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Myfest 2013

Myfest 2013

Das Myfest ist und bleibt für mich das beste Strassenfest weltweit – mindestens! Ich weiss, dass manche das anders sehen und für jene das Myfest ein „Scheiss Polizeifest“ ist. Okay, dann eben das weltweit beste Polizeifest. Bin ich auch mit zufrieden.

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Auch wenn ich merke, wie sich Kreuzberg langsam aber sicher verändert, so hält sich gefühlt das Thema Gentrifizierung hier immer noch in Grenzen. Die Oranienstrasse lebt noch, wenn ich auf den Oranienplatz schaue, schaue ich auf Refugee Camp, etwas, was in anderen Stadtteilen kaum bis un-denkbar wäre und ich fühle mich generell noch wohl.

Ich finde es auch okay, wenn am 1.Mai kein Polizeiausnahmezustand ist, und keine Autos brennen. Statt in die Fresse gib es auf die Ohren und zwar so richtig. Punk, Indie, Reggae und Dancehall, Hip Hop, Weltmusik, Electro und noch mancheines mehr mit x (= große Zahl) an Bühnen machen das Myfest einfach zu einem Genuss.

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Dabei ist es eben auch kein kommerzialisiertes Fest, keine Becks Bühne, kein West Power Tower, kein Carlsberg Bierstand oder Bacardi Cocktailstand. Anwohner und anwohnende Gewerbetreibende sorgen für die Nahrung und Bars, Kneipen etc. für die Getränke und Beschallung. Und die ist so, dass die Oranienstrasse sowie alle Nebenstrassen bis Mitternacht pickepackevoll sind und keine Autos brennen müssen…

Ich liebe das Myfest für eine Girls-Punkband wie das Divakollektiv oder den einfach grandiosen Beatboxer am U-bahnhof Skalitzer Strasse. Für mich könnte jeden Tag Myfest sein…Obwohl, dann würde ich mich nicht mehr drauf freuen… Belassen wir es also einmal im Jahr und hoffen wir, dass der Bezirk nicht irgendwann die Mittel streicht, weil Kreuzberg zu ruhig geworden ist.

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Also bleibt laut

1. Mai in Kreuzberg

Der 1. Mai in Kreuzberg ist und bleibt spannend. Auch wenn Berlin mehr und mehr gentrifiziert ist, gehört ein 1. Mai doch zum Kreuzberger Selbstverständnis hinzu.

In diesem Jahr zog es mich aber am Morgen erst einmal nach Oberschöneweide. Einem Stadtteil von Berlin, den ich bis einige Tage vorher nicht einmal kannte. Die NPD wollte dort marschieren, wie schon vor einigen Jahren als sie Mitte besetzten… bzw dort marschierten – und die Polizei daher Mitte besetzte.

Mehrere Zugladungen an Gegendemonstranten machten sich daher vom Ostkreuz auf, um den Nazis die Tour zu verhageln. …. Es ist immer ein gutes Gefühl, so viele friedliche Demonstranten für eine gute Sache zu sehen. Echte Stärke.

Leider zeigte sich, dass die Demo nicht so gut vorbereitet war, wie vor einigen Jahren in Mitte. Ging es dort über verschlungene Pfade und einen Schrebergarten direkt Richtung Straße, beider sich eine überrumpelte kleine Polizeiabsperrung einfach überrennen ließ, war dieses Mal kein Durchkommen. …nun gut. Schrebergartenzäune kann man überklettern. Häuser eher schlecht.

Somit standen wir dann vor einer mit Räumpanzer, Wasserwerfer und Polizei-Marsmenschen gesicherten Polizeiabsperrung, die zu war. Keine Chance und weit, weit weg von den Rechten Marschierern. Schade. Ich finde ja, eine Gegendemo sollte mindestens hörbar, besser noch sichtbar sein… war sie hier nicht.

Die Gegendemonstranten wurden zudem auch noch weit zurückgedrängt und ich fand mich auf einmal in der neutralen Zone wieder in meinem Rücken rechte, dann Polizisten und ein Wasserwerfer, vor mir weitere Polizisten , dann die Gegendemonstranten…
Ich in der Mitte von allem in der Sonne auf der Strasse mit zwei weiteren Personen und „Susi“ einem Mädel, die dort wohnte und dem Troubel in ihrer Strasse interessiert beiwohnte….Eigentlich alles nett. Zumindest so , bis Susi Nach Hause musste um Gegendemonstranten ihr Bad zu öffnen und CS-Spray aus diversen Augen zu waschen, denn obwohl es eigentlich eine sehr friedliche Demo war, wurde dann doch ordentlich Pfeffer oder CS-Spray in die Menge gesprüht… Dieses Zeug ist Teufelszeug und wird von vielen Polizisten offenbar sehr sorglos eigesetzt….

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Ich habe übrigens nichts abbekommen, da ich mich aus so etwas ja immer raushalte. Ich bekam nur allerhand Sonne ab und einen großen Sonnenbrand.

Die Gegendemo war weit genug von der eigentlichen Demo entfernt und wurde nicht gestört. Als Erfolg kann man es nicht wirklich werten, trotzdem finde ich es richtig da gewesen zu sein und meinen freien Tag geopfert zu haben, um gegen Rechts zu demonstrieren – selbst wenn Rechts davon nichts mitbekommen hat…. Insofern war ich auch nicht vollständig down, als es zurück nach Kreuzberg ging um das Myfest zu geniessen.

1.Mai Berlin – Rechte Demo verhindern

Man könnte nun sagen: Viel Lärm um wenig. Man könnte aber auch sagen: Erfolg auf ganzer Linie.

Kein Platz für Nazis

Nun Gut, ich hatte mich entschlossen, es nicht so einfach hinzunehmen, dass Rechte am 1.Mai durch Berlin marschieren und hatte vor, dagagen aufzustehen. Folglich stöberte ich im Internet und fand heraus, dass der Treffpunkt um 9 Uhr am Alex war… Puuh 9 Uhr – am Samstag … Naja frühes aufstehen sichert die besten Plätze. Ergo quälte ich mich aus dem Bett, holte die Lederjacke und die Stahlkappenschuhe aus dem Schrank, prüfte den Saft auf meinem Iphone und machte mich auf den Weg zum Alexanderplatz.

hunde gegen Nazis

An der Weltzeituhr fand ich dann auch ein versprengtes Häufchen möglicher Demonstranten, ein paar Punks, ein paar von „die Linke“ einige normale, vielleicht 70 Personen – eher weniger. Ein elendig trauriger Haufen und ich hatte schon die Meinung, dass das alles nix würde. Ich hatte ein schlechtes Gefühl. Trotzdem ging es los in die verzweigten unterirdischen Ubahnlabyrinthe in Richtung U2-Bahnsteig. Aus allen Eingängen kamen unten ein paar Leute hinzu und es wurden deutlich mehr – ein besseres Gefühl. Dann kamen wir zum U2 Bahnsteig und wir kamen kaum rauf, so voll war er. Das Gefühl wurde ein gutes.

Hier traf ich dann auch Clara und Sebastian, mit denen ich den Tag verbrachte.

gegen nazis

Clara wunderte sich über meinen Meinungsumschwung, den ich nicht als einen solchen ansehe.

Ich bin immer noch der Meinung, dass eine angemeldete und friedlich bleibende Demonstration von der Polizei geschütz werden soll und nicht wegen einiger Gegendemonstrationen abgesagt werden soll – sodenn sie genehmigt wurde.

Ich bin aber auch absolut der Meinung, dass eine Genehmigung einer solchen Demonstration an einem symbolträchtigen Datum wie dem 1.Mai nicht passieren darf. Generell bin ich aber der Meinung, dass das Demonstrationsrecht auch für Idioten gilt. Es muss aber auch möglich sein. Laut und Deutlich und vor allem sichtbar, dagegen demonstrieren zu können.

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Darum stand ich nun an der U2 und wartete auf die nächste Ubahn, weil die erste restlos überfüllt war und die zweite ebenso voll würde. Man drückte uns einen Zettel in die Hand, an dem unsere Gruppe eingetragen war. Barrikade 1, Barrikade 2, Hauptkundgebung .. und so weiter. Wir waren Barrikade 1. Na super: Kanonenfutter. Was solls. Da haben sich aber einige Leute allerhand Gedanken gemacht. Durch verschlungene Pfade ging es in Richtung einer Schrebergartensiedlung, vor deren Eingang zwar eine Besatzung eines Mannschaftswagens stand, jedoch 6 Beamte einigen hundert Personen wenig entgegenzusetzen hatten, einige Personen suchten derweil sicherheitshalber den Weg durch  einen Schrebergarten, wobei ein Zaun nun neu erstellt werden muss. Wäre der Besitzer da gewesen, ich hätte ihm 5 € dagelassen. Er war nicht da.

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Dummerweise waren wir hinten, verpassten also den Sturmlauf durch die erste Polizeiabsperrung. Als wir kamen hatten die sich bereits einigermaßen wieder geordnet und wollten uns nicht durchlassen. Dabei zeigte sich aber ganz Deutlich, dass Clara dort Vorteile hatte. Groß in Rock und Pumps, mit Puppenhaften Gesicht, aber doch irgendwie nicht ganz Frau fasste sie den Mut und ging einfach los. Verdutzte Polizeibeamte wussten nicht so recht mit ihr umzugehen und liessen sie passieren. Merke: Als Transe / Drag /Whatever hast Du auch auf Demos Vorteile. Gut zu wissen.

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Ich musste mit anderen einen anderen Eingang zur Strasse nehmen. Den gab es und dort waren dann wieder nur ein paar beamte, die deutlich mehr Demonstranten passieren liessen mussten. Ich sah mich auf der Strasse sitzen und schaute in eine Masse an Polizisten und einen Wasserwerfer. Es kam wie es kommen musste – und das nicht unbedingt unerwartet, ich wurde dann irgendwann geräumt und stadt dann wieder ausserhalb der Absperrung, dafür aber wieder mit Clara und Sebastian zusammen.

dunkle wolken über Berlin, Nazis marschieren

Okay diverse weitere Wege führten uns dann schlussendlich zur Ecke Wysbier, Bornholmer, Schönhauser Strasse und hier waren mal richtig viele Leute. Die Veranstalter sprachen von 1.500. Kurz überschlagen kam ich auf deutlich mehr. Und es waren Leute aus allen Schichten aus allen Lagern. Punks und Rentner, Linke, Mütter mit Kindern, Politiker, Unpolitische Personen, Antifa, Schwule und Lesben, Ausländer Deutsche. Ja, sogar ein Hansa Rostock Fan, den ich kennenlernte und ein Bild-Mitarbeiter, den ich kenne. Ein echter Querschnitt und wie gesagt. Wirklich viele. Und so viele können wirklich laut sein, wenn sie müssen.

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klick für das Bild in groß

Gegen 14:30 setzte sich dann der Zug der Rechten in Marsch. Und es ist erstaunlich, was die heutigen Medien leisten. Es gab zwar einen Lautsprecherwagen, aber das medium des Tages war das Internet. Twitter links, Twitter rechts, Indymedia, altermedia, Taz und bild ticker. Was passiert, wie sieht es aus, was passiert anderswo und wenn man einfach einmal den Idealismusfaktor von allen Mengenzahlen anzieht oder zurechnet kommt man auf eine ganz gute Lageeinschätzung. Googlemaps weist den Weg zum nächsten Punkt und Taz, Indymedia etc zeigen, was da auf einen zukommt.Es sollten also etwa 500 Rechte marschieren, und alleine an diesem Blockadepunkt war locker die 4-fache Menge. Insgesamt etwa 10.000 gegen 500 oder eben 1 zu 20.

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Mehr als nur ein Maskottchen. Ströbele

Erstaunlicherweise fand ich an diesem Punkt die Blockade nicht besonder stark. Okay, 2 Wasserwerfer und eine ganze Menge Polizei in Rüstung Pfefferspray und Schlagstockbewaffnet, Hunde etc, aber im Falle des Falles… schien mir das nicht auf Teufel komm raus gehalten werden sollen, wenn sich die Masse wirklich in Bewegung gesetzt hätte.

Polizei Berlin 1. MaiKlick für das Bild in groß

Von weitem Sah man den Zug langsam näherkommen, bzw. man sah die Polizeikarawane näherkommen, ein Lautsprecherwagen, viele Mannschaftswagen, ein Räumpanzer, drei Wasserwerfer etc. Dazu die zwei die eh da schon standen. Ne Menge Wasser schaute auf uns. Ganz in der Ferne sah man ein paar schwarz weiss rote Fahnen, die Rechten hielten eine Zwischenkundgebung ab. Sagte ich vorhin, dass solch eine Masse Menschen ganz schön laut sein kann war es nun interessant, wie leise solch eine Menge sein kann. Okay, das mit der Stecknadel stimmt nicht ganz, aber es beschreibt es doch ziemlich gut. Gespannte Ruhe oder die Ruhe vor dem Sturm…

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Der Sturm kam nicht. Gegen 17 Uhr passierte seltsames. Die drei Wasserwerfer und der Räumpanzer drehten um und die Fahnen entfernten sich. Die Polizisten wurden lockerer, die Gegendemonstranten blieben noch etwas, die Hunde bekamen Maulkörbe angelegt und die Polizei gab auch die Dächer wieder frei, die sie besetzt hatte. Der Spuk war vorbei.

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Statt über 6 Kilometer durch Berlin kam die Demo in der Tat nur bescheidene 600 Meter durch Berlin. Für diese 600 Meter haben sie reine Marschzeit 2 1/2 Stunden gebraucht.Ein Olympiasieg ist damit nicht drin. Auch wenn es mich 10 Stunden und schmerzende Füße gekostet hat, so war es ein Erfolg.

Ach übrigens, so war berlin nicht nur Nazifrei sondern auch Autofrei, wie man hier sehen kann. (Bildquelle: http://twitpic.com/1jxym7) Die Polizei hat gut abgesperrt


hier stand mal ein Bild

Ach übrigens, was die Polizei angeht. Natürlich gibt es rechte dort, aber das Gross der eingesetzten Beamten sind einfach arme Hunde, dass sie dort stehen müssen. Selbstverständlich müssen sie auch ab und an eine Sitzblockade räumen, aber ich denke nur der geringte Teil hat Spaß daran, Rechte zu beschützen. Da tut es ganz gut, auch mal  in die Nachrichten der Rechten zu schauen.

Nach einiger Zeit ging es dann endlich weiter, um gleich wieder, diesmal nach längerer Zeit, zu stoppen. Dies sollte dann auch das vorzeitige Ende des Zuges bedeuten. Wir standen ungefähr 30 Minuten, bis man uns seitens der Polizei erklärte, man könne die Blockade angeblich nicht räumen. Wozu bringt die Polizei dann überhaupt zwei Wasserwerfer ins Rollen, wenn sie diese sowieso nicht einsetzen wollten ?

Soll heissen: Die Blockade sollte nicht aufeglöst werden, und weil sie da war, kamen die Rechten nicht weiter.

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Ein Erfolg. keine Frage.

….achja, noch ein Wort zur Polizei. sie hat Links und rechts effektiv auseinandergehalten, die hat bei den Blockadeauflösungen „relativ“ besonnen reagiert und sich auch bei üblen Beschimpfungen kaum aus der Ruhe bringen lassen. Sie hat die Rechten auf dem Kudamm festgesetzt und das Ende der Demo mit Pfefferspray beruhigt. Die große Blockade wurde nicht geräumt und Wasserwerfer kamen – glaube ich – nicht zum Einsatz. Generell war ich gewillt von einer sehr guten Arbeit der beamten in Grün zu reden – bis ich folgendes sah:

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Ganz klar, ich weiss nicht, was davor war, aber das geht garnicht. Und genau dieses Bild bleibt im Gedächtnis.

1. Mai Nazifrei – Berlin bleibt Rot

Gloria wäre stolz auf mich, denn ich werde mich morgen mal politisch betätigen.

1. Mai Nazifrei

Nicht häufig, aber doch ab und an werde ich in meinem Blog mal politisch. Dem aufmerksamen Leser wird meine politische Grundeinstellung nicht entgangen sein. Wäre ich einfach nur ein Fussballfan, könnte ich auch Fan des HSV sein, aber ich mag den FC St. Pauli, würde ich einfach nur schnelle laute Musik mögen könnte ich auch Metal oder Hardcore hören, aber ich mag Punk und als ich nach Berlin zog war Kreuzberg nicht nur wegen dem Arbeitsweg mein bevorzugter Stadtteil.

Es ist der Stadtteil in Berlin, wo 81% links der Mitte wählen, wo die Grünen vor der Linksparteil die wiederum vor der SPD stimmen bekommt, dort wo Hans Christian Ströbele 8 x so viele Stimmen erhält, wie die direktkandidatin der CDU und wo die Grünen 36,5 x so viele Stimmen erhalten, wie die NPD. Es ist mein Stadtteil in Berlin. Es ist ein Stadtteil, in denen Rechtes Pack nichts zu suchen hat. Und zu suchen hat es überhaupt in Berlin nichts. Schon garnicht an einem 1. Mai, der morgen gefeiert wird.

An diesem hat die NPD zu einer Demo in Prenzlauer Berg aufgerufen und es bleibt zu wünschen, dass genügend Gegendemonstrationen kommen, um dieses zu verhindern. Ich werde da sein, wer kommt noch. Meldet Euch bei mir.

Treffen sollte man sich:  9 Uhr Alexanderplatz
Nutzen sollte man: http://twitter.com/1mai_nazifrei
Kennen sollte man zur Sicherheit: 030 6922222 (ermittlungsausschuss)

Keine Angst vor Punk

Keine Angst vor Punk
Oder: Randale machten andere

Was musste ich in Freitag lesen, als ich eigentlich nur nach dem Ergebnis des Freitagsspiels der Bundesliga schauen wollte. Spiegel Online schrieb von übelsten Ausschreitungen in Kreuzberg und ich habe von alledem nichts mitbekommen. Wer aucgh immer das war, die Punks, die sich gerade mit mir vor der Trinkteufel Bühne versammelt hatten und die Towerblocks hörten – und das waren eine ganze Menge – hatten nichts damit zu tun. Überhaupt schien mir das ganze eher von anderer Seite auszugehen, aber davon an anderer Stelle mehr.

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Also auf der Trinkteufel Bühne spielte die Towerblocks und die Strophe „Be proud to be Punk, be proud to be psycho or maybe a skinhead“ konnte ich so absolut unterschreiben. Okay okay, ich bin weder das eine noch das andere und auch nicht das letzte, aber ich komme aus der musikalischen Ecke mit laut und dreckig. oder laut und melodisch. Und die Towerblocks boten das. Interessant für mich war, dass es super friedlich war. Sowohl Gäste als auch Security waren vollkommen entspannt. Ein Punk, der angetrunken war wurde von anderen mehrfach von der Absperrung gepflückt und wenn er doch einmal rüberkam wurde er ebenso mehrfach freundlich von der Security eingefangen und wiieder vor die Absperrung gebracht. Super Security.

Überhaupt kann man den Machern vom Myfest nur gratulieren. Tolle Orga, gelassene aber genügend und gute Security, und sogar bezahlte Flaschensammler, die potentielle Wurfgeschosse einsammelten.

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Was die Musik anging hat dieses Jahr die Trinkteufel Bühne gegen die Coretex Bühne gewonnen. Gut indess und von Massen an kunstvollen Irokesen-Frisuren und Flats bevölkert waren beide Bühnen. Und es hat sich auch nichts beim Ausdruck „bevölkert“ getan, als später an anderer Stelle Randale war. Das schöne Sprichtwort „Da geht der Punk ab“ stimmte nicht, der ging auf und vor der Bühne ab. Beispielsweise noch mit The Headlines, dessen Bassistig eindeutig Punkte für ihre Frisur bekam, während bei Frontkick diese Punkte eher an den Herren an der Leadgitarre gingen. Auf jeden Fall ging es um Attitüde und um Musik, nicht jedoch um Randale. Der Sinn des Myfest ging also absolut auf.

Später, als die meisten Bühnen bereits dicht gemacht hatten, tanzte ich an der Viva Con Aqua Bühne und keine 30 Meter weiter brannte es dann doch noch. Jugendliche mit – wie man so schön sagt – Migrationshintergrund brannten auf der Strasse Pappe und Kartons an. Klar, die brennen gut, verbrennen aber auch ganz schön schnell. Insgesamt schien mir das allerdings eher Kinderkram zu sein. Idioten und Krawallmacher ohne politische Botschaft. Man hätte ihnen links und rechts eine zimmern sollen. Die Polizei jedoch ging auf Nummer sicher und gab eine wohldosierte (wohl reichlich dosierte) Ladung Pfefferspray ab, dass dann leider auch unbeteiligte vor der Viva Con Aqua Bühne traf. Ganz schön durchdringend das Zeug.

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Insagesamt muss ich aber auch der Polizei ein riesen Lob machen, obwohl sie zu späterer bzw. früherer Stunde in 30er Trupps schwergepanzert durchs Myfest streunten, blieben sie einigermaßen locker und liessen sich auch von Provokationen nicht aus der ruhe bringen. Nur das mit dem Pfeffersprach hätte eben nicht wirklich sein müssen.

diese Liebe war einseitig

Insgesamt: Punks ruhig und gelassen, Security ruhig und gelassen, Polizei ruhig und gelassen. Und dass idioten die Feuer machen und Barrikaden bauen nen Knüppel und Pfefferspray bekommen ist deren eigene Schuld. Insgesamt scheint mir, je kunstvoller der iro, desto weniger ein Chaot.

Myfest Kreuzberg

Myfest Kreuzberg, einer der Gründe warum ich hier lebe.

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In Hamburg war mein absolut liebstes Fest der Hafengeburtstag. Ich fieberte jedes Jahr schon Tage und Wochen vorher darauf hin, und ich liebte es, dort von Musikbühne zu Musikbühne zu streifen und neue Musik sowie altbekanntes zu sehen. Besonders begeisterten mich immer die Undergroundbühnen in der Bernhard Nocht Strasse, Punkbands, Soundsystems, Reggae, Hip Hop und all das eben nicht gesponsert von einem großen Bierhersteller oder Radiosender. Hier ist Musik irgendwie noch echter und die Besucher sind ebenso spannender.

ein kleiner Pirat mit Schallschutzkopfhörern vor der Trinkteufel Bühne

In Berlin gibt es ähnliches, nur ohne Hafen und ganz ohne Becks Bühnen. Das Myfest Kreuzberg. Schon letztes Jahr war ich dort – meistens an der Coretex Bühne – und generell ziemlich begeistert. Ich kenne ansonsten kein Strassenfest, wo so unterschiedliche Personen und Musikstile in solch einer Masse aufeinandertreffen.

Schon letztes Jahr wurde ich am 1. Mai um 12 Uhr von „Deutschland muss sterben“ geweckt, weil die revolutionäre 1. Mai Demo auf dem Platz vor meiner Wohnung startet. Das mit Slime scheint aber ein ritual zu sein, denn auch in diesem Jahr weckten sie mich wieder mit Slime um mir dann zu erklären, dass „das System weg muss“ und nur die kommunistische Weltrevolution uns weiterhelfen würde… na denn. Das hat sie ja auch in der Vergangenheit gezeigt.

Nundenn, danach gings los, die große Bühne auf dem Oranienplatz machte noch eine ganze Menge Soundchecks bevor es dann wirklich losging. Wie schon gesagt mit Musikstilen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Auf der Bühne mühte sich gerade ein Möchtegern-Gangsterrapper vor seinen paar Gangsterrapper-Freunden und einigen Besuchern ab während 50 Meter weiter Punks zu „Griechischer Wein von einer Blaskapelle gespielt tanzten…

Für mich war es dann der Grund aufzustehen und das Myfest Kreuzberg bis nachts zu besuchen, mich vollzufressen und von einer Bühne zur nächsten zu ziehen – und es gab viele Bühnen. Gangsterrapper, Blaskapellen, Rhytmus Kongos, Liedermacher, Soulstimmen, Human Beatboxes, Reggae Soundsystems, House DJ’s, Türkische Folklore, Hardcorebands, Punkbands, Skabands, Hip-Hopper, Folkbands. Hab ich was vergessen? Bestimmt 12 Bühnen + diverse Plätze für Musik ohne Bühne. Großartig für jemanden wie mich.

Beim Essen war es ähnlich, man denke sich ein Land aus uns bekam sicher auch davon etwas zu essen – irgendwo. Das interessante am Myfest Kreuzberg ist aber der wenig kommerzielle Anstrich. Selbstverständlich kosten die Bands Geld, aber sie wurden nicht von einem Getränkehersteller gesponsert, es gab auch keine externen Anbieter sondern jeder Laden hat seinen Beitrag zum Myfest beigetragen. Und all das hatte durchaus einen politischen Bezug links der rechten Mitte. So mag ich es.

Multikulti Essen

Erstaunlich auch, dass ich eigentlich den ganzen Tag bis in die Abendstunden auf dem Myfest keine Polizei gesehen habe, nichteinmal, als die berühmt-berüchtigte „18 Uhr Demo“ friedlich durchs Myfest zog

Ich Marx einfach nicht

Wie gesagt, das Myfest Kreuzberg ist einer der Gründe, warum ich gerne hier lebe.