Irgendwann in meiner Jugend zwischen 13 und 16 habe ich aufgrund vieler schlechter Erfahrungen damit begonnen, große negative Gefühle so wenig wie möglich an mich herankommen zu lassen, meine eigenen Gefühle nahezu nie in die Welt hereinzutragen… und neuen Bekannten eher erst einmal mit Skepsis zu begegnen.

Daher dürfte ich auch bisweilen kühl, abweisend vielleicht gar arrogant wirken … Ausserdem hat dieses dazu geführt, dass ich ein wenig verlernt habe, über meine Gefühle zu reden. Ergebnis: wenn man mich fragt, wie es mir geht, geht es mir immer „gut“, wenn man mich fragt ob alles okay ist, dann ist immer „alles okay“. Hinzu kommt, dass ich anderen Personen gegenüber – wenn es eben nicht mich direkt betrifft – mit einer ziemlich schonungslosen Direktheit und Ehrlichkeit begegne.

Irgendwie hat das auch dazu geführt, dass ich gleiches von anderen erwarte und dadurch  meine Antennen für Zwischentöne verkümmerten.

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Eigentlich alles Top an diesem Wochenende. Ich wollte Nadine am Samstag treffen und sie offensichtlich mich ebenfalls. Was soll ich sagen, sie ist toll und ich verbringe gerne Zeit mit Ihr – was ja aufgrund der extrem inkompatiblem Arbeitszeiten schon eine wirkliche Seltenheit darstellte – das letzte Mal gesehen hatten wir uns NICHT vor zwei wochen als wir eigentlich zum CSD in Köln wollten – Einem Epilepsieanfall sei Dank :/ Mist

Nun trafen wir uns also gestern und da machte es auch wenig aus, dass sich ihre Mutter zeitweilig miteinlud. Was soll man machen. Gute Miene zum Spiel – und ja natürlich hab ich sie am liebsten ohne Mutter, keine Frage. Sie verabschiedete sich aber allsbald und da das Wetter nun wirklich nicht Beachclubmäßig war, fuhren wir einkaufen zu Primark – Schuhe. One for me – one for you…

Es ergaben sich währenddessen Gästelistenplätze im Adagio und wir fuhren zu mir Zoe in Stücken abzuholen um zu Nadine zu fahren um sich in der Folge zusammen aufzustylen. Bis dahin war der Tag wirklich nett und der Abend versprach toll zu werden. Beim Duschen hätte ich hellhörig werden können. „Das ist Fabis Duschgel, das kannst du nutzen“…

Äh Ja. Fabi(an) Sohn ihrer Zieh-Zweit-Whatever-Familie und in meinen Augen soetwas wie ihr Bruder.. das sich an diesem Status irgendwas geändert hat, war mir bisher entgangen und als wir Nadine, Fabian, und ein weiterer Fabian per S-Bahn losfuhren änderte sich der Eindruck nicht wesentlich, wenngleich mir seites Fabi eine mir bis dato nicht aufgefallene Antipathie auffiel – selbst mit meinen verkümmerten Antennen im Zwischentonbereich.

Skepsis allenthalben?

Irgendwann raffte selbst ich es und fragte Nadine mal, was denn deren Beziehung eigentlich sei… seit einer Woche offensichtlich eine andere. Er bezeichne sich seither als ihren Freund und für sie ist das offensichtlich ähnlich, wenngleich nicht genauso 100% rosarot bisher.

Okay, damit erklärte sich die Antipathie – die im übrigen zurecht besteht, verhehle ich doch nicht, dass ich am liebsten eng tanzend und wild knutschend mit ihr durchs Adagio geschwoft wäre… Das hatte sich allerdings mit dieser Minute geändert und der Kopf stellte Fragen..

  • Was wäre, wenn sie keinen Zusammenbruch gehabt hätte und wir ein nettes Wochenende in Köln verbracht hätten
  • Warum sagte sie nichts, oder hab ich es einfach nicht mitbekommen?
  • Was bedeutet das jetzt?
  • Die kennen sich 20+X Jahre… warum jetzt?
  • Ist es vor allem aus Angst vorm Alleinsein während eines Epilepsie Anfalls
  • Wie ernst ist das nun?
  • Hätte ich etwas ändern können. Mehr Kontakt, vielleicht? Weniger
  • Warum?

Nichtsdestotrotz nahm ich das „Asyl“ bei ihr gerne an, denn mein Auto stand bei ihr im anderen Ende von Berlin… Die Rückfahrt liess dann auch wenig Fragen übrig, die Sache hat sich erledigt… Der Bruder hatte sich zum Freund gewandelt. Und jener gab mir als letzte Info noch ein flapsiges doch deutlich ernst gemeintes „Finger weg von der Frau“ mit…

Wäre mir das früher klar gewesen, hätte ich weniger Alkohol getrunken, wäre ins Auto gesprungen und ggf auf nimmerwiedersehen abgedüst. So nicht… Besser, schlechter?.. Vermutlich schlechter.

So schnell war ich wohl noch nie abgeschminkt. Mit Zoe der Grund aus dem Nadine und ich uns kennenlernten weg und eh schon jegliche Stimmung, die irgendwas hätte bedeuten können…. noch kurz ein, zwei klärende Gespräche mit meinem Hinweis, dass Fabians Misstrauen durchaus berechtigt war und dass sie sich melden soll, wenn sich in ihrem Status etwas ändert.. und Licht aus.

Nie hab ich mich so schwul gefühlt… da liege ich bei und mit einer tollen Frau, für die ich mehr als nur ein bisschen empfinde im Bett und kauere mich in die Ecke und starre an die Decke wahlweise auch Wand… und ich starrte viel und lange, denn mit schlafen war wenig… eher mit nachgrübeln, obiger Fragen…

Ausserdem hatte ich ein Déjà Vu einer verpassten Nacht mit Andrea, die exakt, wenngleich aus anderem Grund wie der letzte Absatz ausfiel und irgendwie ein Anfang vom Ende war… Zwei traurige Nächte – eine aber seit vielen Jahren verarbeitet, die andere nicht.

„hab ich dir wehgetan?“  Reflex: nein. alles okay… Aber das wäre falsch und gelogen. trotzdem kein klares „ja“, sondern eher ein „ja, aber“, wie es wie gesagt irgendwie in meine Natur übergegangen ist, was aber ebenso – wie gesagt – wenig aussagt und vermutlich ebenso glaubhaft dagebracht wurde… Ich bin in der Regel durchschaubar wie Plexiglas, wie Fettes Brot mal sangen

Sie konnte es mir nicht sagen, wollte es mir nicht sagen oder wusste nicht wie? Ich glaube letzteres aber ehrlich gesagt war ich wohl nicht so aufnahmefähig um es zu behalten, wollte es gar nicht so genau wissen oder war schon wieder am grübeln……..

Und ja, ich hab sowas von „meine Finger von der Frau“ gelassen, wie sie von mir… bis zum ersten Wecker, danach schliefen wir noch ein wenig umarmt weiter und das fühlte sich gut und keinesfalls falsch an… Berührungen, die Wärme und den Atem spüren… Nicht mehr als das und doch war mir klar: Ich will und werde nicht auf Nimmerwiedersehen abdüsen. Das wäre ein Fehler und den würde ich mir nicht verzeihen….

Aber jetzt bedeutet die Situation eine große Leere im Kopf… Mal sehen wie es weitergeht, unglücklich verschossen war ich schon zu viele Jahre meines Lebens….

 

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