Vaudeville Variety 2 @ Tipi am Kanzleramt
Am Samstag fand die zweite Vaudeville Variety statt. Und auch wenn diese Vaudeville Variety die Zahl „2“ hatte, war es doch eigentlich Sheilas fünfte abendfüllende Show.
Angefangen im kleinen Clash als
Danach wurde die Show immer professioneller, immer hochwertiger – und letztendlich auch immer größer. Nun ist Sheila dort angekommen, wo sie wohl immer hinwollte. Im großartigen Tipi am Kanzleramt, wo sie eh ständig ist – Im Normalfall dieses allerdings als Gast und Zuschauer. Nun erstmalig auf der Bühne im Tipi. Dort meinte sie zwar am liebsten einen Jack Woodhead oder Reuben R Kaye als Host sehen zu wollen, aber das nehme ich ihr kaum ab, ist es doch ihre Show und damit eben auch ihre Bühne – die sie mit den Künstlern teilt, die sie ausgewählt hat.
„Kuratiert“ nannte es Marlene und damit hat sie ganz Recht. Sheilas Stärke war und ist immer, durch hunderte oder tausende Shows, die sie auf den Bühnen dieser Welt gesehen hat, die Acts zu finden, die spannend, außergewöhnlich und einfach gut sind.
Das sind in der Regel nicht die großen Namen, sondern jene, die man nicht unbedingt kennt – oder für mich zumindest jene, die ich noch nicht kannte. Meist braucht es diese großen Namen nicht wenn es darum geht, mich zu bezaubern.
Im letzten Jahr beispielsweise Katharine Mehrling, die mir Gänsehaut auf den Arm sang Ikenna, die gleichzeitig mit losem Mundwerk überzeugte oder Le Pustra, der mich vollständig begeisterte.
Statt Katharine Mehrling sang dieses Mal Gabi Decker, die mit ihrer Stimme überraschte. Für Ikenna war Rummelsnuff am Start und meinen absoluten Segen hatte Sheila, Le Pustra wieder einzuladen.
Ich freue mich schon auf sein eigenes Programm, das er – wie er mir kurz nach der Show verriet -derzeit plant und das man wohl in nicht allzu langer Zeit im Ballhaus Berlin anschauen kann. Ich werde auf jeden Fall da sein.
Gesang + Akrobatik + irgendwas zwischen Strip-Tease und Burlesque zeigten die Sinderellas. Angekündigt wurde „Hamburgs heissester Export“ und ich wollte schon auf die Bühne kommen, bis ich einsehen musste, dass die Mädels gemeint waren – und nicht ich.
Okay, zumindest die beiden Sängerinnen können besser singen als ich, alle tanzen besser als ich und – ja – sie sehen alle besser aus. Die meisten kommen aber ganz bestimmt nicht wirklich aus Hamburg. Ich hingegen schon.
Ach ich vergaß, die Akrobatin der Sinderellas ist eine bessere Akrobatin als ich. (was nun allerdings nicht wirklich schwer ist, befürchte ich. ) Insofern muss ich mich wohl geschlagen geben….
Noch eine ganze Spur besser als die Sinderella Akrobatin war allerdings Moritz Haase, der bereits im Wintergarten begeisterte und am Samstag eben auch das Publikum im Tipi.
Den Punkt „Klassisches Burlesque“ erledigten dieses Jahr vor allem Xarah von den Vielenregen, ihreszeichens Gründerin des Amsterdam Burlesque Festivals und schon vor Jahren in Berlin aktiv, wo sie damals noch wohnte.
oder Natsumi Scarlett, die ich bislang nicht kannte und die mittels Kerzenwachs und Feuer eine düstere Art von Burlesque zeigte.
…oder Frau Pepper, die einem etwas Leid tun konnte, ging bei ihrer Nummer doch so einiges schief. Zum einen dauerte der Aufbau ihres Wasserglases wohl um einiges länger als geplant, was Sheila eine deutlich längere Moderation abverlangte als geplant…
zum anderen, war wohl geplant, Lampenöl auf dem Wasser zu entzünden und so die Nummer etwas feuriger werden zu lassen. Schade dass das so nicht geklappt hat. So etwas passiert leider ab und an bei einer Nummer die Premiere feiert. Viel Erfolg beim nächsten Mal.
Ich weiss nicht mehr genau, wo ich Koko La Douce und Hedoluxe mit ihrer Nummer schon einmal gesehen habe. Die Vögel, Schmetterlinge, der Fuchs, gespielt von einem schwarzen Hedoluxe, der damals allerdings vor einem schwarzen Hintergrund doch um einiges mehr „verschwand“ als vorm silberglitzernden Tipi-Vorhang.
Um zu „verschwinden“ hätte er dieses mal vermutlich eher in seinem silbernen Catsuit auf die Bühne kommen sollen, oder er hätte einfach einmal Marlene nach ihrem Hosenanzug fragen sollen 😉
Darüber Hinaus gab es noch etwas Akrobatik mehr: Mascha mit ihren Hula Hoop Reifen..
Und Jewels als Schwertschluckerin, und Kleiderbügelschluckerin. ich habe sie nun schon einige Male gesehen und muss immer wieder sagen …. ufff harte Kost aber absolut faszinierend, gerade der Kleiderbügel, aber um das zu verstehen, muss man es wohl gesehen haben.
Was war sonst noch? Boylesque von Jaques Patriaque mit seiner „Ack Ack Ack“ Mars Attacks Nummer, bei der ich langsam wirklich weiss, wann ich abzudrücken habe um das richtige Bild zu schiessen, wenn das Gehirn platzt.
Und Fez Faanana mit einer Nummer, die ich irgendwie nicht richtig zu beschreiben vermag, die allerdings große Klasse war. Ganz großes Kino, wie die Briefs ja generell.
So auch in ihrer Schlussnummer, die ja aus der großen Briefs Show bereits bekannt ist. Wer die Jungs noch nicht gesehen haben sollte – Hin da, es lohnt sich absolut. Das darf man sich eigentlich nicht entgehen lassen.
Wie im übrigen das direkt darauf folgende Programm Cabaret auch nicht. Dafür muss ich mal eben zwischendurch Werbung machen, denn es hat mich zutiefst begeistert und berührt. Das hatte ich übrigens auch nur gesehen weil Sheila meinte „Wie das kennst Du noch nicht, das musst Du unbedingt. Recht hatte sie.
Damit bin ich eigentlich am Schluss angekommen. Es geb dann noch eine Abschlussnummer mit Koko La Douce und Sheila in dessen Verlauf Sheila geteilt wurde. Magie eines Copperfield würdig. Obwohl bei dem hätte auch das abgetrennte Bein vermutlich die gleiche Farbe, wie jenes der Person, die in den Kasten steigt 😉 Erstaunlich wie so etwas funktioniert ist es indess schon.
Kommen wir zu den zwei Acts die mich am meisten begeisterten, beides bereits Bekannte aus der Vorjahres Vaudeville Variety Revue Show: Lada Redstar. Sie ist einfach der Hammer! Ihre Burlesque Performances sind Weltklasse und so und nicht nur wegen ihrer Outfits irgendwie besser als fast alles, was so auf Burlesque Bühnen zu sehen ist.
Ich fragte sie beim Boylesque Festival in Wien, ob es nicht langweilig sei immer und immer wieder die gleichen Nummern zu sehen und sie sagte sowas wie: bei manchen ja, andere könne sie immer wieder sehen. Ich kann ihre immer wieder sehen.
Neben ihr fand ich am allerbesten wie ganz oben schon erwähnt Le Pustra mit einer tollen Homage an Klaus Nomi. Das war toll, das war anders, das war neu und es war ein bisschen crazy. Aber auf jeden Fall fantastisch. So was will ich sehen. Davon bitte mehr
Aber ich bin mir sicher, dass Sheila auf ihren Reisen durch die Varieté, Akrobatik und Burlesque Landschaft noch einiges auftut, dass mich begeistert, wie es eben ein Le Pustra tut, eine Lada Redstar oder im letzten Jahr eine Katharine Mehrling. Aber da bin ich mir eigentlich sicher.
Und da das Tipi ausverkauft – ja offenbar sogar überbucht – war (unser Tisch hatte beispielsweise keine Nummer), kann man wohl davon ausgehen, dass es es eine Neuauflage geben wird. Vielleicht lässt das Tipi dafür dann ja auch eine „Prime Time“ springen, dann müssten auch nicht so viele Menschen aufgrund der vorgerückten Zeit, bereits vorher die Segel streichen