenzen gesetzt. Bis zur Grenze ist alles ganz einfach, man setzt sich direkt in hong Kong Kowloon in die U-Bahn und wird für wirklich wenig Geld etwa eine halbe Stunde bis zum Grenzübergang nach Shenzhen gefahren, ab dann gehen für die Besucher die Probleme los.

Wohin muss ich, wohin darf ich, wo reise ich aus Hong Kong aus, wo reise ich in hong Kong ein, wie ist das mit den Visa, wie geht es weiter… dabei ist eigentlich alles ganz einfach.


Hong Konger in Richtung Shenzhen zum Einkaufen

Man komme aus der Bahn gehe einfach gerade aus, gehe durch die erste Sperre einfach durch gehe weiter, fülle ein Ausreiseformular aus, gehe weiter zum Ausreiseschalter, passiere die Grenze, gehe weiter bis zum nächsten Kontrollpunkt, gehe die Treppen hoch, wechsele HK$ ín 160 Yuan, fülle ein Visaantrag aus, stelle sich an die Schlange zur Visaabfertigung an, gebe Visaantrag, Reisepass und 160 Yuan ab, warte dann bis man aufgerufen wird, hole den Reisepass mit Visum ab, gehe weiter zur nächsten Kontrolle, fülle ein Eineiseantrag aus, gehe weiter zur Kontrolle, lasse sich genau ansehen und prüfen, gehe weiter, lasse das Gepäck prüfen und reise nach Shenzhen ein.

Das Procedere hat mich etwa anderthalb Stunden gekostet, beim zweiten Mal allerdings nur 20 Minuten.


Louboutins in Shenzhen. Zumindest stehts drauf

Dann ist man im Reich der Mitte. Zumindest in der Sonderverwaltungszone Shenzhen und man merkt den Unterschied sofort. Wärend Hong Kong westlich ist, alles in englisch dort ansteht und jeder englisch kann, ist man hier in China. Englisch gibt es nur bröckchenweise, eben genausoviel wie eben zum Verkauf nötig ist.

Beispielsweise eben im Luohu Commercial Center, das direkt hinter der Grenze ist und eine 5 Stöckige Shoppingmall mit 700 Läden ist, die alles und nichts anbieten. Vorzugsweise, Mode, Elektronik und Schmuck….und Massagesalons und Nagelstudios noch und nöcher. Alle Läden sind eher Parzellen von 10² -25m² und vor jedem steht mindestens eine Person, die dir „DVD, mp3, Rolex, good Tailors, Handbags – What do you searching for“ anbietet. Ein wenig wie der Strassenstrich Davindstrasse in Hamburg…. als alleingehender Mann.


Auch mit der Echtheit dieser Louis Vuitton Tasche wäre ich vorsichtig

Dabei gibt es da alles an Marken, was man so kennt. Nicht alles liegt aus, aber auf Anfrage holt jede Verküferin aus ihrem Riesenstapel an Büchern das aktuelle Louis Vuitton, Miu Miu, Prada, Chanel, Gucci (bitte diese Liste wahllos weiter führen) Lookbook irgendwoher und man kann wählen… Oder doch lieber Schuhe? Louboutins, Alexander McQueen, Salvatore Ferragamo, Kate Spade, Baldinini … oder oder oder.

Wie gesagt, die wenigsten Dinge liegen aus, denn Fälschungen sind auch hier offiziell nicht erlaubt. Aber wenn man fragt, geht irgendwer irgendwohin und kommt mit einer unverfänglichen Tüte und dem Teil zurück… Den Keller, in dem das alles lagert, würde ich gerne mal sehen.

Auf jeden Fall ist man als Tourist hier total verloren. Interessiert einen ein Laden, so findet man den später eh nicht wieder, sollte man ihn einmal verlassen haben. Ich stieg im 5. Stock aus dem Lift und da haben wir fast einen ganzen Stock nur mit Schneidern, Maßschneider, die einem alles schneider, was man gerne hätte. Such dir einen Look aus einem Buch aus, und sie machen dieses binnen zwei Tagen.


einer von sicher 100 Schneidern

Es wunderte die Scneiderein, zwar, dass ich (offensichtlich Mann) ein Businesskostüm für Frauen mit meinen Maßen haben wollte. Nun, ich hate mein Netbook dabei und ein Bild kann Wunder wirken. Das gab dann zwar einen kleinen Stoff Aufschlag, aber 50 € für ein Nadelstreifen-Maßkostüm mit Jackett und Rock sowie einer Blouse ist dann wohl nicht zu viel verlangt… mehr kaufte ich, total überwältigt tatsächlich nicht. aber ich musste ja nocheinmal kommen um das Maßkostüm abzuholen.