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Gema Tarifreform

Eigentlich wurde doch schon fast alles zur Gema Tarifreform geschrieben, was zu schreiben ist, aber zur großen Demo zur Gema Tarifreform vorgestern abend muss ich auch noch einmal etwas schreiben – gestern ging es leider nicht, da gab es wichtigeres… Drum heute.

Ich denke, alle haben schon mitbekommen, dass die Gema gerade eine große tarifreform beschlossen hat, die preise für Clubs und Discos wohl extrem ändern. Genannt werden gebührenerhöhungen von 600 – über 1.000 % … und selbst wenn das Propagandazahlen sein sollten und man mal von günstigen 400 % ausgehen würde, würde das wohl tatsächlich das ende von viel Clubkultur bedeuten.

Erstaunlich, dass soetwas möglich ist. Man nehme nur einmal an, Vermieter würden eben mal die Mieten um das vierfache erhöhen. Klingt irgendwie sittenwidrig, oder. Zumindest in meinen Ohren. Und selbst, wenn die Gema sagt, die Clubs hätten halt in ihren Augen bisher zu wenig gezahlt, dann ist eine vervier, -sechs, -achtfachung der nicht gerade günstigen Preise eben eien Frechheit und nicht wirklich zu zahlen, wenn man ein Geschäftsmodell auf bisherige Preise aufgebaut hat… Irgendwie verständlich.

Klar, dass das dann auch eher diejenigen Clubs hart trifft, die Berlin ausmachen. Während ein Felix vermutlich ohne Probleme die preise erhöhen kann, ein adagio vielleicht auch, wird es bei einem Yaam wohl kaum gehen, bei einem Geburtstagsclub (ach der ist ja eh weg), Schwuz, Bassy, Roadrunners Paradise bei alljenen Clubs, die eben etwas Underground sind.

Und, ja, die Touristen kommen zu einem großen teil wegen der berliner Clubkultur – und ja, auch ich bin deswegen eigentlich nach berlin gekommen. Drum wäre es wirklich extrem schade, wenn solch eine gema Tarifreform dieses zerstören würde…

Folglich gesellte ich mich zu den anderen Demonstranten vor dem Frannz Club in der Kulturbrauerei um zu demonstrieren. Manche sprechen von 2.000 bis 5.000 Personen, die da waren… Das ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen, aber es waren doch viele Menschen da – und das ist positiv… Vielleicht bewirkt es ja.. und selbst wenn es nur ein Anfang gewesen sein sollte…

Überhaupt, kann mir einer sagen, warum der Frannz Club bzw die Kulturbrauerei sich bereitfinden, ein Gema-Mitgliederfest zu beherrbergen. Das scheint mir ähnlich zu sein, wie wenn ein türkischer Gastwirt einen NPD Parteitag ausrichtet… Ich verstehe das nicht

Man muss nur einmal rechnen: selbst es „nur“ 400% Erhöhungen pro club sind, dann können ohne probleme 74 % dieser Clubs schliessen und die gema würde trotzdem mehr Gewinn machen. das mit dem Ast auf dem die gema sitzt, passt hier also irgendwie garnicht.

Leider merken die Leute soetwas ja immer erst, wenn es eingetreten ist und sie dann betrifft, jammern sollte aber nur dem gestattet sein, der etwas gemacht hat. Sei es, an einer Demo teilgenommen zu haben oder zumindest – im kleinsten Fall – an der Online Petition teilgenommen zu haben … denn 500.000 klingen eindeutig besser als 190.000 also:

hier mitmachen…. Jetzt!

 

Wilde Renate

Die Wilde Renate

Die Wilde Renate ist keine weibliche Furie, sie ist auch keine ganz üble Schlechtwetterfront (die ja auch immer weibliche Namen verpasst bekommen, sondern eine Musikabspielstätte… Ich verweigere mich extra dem Wort Disco, denn das ist es irgendwie nicht und auch unter dem Wort „Club“ stelle ich mir gemeinhin etwas anderes vor… Um ganz ehrlich zu sein ist die Wilde Renate ein Abbruchhaus, in dem zu elektronischer Musik gefeiert wird. Auf zwei Stockwerken legen in einigen ehemaligen Wohnungen DJs auf und so viele Leute, wie das eben wissen und wie in diese wenigen Wohnungen passen, feiern dazu.

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Dummerweise sind das trotz oder genau wegen dem Abbruchcharme, die die wilde Renate darstellt, eine ganze Menge Personen, denn sie gilt längst als ein offener Geheimtip. Mehr offen als geheim allerdings, denn ich stand als ich ankam am ende einer langen Schlange… selbst eine dreiviertelstunde später stand ich am – wenngleich anderen – Ende dieser Schlange und bangte darum eingelassen zu werden… Vor mir wurden das einige nicht, mit dem Hinweis auf fehlende Weiblichkeit.. Da ich nicht gedresst und eindeutig männlich war, waren meine Chancen eher gering, aber ich hatte einen Trumpf an, meinen roten Schottenkaroanzug. Offensichtlich fand der Türsteher, der die wilde Renate vor übermäßig männlichen oder langweiligem Publikum bewahrte, dass ich es somit verdient hätte, einzutreten….

Okay, ich war also drin und schob mich durch diese Abbruchwohnungen mit kahlen Wänden und eingerissenen Mauern, mit Kitsch ausgekleidet und einer DJ-Bühne, die nur provisorisch schien… Doch dieses Provisorische Flair hat System. Offensichtlich soll die Wilde Renate die Zeit zurückholen, in der wilde Technoparties in Abruchhäusern und ähnlichen Locations stattfanden und nur Eingeweihte dieses wussten… Das klappte ganz gut, nur das mit den Eingeweihten eben nicht. Denn über diesen Status ist die wilde Renate lange hinaus. Trotzdem macht sie Spaß.

Ich kannte solch ein Abbruchflair bisher nur von der roten Flora aus Hamburg, dem großartigen Epizentrum des hamburger Schanzenviertel…. Diese Musikabspielstätte allerdings ist kein Epizentrum sondern liegt in der Mitte von nirgendwo ganz weit aussen in Freidrichshain nicht weit von der Spree an der Treptower Brücke. Trotzdem war die Stimmung gut und die Musik klasse. Insofern ist die Wilde Renate durchaus ein Tipp von mir an jeden, der auf elektronische Musik steht und nicht im kleinen Schwarzen mit High Heel Sandaletten ausgehen muss. Denn die wären hier fehl am Platze.