Ich bin ja immer für spannende Dinge zu haben und so war es natürlich keine Frage, mitzukommen, als Sheila fragte, ob ich mit zur neuen Show von Miss Evi kommen wolle.
Glanz auf dem Vulkan würde die heissen und sich, wie der Name bereits hinweist, über die 20er Jahre handeln.
Gut, da ja gerade Ende 2019 ist und somit die (neuen) 20er kurz bevorstehen, scheint das gerade in Mode zu sein. Der Admiralsplast hat eine Show, der Wintergarten, Cabaret läuft eh weiter und nun also noch eine weitere Show. Und die auch noch zur Premiere in Mainz.
Egal, meine Reisen in den letzten zwei Jahren haben mich noch die ein oder anderen Punkte bei der Bahn ansammeln lassen und zwei 2. Klasse Freitickets waren da noch drin, also auf nach Mainz.
Ich hatte ehrlich gesagt, keine sonderlich hohe Erwartung, da die meisten reisenden Shows mich in der Vergangenheit nicht wirklich begeistert haben. Was irgendwie auch klar ist, wenn 10-12 Personen, Licht, Technik, Provisionen, Kostüme, Reisekosten etc. zu zahlen sind, bleibt oft eben nicht viel für die Produktion und Show übrig.
Zudem hatte ich ihre letzte Show Let’s Burlesque vor mehr als 6 1/2 Jahren gesehen habe und konnte mich nicht mehr wirklich dran erinnern.
Kurz gesagt:
In diesem Fall habe ich der reisenden Show absolut nichts vorzuwerfen. Im Gegenteil. Ich war ziemlich überzeugt und das Publikum in Mainz offenbar auch.
Miss Evi hat einfach eine tolle Stimme und die Musikauswahl ist großartig. Tolle Lieder aus den 20ern und 30ern, interessante eingeswingte Lieder neueren Datums (z. B. Gangsta’s Paradies im Swinggewand), und auch Miss Evis Mann durfte ab und an ran, z.B. als der „Hi-de-ho Man of jazz“ Cab Calloway. Das war schon alles sehr gut.
Dazu machen die Mädels natürlich einiges her. 2/3 ehemals Friedrichstadt Palast und heute Die Glamouresque, 1/3 deutsches Fernsehballett. Da ist gelernt eben gelernt und das merkt man deutlich. Da werden eben mal die Beine mit einer Leichtigkeit in Charleston Art geschwungen oder in Höhen gekickt oder, die man eben aus dem Friedrichstadt Palast kennt, aber in einer reisenden Show eben so normalerweise nicht sieht. Die haben schon sehr begeistert.
Besonders toll war aber Tigris, der Schlangenmensch, der dort neben großartiger Akrobatik seinen (wie ich jetzt gelernt habe) Marinelli-Trick zeigt, den laut der Webseite gerade mal drei männliche Akrobaten beherrschen. Da bewegen wir uns wirklich im Bereich Weltklasse.
Großartiger Gesang, toller Tanz und hochkarätige Akrobatik. Da machte es auch absolut nichts, aus, dass ich bisweilen, den Lauf der erzählten Geschichte verlor. Zeitlich passte da irgendwas nicht. Da flogen Kampfflieger zwar nach Cab Calloway aber vor Metropolis, das verwirrte mich zwar kurz, aber machte für den Genuss der Show absolut nichts aus.
Das einzige, was den Genuss etwas schmälerte, war das Lichtmanagement, das bei dieser Premiere irgendwie noch nicht ganz passte. Da sang Miss Evi gerne mal ganz im Dunklen, wären die Decke des Saals in Licht geblendet war. Aber das sind sicher Premierenschmerzen, die man nicht so eng sehen sollte. Das groovt sich sicher ein und dann ist das eine wirklich tolle show, die so sicher lange laufen kann.
Wenn Glanz auf dem Vulkan in Eurer Stadt läuft, kann ich Euch nur den Tipp geben, da hinzugehen und Euch das anzuschauen.