Die Bundestagswahl steht an und damit auch wieder ein Fridays For Future Klimastreik direkt am Freitag vor der Wahl.
Ich habe mir extra Urlaub genommen, um hinzugehen – und es waren viele, die es mir gleichtaten. Möge es bitte etwas bewirken.
Die Bundestagswahl steht an und damit auch wieder ein Fridays For Future Klimastreik direkt am Freitag vor der Wahl.
Ich habe mir extra Urlaub genommen, um hinzugehen – und es waren viele, die es mir gleichtaten. Möge es bitte etwas bewirken.
Wir leben in schlimmen Zeiten. Im Mittelmeer ertrinken Menschen, weil wir glauben, das Boot sei voll. In Deutschland treibt eine Partei die anderen mit Hetze und Rassismus vor sich her und verschiebt mit jedem Tabu-Übertritt die grenze des sagbaren ein wenig weiter.
Es fliegen wieder Feuerwerkskörper und schlimmeres auf Ausländerheime, jedes Jahr verzeichnet Maneo mehr Übergriffe auf Homosexuelle und Queere Menschen und übers Thema Klimawandel wollen wir garnicht reden.
Klar, wir kennen alle den #wirsindmehr Hashtag, aber viel zu oft glaubt man das kaum noch, denn die „mehr“ sind oft viel zu leise und zu unsichtbar. Heute waren sie sehr sichtbar.
Das Bündnis #unteilbar hatte mit bis zu 40.000 Demonstranten gerechnet. gekommen sind dann mit knapp 240.000 Menschen mal eben 6 x so viele. Ich habe in Berlin schon wirklich große Demos gesehen, aber diese Demo schlug sie alle.
Schon vorher hatte ich Bilder vom Alexanderplatz gesehen, der schon sehr voll war. Wir trafen uns im Hansaviertel bei einem Mini-Cupcake-Laden um den Start der Demo an uns vorbeilaufen zu lassen.
als wir uns dann eine halbe Stunde später auf den Wegmachen wollten, lief die Demo dicht dicht dicht gedrängt auf zwei Strassenseiten je vierspurig an uns vorbei. BOH war die groß und vielfältig.
Tatsächlich kamen knapp zwei Stunden nach Demobeginn die ersten bereits an der Siegessäule an, als die letzten gerade den Alexanderplatz verliessen. Dazwischen 240.000 Menschen und wir. Eine großartige Demo und ein großes Zeichen.
g
h
Wenn die NPD oder andere Rechte durch Berlin ziehen wollen, dann bin ich da, das ist gar keine Frage.
Dieses Jahr allerdings, war die Sache noch etwas anders als sonst. Als ich den Aufruf las, wurde es für mich eine persönliche Angelegenheit
Kreuzberg muß befreit werden – sicher, sauber, ordentlich!
Weg mit Multikulti – Kriminalität – Verslumung!Seit rund drei Jahrzehnten ist der heutige Berliner Ortsteil Kreuzberg ein multikulturelles Ärgernis. Überfremdung, Multikulturalität, Kriminalität und eine sich eigendynamisch verstärkende Verslumung sind die kennzeichnenden Begriffe des vollständigen Versagens der rot-grünen Politikerklasse Kreuzbergs. Viele Menschen benutzen den Namen Kreuzberg sinngemäß als Ersatzbegriff für Rauschgift, Islamismus, Verbrechertum, Anarchie, Müll, Gewalt und Tod. Der Landesverband Berlin der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) vertritt die Auffassung, daß die von den SOZI-LINKS-GRÜN-CDU-PIRATEN vorsätzlich herbeigeführten multiasozialen Zustände durch zivilgesellschaftlichen Widerstand öffentlich angeprangert werden müssen. Zivilgesellschaftlicher Widerstand gegen Gewalt und Multikulturalität – für deutschen Humanismus und menschenwürdige Ordnung muß die Brennpunkte von Multikulturalismus, Kriminalität und Verslumung aufsuchen.
Daher demonstriert die NPD mit befreundeten Gruppen und allen Menschen die sich gegen diese Verhältnisse wehren wollen am 26. April 2014um 12:00 Uhrfür ein sauberes, ordentlich deutsches Kreuzberg –
gegen Multikulti, Multiasi, Multikrimi!
Der multikulturelle Stadtspaziergang soll die zur Zeit bekanntesten Brennpunkte der antihumanen SOZI-LINKS-GRÜN-CDU-PIRATEN-Politik aufsuchen. Wir wollen folgende Orte besichtigen:
Gerhart-Hauptmann-Schule – Oranienplatz – Görlitzer Park – Kottbusser Tor!
Bäääämmm! Multikulturalismus
Bäääämmm! Kreuzberg
Bäääämmm! Oranienplatz
Kreuzberg muß befreit werden??? Von wem?
Meiner Meinung nach von Rechten, die dort hinwollen!!
Das sie niemand hier will zeigt das Wahlergebnis eindrucksvoll (2 Stimmen in meinem Wahllokal)
Rechte, die genau vor meinem Fenster aber weit genug weg um mit Tomaten zu treffen durch Kreuzberg marschieren? No Way. Nicht mit mir. – Wobei ich mir von Anfang an sicher war, dass diese Route durch die Häuserschlucht der Oranienstrasse eine halbe Woche vor dem 1. Mai eh nicht genehmigt würde.
Video von Leftvision
Das dachten offenbar auch andere, und so hielt sich die Mobilisierung (sehr) in Grenzen. Kaum Plakate, kaum Flyer kaum Informationen. Ich hatte bereits Angst, es wisse gar niemand davon. Ich täuschte mich.
48 Stunden vor der geplanten NPD Demonstration gab die Polizei eine geänderte Route in die Öffentlichkeit. Jannowitzbücke – Moritzplatz – dann Richtung TAZ Gebäude in Mitte. Kein Oranienplatz mehr, keine Oranienstrasse und „nur“ eine Zwischenkundgebung knapp 200 Meter von mir am Moritzplatz und somit nur knapp in Kreuzberg.
Besser aber nicht gut. Und so machte ich mich unter meinem persönlichen Motto am Samstag auf den Weg. Und in meinem persönlichen Tagesmotto „Berlin bleibt Bunt und Kreuzberg erst Recht“ sowie in Erfahrung von vor vier Jahren als sich Clara mehr oder weniger ungestoppt enfemme durch den Polizeikorridor bewegen konnte, weil die Herren in Grün irgendwie mit ihr nicht umgehen konnten, warf ich mich in Schale um den Moritzplatz zu verteidigen…
…Konnte aber schon um 11 Uhr sehen, dass das unnötig ist, da sich bereits viel früher am Sage auf etwa 450 Metern NPD Strecke eine unräumbare Blockade formiert und niedergelassen hat.
Später schaffte es eine kleinere Blockade noch eine Strasse weiter also auf knapp 280 Meter Demostrecke. Die wäre zwar hart räumbar gewesen hätte aber eben nur 170 Meter weiter geführt.
Mir zeigte es, dass ich hier nicht gebraucht würde, zog also zu den kleineren Blockaden in den Seitenstrassen, die nach und nach alle sehr gut besetzt wurden. Überalls deutlich mehr Demonstranten als Polizisten und Faktor X zu dem jämmerlichen Häufchen Elend auf der Jannowitzbrücke.
Laut Medien irgendwas zwischen 4.000 und 6.000 Gegendemonstranten bei 8 Blockaden hinter der NPD, vor der NPD und an jeder kleinen Strasse, die eine Ausweichroute hätte darstellen können. Einigermaßen friedlich durchkommen?? Keine Chance.
Es war ein tolles Bild. Ich stand später am Wasser der Spree und schaute auf die andere Spreeseite und sah nur Menschen. Ein echtes Happening und – vollkommen friedlich.
Kurzzeitig wurden die Polizisten vor uns zwar sehr unruhig, als irgendwo eine Blockade nicht mehr benötigt wurde und mehrere hundert Personen auf einen Schlag zu uns stiessen.
Helme runter – Pfefferspray entsichern – böse gucken.. Blieb aber friedlich.
Vor allem, weil die NPD dann tatsächlich auch nicht weit kam. Die NPD kam bis halb zum Sage – und musste einsehen, dass es in keine Richtung weitergeht. Also kehrte sie zurück und stieg in die S-Bahn in Richtung Adlershof wo sie eine kurzfristige Spontan-Demo abhielt. Sie kam also wirklich nur 200 Meter weit!!!. – Und das weit weit weg von Kreuzberg, auch wenn Herr Schmidtke seinen Kameraden weismachen wollte, sie seien in Kreuzberg. Wir wussten es besser!
Als die Rechten sicher in der S-Bahn waren ging es dann von allen Barrikaden als Jubeldemo zum Moritzplatz. Wir kamen an, die NPD nicht.
Ein paar schöne Nebenanekdoten gab es auch.
Das habe ich zwar nicht mitbekommen. Aber es erklärt, warum da auf einmal Menschen waren. Bis dahin war nämlich noch eine kurze Rundstrecke möglich… Dann nicht mehr 🙂
Nur eine Sache ist mir gestern negativ aufgefallen. Es gibt in Berlin ja seit 2011 eine Kennzeichnungspflicht für Polizisten. Eine klare Nummer aber keine Namen oder ähnliches. Sehr gut. Doch ich sah diese beiden Polizisten gestern nicht und musste feststellen, dass ich mich irre.
Die Kennzeichnungspflicht gilt nur für Berliner Polizisten, aber nicht für Polizisten, die in Berlin Polizeigewalt wahrnehmen bzw. ausüben – wenn sie nicht aus Berlin sind.
Die Thüringer Polizisten brauchten sich also nicht zu erkennen geben. Man stelle dann also an kritische Punkte einfach Polizei aus anderen Bundesländern und alles ist fein? Was für ein Bullshit…
Großartig auch das Brautpaar, dass aus der Kirche am Märkischen Museum kam und von vielen hunderten Demonstranten bei der Abfahrt mit ihrer weissen Kutsche bejubelt wurde. Die Hochzeitsgesellschaft werden die beiden sicher nie vergessen. Auch wenn sie danach noch ein paar Mal anhalten mussten, da ihnen Polizeiwagen den Weg versperrten.
Insgesamt war es eine wunderbar erfolgreiche Gegendemonstration mit vielen freundlichen Demonstranten und allerbestem Wetter, bei dem die Rechten nur 150 Meter kamen und Kreuzberg nicht einmal von weitem sehen konnten.
Ich habe mal zur Sollstrecke (rot) die Ist-strecke (blau) hinzugefügt – und die Blockaden (pink) 🙂
150 Meter is keine Demonstration !!!
Weiter gehts am 1. Mai in Neukölln 🙂
Die Situation in Russland ist ja in aller Munde und hat tatsächlich dazu geführt, dass zur Leichtathletik WM in Moskau der Sport – sogar in den Medien – zeitweise in den Hintergrund gerückt ist. Das war ja kaum zu erwarten und erfreulich – alleine gebracht hat es nicht viel.
nun war es ja nicht das letzte große Sportereignis, welches in Russland stattfinden soll. In knapp 6 Monaten finden die XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi statt und es ist traurig, was das IOC dazu zu sagen hat:
„Als Sportorganisation können wir weiterhin daran arbeiten, dass die Spiele ohne Diskriminierung gegen Athleten, Offizielle, Zuschauer und Medien stattfinden.“ Das IOC habe „Zusagen von höchsten Regierungsstellen in Russland, dass diese Gesetzgebung niemand beeinträchtigen wird, der die Spiele besucht oder daran teilnimmt“
Bullshit!
Was davor, oder danach in Russland passiert ist dem IOC egal, oder was denen passiert, die eben „nur“ in Russland leben und nicht zufällig an den spielen teilnimmt. Nicht egal ist dem IOC allerdings, wenn eine Spielerin Regenbogenfarbene Nägel hat. Ich könnte mir aber schon vorstellen, dass das IOC ebenfalls kein Problem damit hat, wenn eine wirre russische Stabhochspringerin ihre noch wirreren Meinungen der Öffentlichkeit kundtut.
In meinen Augen erinnert mich das ganze ein wenig an Berlin 1936 in Hitlerdeutschland. Und „Ja“, ich weiss, dass sich eigentlich jeder Vergleich eines Staates mit Hitlerdeutschland verbietet, da kein anderer Staat 6 Mio Menschen ermordet hat, aber das hatte Deutschland im Jahre 36 auch noch nicht.
Das mal außer Acht gelassen sind aber schon ähnliche Merkmale zu sehen.
Es gab da in Deutschland einen Menschen, der sich mehr oder weniger selber unter windigen demokratischen Umständen zum Reichskanzler ernennen ließ und einen Menschen der ebenso windig vom Präsidenten zum Regierungschef und zurück wählen ließ. In beiden Fällen hatten während der Zeit Bürgerrechte, Menschenrechte und politische Oppositionen wenig zu lachen und in beiden Fällen wurden während dieser Menschen qua Gesetz zu Menschen zweiter Klasse degradiert. Menschen, die in der Folge einen gewissen vogelfreien Status haben und deren Misshandlungen gesellschaftlich anerkannt und juristisch nicht mehr wirklich geahndet werden….
Beide Staaten versuchen sich in der Folge mittels der Olympischen Spiele weltweit als tolle Gastgeber und Saubermänner zu inszenieren in denen zu den Olympischen spielen auf einmal alles okay ist – zumindest für diese Zeit. Mir machen diese Dinge Parallelen bis zu diesem Bereich Angst. Und ich will nicht, dass weitere Parallelen auftauchen.
„Nein“, ich bin nicht direkt betroffen, ich bin nicht homosexuell. Aber ja, ich bin Transe, Drag, Queer. Ich wohne zudem in Deutschland, kann CSD’s besuchen und sogar ohne irgendwelche Repressalien Regenbogenflaggen hissen und sogar tragen. Für all das würde in in Russland bereits verhaftet werden können – und vermutlich werden. Das ist für mich nicht hinnehmbar, auch nicht, wenn es andere trifft und nicht mich und selbst dann nicht, wenn es in einem anderen Land passiert.
Ich denke da an folgende Sätze:
Als sie die Kommunisten geholt haben,
hab ich nichts gesagt. Ich war ja kein Kommunist.Als sie die Sozialdemokraten geholt haben,
hab ich nichts gesagt. Ich war ja kein Sozialdemokrat.Als sie die Juden geholt haben,
hab ich nichts gesagt. Ich war ja kein Jude.Als sie mich geholt haben, war niemand mehr da der hätte etwas sagen können.
Russland zeigt ganz klar faschistoide Tendenzen und ich will nicht irgendwann der sein, der nichts gesagt hat.
Daher mache ich am Samstag, dem 31.08. meinen Mund auf und Besuche die Enough is enough – Open your Mouth Demonstration vom Kudamm zur Russischen Botschaft. In meinem Regenbogen Outfit allerdings ohne die Flügel, denn es ist kein CSD, es ist keine Party. Es ist eine Demonstration! Sie DARF bunt werden, man soll uns sehen und bemerken aber sie MUSS laut werden – und damit meine ich keine Bässe von LKWs mit Werbung drauf sondern Parolen, Schriftzüge u.ä. Und übrigens, ich glaube und hoffe, das wird sie.
Ich komme am 31.08. um 12:00 zum Kurfürstendamm Ecke Bleibtreustrasse und ich hoffe Du, der du das gerade liest auch. Sei auch jemand der NICHT nichts gesagt hat – egal ob es Dich gerade betrifft oder nicht.
Btw. und nur zur Sicherheit.
Natürlich weiss ich, dass andere Länder noch schlimmer die Räder der Zeit zurückdrehen und gar die Todesstrafe einführen wollen. Russland als größtes Land der Erde hat allerdings eine weitaus größere „Vorbildfunktion“ für andere Staaten als es beispielsweise Uganda hat. Schlimm ist beides und ich habe entschieden, im Moment mehr Fokus auf Russland zu legen und NICHT nichts zu sagen.
Bekanntermaßen muss sich jeder CSD, jede Gaypride Parade in Deutschland immer wieder dagegen wehren, dass ihr vorgeworfen wird, nur noch eine Party- und Kommerzveranstaltung zu sein.
Unter diesem Wissen sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass man immer wieder daran erinnert, dass es sich um eine Demonstration handelt – und genauso selbstverständlich sollte es eigentlich auch sein, dass man allzu plumpe Vereinnahmungen ablehnt. So wie dieses Jahr der Paraden-Beitrag von Citeecar.
Mich hat das wirklich wütend gemacht – ich habe wirklich noch keine derartig plumpe Werbung auf einem der CSDs gesehen und ich habe nun schon viele Jahre mal drei bis vier Paraden miterlebt.
Was zum Teufel sollte das?
Fünf hintereinander fahrende Autos ´a vielleicht 4,50 Meter + 4 *3 Meter Abstand ohne irgendwelchen näheren Sinn – außer Werbung. Jeder konnte auf umgerechnet etwa 35 Meter Parade nicht viel mehr erfahren, außer dass man bei Citee Autos ab 1 € mieten könne…
So geht das nicht.
Okay, ich habe schon andere Werbung auf den CSDs gesehen, aber zumeist versuchen die Firmen das irgendwie zu „verschleiern“ Mit Slogans, mit Regenbogen Fahnen oder mit etwas Musik. Einfach nur plumpe, unverschleierte Werbung allerdings, das ist neu. Ehrlich gesagt hat mich das wirklich geärgert.
Auf die Frage an einen der Fahrer, welche andere Message sie transportieren würden außer Werbung antwortete er mir ehrlich:
„Keine andere Message“;
„Das ist doch ganz schön frech, oder?“
„Sorry, ich habe mir das nicht ausgedacht“
Also Citeecar, wer von Euch hat sich das ausgedacht, und schämt ihr Euch wenigstens ein kleines bisschen?
Achja und Hamburg Pride, ich wünsche Euch etwas mehr Selbstwertgefühl, bei soetwas auch mal „Nein“ zu sagen. Schaut doch bitte in der Zukunft ein wenig auf die Wagen, dass zumindest ein Mindestmaß an Botschaft enthalten ist… Solch Teilnehmer solltet Ihr dringend absagen. Lieber eine Teilnehmergebühr weniger. Zumindest sah ich das so, und jene, mit denen ich mich darüber unterhielt, auch…
Man muss den massigen Zweiflern ja nicht mutwillig Zündstoff bieten!
Und nein, nur weil der Slogan des CSD auf dem Dach steht (wo ihn nur ein Hubschrauber lesen kann) oder auf der Tür ein Hinnerk Schriftzug prangt wird aus einer Werbeaktion noch kein CSD-Beitrag!
Die letzten Jahre haben eine große Schere aufgetan, was die Rechte der gesamten queeren Community – besser wohl den Communities – angeht. Während einige Länder große Fortschritte gemacht haben haben andere Länder das Rad in Richtung Steinzeit zurückgedreht. In Europa pendelte sich Russland da gerade extrem in die falsche Richtung – welche man lange überwunden geglaubt hat. Zeit für einen politischen CSD.
Der Berliner CSD stand daher auch unter einem politischen Motto, das offiziell „Schluss mit Sonntagsreden“ hiess. Inoffiziell war das Motto aber eher „Mit Verlaub Herr Putin, sie sind ein Arschloch“ und der Berliner CSD war ein großes Statement zur Situation in Russland. Als erster LKW führ ein russischer LKW, der GMF Wagen widmete sich ganz Ivan dem Schrecklichen Herrn Putin, man sah massig Plakate, Parolen und Banner gegen die Situation ins Russland und hörte allenthalben Sprachen, die eher dem Ostblock zuzurechnen waren.
Berlin dürfte wohl mittlerweile der östlichste CSD sein, der eine gewisse Größe UND Sicherheit bietet. Und er schallt mit Sicherheit gen Osten wie früher Rias. Wird es Putin interessieren, nein selbstverständlich nicht. Wird es östliche Besucher interessieren, Ja, selbstverständlich, wird es queere Personen in den Ländern interessieren, ich denke schon. Der Berliner CSD zeigt, dass die Rad-zurückdreh-Aktionen nicht gottgegeben sind, sondern, dass es auch anders geht. Hier kann man offen auf einem CSD unterwegs sein – und man kann sogar feiern und die Menschen drumherum feiern mit. Der CSD feiert 44 Jahre Stonewall, viel erreichtes und demonstriert gegen all die negativen Tendenzen.
Und, ich gebe zu, ich hatte es als nicht betroffener nicht so wirklich auf dem Schirm, dass auch in Deutschland selbst in Berlin in Sachen Akzeptanz nicht alles Gold ist, was auf dem CSD glänzt. Das macht betroffen und alles zusammen bedeutet nur: der CSD ist so wichtig wie immer, vermutlich noch viel wichtiger als in den letzten 5-10 Jahren. Also lasst uns demonstrieren und feiern… und bei beidem bin ich mit vollem Herz dabei.
Kommen wir also zur feierei… Dafür hab ich ja Wochen lang geklebt, statt mir an einem Tag ein Spruchbanner zu basteln. Wenn man feiern will, dann will ich auch glänzen. Ich könnte nun hochtrabend sagen, „mit meinen Kostüm wollte ich gemäß dem Motto der Politik den Spiegel vorhalten“ aber weit gefehlt, ich wollte einfach blendend aussehen und das hat geklappt, es war ein sonniger Tag und ich reflektierte hervorragend die Sonnenstrahlen und sah meine reflektierten Sonnenstrahlen an Passanten und Häusern an der Strecke.
Nicht so richtig auf dem Schirm hatte ich das Gewicht des Kleides. Es ging so weit, dass ich meine Nachbarin um Nachbarschaftshilfe beim Anziehen bitten musste. Hochhalten und gleichzeitig zumachen… fast unmöglich. Egal, sie half mir und ich konnte mich vorsichtig ins Auto hieven… merkte dabei aber schon, dass das eine schwierige Kiste wird. Sicherheitshalber parkte ich daher mein Auto etwa auf halber Strecke und fuhr per Taxi zum Startpunkt.
Wie nicht anders zu erwarten, befand sich da zu dem Zeitpunkt auch schon Tatjana Taft in ihrem Medusa Outfit…. Hmmmm dem aufmerksamen CSD Besucher wie mir, kommt das doch arg bekannt vor… Okay, sie klärte mich auf. Das eigentliche Kostüm sei noch nicht fertig und dieses hätte sie in Berlin noch nie getragen. Oh, das eigentliche Kostüm ist noch nicht fertig? Dass so etwas auch Profis wie Tatjana passiert. Stimmt einen ja fast etwas glücklich.
Mittlerweile weiß ich auch, dass sie Spiegel auch mal in einer Kostümidee hatte, es aber dem Gewicht wegen verworfen hat… Sie war also klüger als ich … und ich musste damit leben. Erst klappte alles noch ganz gut, ich kam gut an, spielte mit meiner Discokugel und interessierte genug Fotografen. Kostüm kommt an. Haken dran.
Mit weiterer Strecke zeigte sich aber das Kostüm + Peeptoes keine gute Idee war. Wenn sich einmal die ersten beiden Zehen in den Peeptoeschlitz drücken, kann man sie eigentlich nur noch amputieren, so schmerzt es… Beim gehen geht es gerade noch, aber der Zug stoppte oft und laaange und stehen geht dann gar nicht… Hinsetzen? Mit dem Kleid keine gute Idee, also Schmerzen ertragen und hoffen, dass der Zug bald weiterfährt.
Immer wieder erstaunlich, wie man ein genervtes und von Schmerzen gezeichnetes kurzfristig zum Grinsen bringen kann, wenn eine Fotokamera das schafft. Geübt eben. So schaffte ich noch den immer großartigen Bereich rund um den Nollendorfplatz und das Goya, mit dem festen wissen, bald steht da mein Auto und ich kann wechseln.
Als ich fast mein Auto erreicht hatte, bat mich Daphne AKA Daphne Maria Mater d’Or noch zu einem obligatorischen Foto, dass ich allerdings nur noch sehr gequält hinter mich bringen konnte, ein echtes Lächeln war erst wieder möglich, als ich mich der Schuhe entledigt hatte – und auch meine Kleid…. Etwas ernüchternd, wenn einem mit dem Zweitkleid, dass man mal eben gekauft hat genauso viele Menschen sagen, wie toll das ist, wie beim anderen Kleid, an dem man Monatelang (naja zumindest wochenlang) gebastelt hat.
Aber egal, ab nun war ich privat und in zivil hier. Ich unterhielt mich gerade mit einem Fotografen über die Drags, als ich am Horizont die grünen Medusen näherkommen sah… und ich sag noch „Gleich kriege ich Ärger, weil ich die Schuhe ausgezogen habe“ … Tatjana kam näher und es kam so. ich solle gefälligst im Blog auch schreiben, dass ich die Schuhe gewechselt habe und nicht nur, dass sie ein Kostüm recycled hat… …Nach vielen Jahren CSDs wissen wir beide scheinbar, was jeweils von der anderen Person zu erwarten ist 🙂 Okay, ich schrieb beides… Ja, ich habe zum ersten Mal einen CSD abgebrochen und ich werde nicht noch einmal Peeptoes tragen.
Als ich dann da so rumstand und fotografierte, kamen auch Diana, Sheila und Janka vorbei, die leider viel länger brauchten, als geplant und so erst sehr spät in den Zug einstiegen. Ich wollte eigentlich dort wieder einsteigen, aber ein Versuch mit meinen Schuhen zeigte mir, dass ich mir das vollkommen abschminken kann, also blieb ich und fotografierte weiter.
Unter anderem kam mir dabei auch Jessica Spirit vor die Linse – und ich erkannte sie nicht. Dabei gehörte sie in meinen Anfangstagen zu meinen absoluten Idolen, wie ein Blogbeitrag aus 2006 !!! beweist, den ich schrieb, nachdem ich tatsächlich von Sheila ( ja genau DIE Sheila ) als Idol bezeichnet wurde… Das ist 7 Jahre her. Erstaunlich, früher Idol, heuer hab ich Jessica nicht einmal erkannt. So kann es kommen. Ein Paar Worte hätte ich aber schon gerne gewechselt. Naja, kommt Zeit, kommt Rad.
Ich auf jeden Fall fuhr nach Hause und begrüsste den an meinem Haus vorbeilaufenden TCSD mit Festbeflaggung. Und da ich gerade keine Regenbogenflagge zur Hand hatte, recycelte ich eben auch noch ein altes CSD Outfit kurzfristig und hängte meinen Regenbogen-Zönix aus dem Fenster, bevor ich zu Sheila zum Grillen fuhr um den CSD Tag wunderbar ausklingen zu lassen.