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Film: Paris is Burning

Die New Yorker Drag Szene vor 22 Jahren

wer mal wieder Lust auf 76 kurzweilige Minuten vor der heimischen Flimmerkiste hat, dem sei die Dokumentation „Paris is burning“ ans Herz gelegt, die mir erst heute aufgefallen ist. Pepper LaBeija, Angie Xtravaganza, Dorian Corey und Avis Pendavis starben allesamt bereits vor mehr als 6 Jahren.

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Paris is Burning ist eine Dokumentation von 1987 und soll laut Film „das Ende der goldenen Zeit“ der New Yorker Drag Queen Szene zeigen. Genaugenommen schaut der Film hinter die Kulissen des New Yorker Drag-„Balls“, einem Tanz- und Kostümfestes, bei dem es offensichtlich darauf ankommt gerade das darzustellen, was die Jury gerade von einem verlangt. Das kann von einer Butch Queen das erste Mal outdoor bis zur Glamour Drag seinund muss keine weibliche Rolle sein. Irgendwie scheint mir dieser Drag-Ball eine frühe Version von Ru Pauls Drag Race zu sein.

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Die verschiedenen Drags erzählen gedresst oder ungedresst von ihrem Leben, über ihre Hintergründe, über Rassismus und über das Gender-Thema generell.

Ich bin ein Mann, ich bin ein Mann der eine Frau iminiert, ich kann nicht sagen, wie sich eine Frau fühlt, ich kann nur sagen, wie sich ein Mann, der sich wie eine Frau kleidet und als Frau auftritt fühlt.

Das ganze immer mit Inhalten des Drag-„Balls“ gespickt.

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Insgesamt scheint mir dieser Film ein wenig die Blaupause von Gender-X zu sein, der Dokumentation der Berliner Drag-Szene. Der Unterschied ist sicher vor allem auch in der Zeit zu sehen. Paris is Burning ist aus 1987 also mittlerweile 22 Jahre her – und ich denke mir, dass es in der Tat noch eine andere Zeit war als es die Gender-X Zeit war, ob es allerdings die goldene Ära war, ich weiss es nicht, und die wichtigen Drag Queens diese Films werden es ebenfalls nicht mehr erzählen können.

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Spannend finde ich dabei, dass dieses wohl das erste Mal ist, dass ein Mutter/Tochter Verhältnis zweier oder mehrere Drag Queens Dokumentiert ist. So sagt Pepper LaBeija selber sie sei „Pepper LaBeija die legendäre Mutter des House of LaBeija“. Ausserdem sei ein „house a family for those who don’t have a family“. Kein Haus im Eigentlichen sinne, sondern eine Familie. Sie war die Mutter und die jüngeren Drags waren die Children.

Jeder Minute des Film sieht man sein Alter an, sei es nun der Mode wegen oder der üblen Qualität. Lohnen indess, ihn anzuschauen tut es auf jeden Fall.

Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6, Teil 7, Teil 8, Teil 9, Teil 10, Teil 11

Nan Goldin – The Other Side

Nan Goldin – Real Life at the Other Side

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© Nan Goldin

Es ist eine ganze Weile her, als zum letzten Mal ein Buch an dieser Stelle veröffentlicht wurde. Ich glaube, es war das Tuntenbuch, sicher indess bin ich mir dabei nicht. Sollte es aber so gewesen sein, dann ist dieses Buch hier nicht so weit weg.

Aber eigentlich geht es hier nicht um ein Buch, sondern um eine Künstlerin. Genaugenommen um Nan Goldin. Nan Goldin gilt laut Wikipedia „als eine der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografinnen“. Ihre Bilder handeln von Gewalt, von Sex und von Drogen, vom Tod. Und von Menschen, die anders sind als der Durchschnitt. Vor etwas 27 kam sie auch ins damals noch geteilte Berlin und das war zufällig auch die Zeit, in der ihr künstlersicher Durchbruch mit der Diashow The Ballad of Sexual Dependency erfolgte.

Der Grund, warum Nan Goldin hier Thema ist, ist aber nicht dieses Werk, sondern der Bildband – The Other Side – in dem die Transsexuelle, Drag Queens und Transvestiten zeigt. Diese aber anders wie so oft nicht in Hochglanz sondern in Real Life. Die Bilder zeigen nicht den einen Schuss in einem Fotoshooting, der mit Bildbearbeitung noch besser gemacht wird sondern die tatsächlichen Personen. Die Bilder sind – un-schön und vielleicht gerade deswegen irgendwie wirklich schön.

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© Nan Goldin: Misty and Jimmy Paulette in a taxi, NYC

Beispielsweise das Bild der beiden Drag Queens im Taxi. Ich stelle mir vor, dass dieses das Taxi nach Hause von der Party ist. Sie sehen beide nicht mehr wirklich schön aus und dass bereits wieder Tageslicht ins Taxi scheint macht die Sache keinen Deut besser. Aber so ist eben oftmals das Leben  nach einer durchtanzten, verschwitzen Nacht neun Stunden nach auflegen des Makeups.

Irgendwie muss ich bei diesen Bildern an die Dokumentation Gender-X über die Berliner Dragqueen-Szene vor meiner Zeit denken. Der Film hat ja auch hinter die Kulissen (und die Personen) geschaut und ebenso eine gehörige Person Real Life gezeigt. Den Film muss ich dringend mal wieder sehen.

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© Nan Goldin: „¾New York Drag Queens (Cody in der Garderobe der Boy Bar)““, 1991

24h Berlin bei RBB und Arte

Oder: Als Gloria Viagra uns von der Mattscheibe kegelte.

Ich lege keine Platten auf, ist singe nicht, performe nicht und veranstalte keine Parties. Und auch wenn ich schon von von fliegenden Brüsten und anderen Misstimmungen bei Job-Konflikten berliner Drags gehört habe, hatte ich mit solchen unmittelbar nie zu tun. Die beiden einzige Gründe, ein Problem mit mir zu haben waren bisher eine generelle aber unbestimmte Abneigung mir gegenüber oder mal eine schlechte Kritik in meinem Blog. Bis auf Sheila blogt von den Damen niemand und ich mache ihnen ihr Geschäft nicht streitig sondern feature sie im Zweifelsfall eher und posaune ihre Auftritte, Bilder und Namen an etwa 1.200-1.500 Leser täglich in die Welt.

Folglich bin ich keine Konkurrenz auf irgendeinem Gebiet und so auch noch nie in einen Interessenskonflikt mit irgendeiner berliner Drag Queen gekommen. Bis jetzt.

Unter dieser ganze Menge an täglichen Lesern gibt es auch allerhand Stammleser, wie beispielsweise Britta eine Journalistin, die im Jahr einige große Dokumentationen macht bzw. betreut. Von Ihr bekam ich am 27. März dieses Jahres eine interessante Mail:

Liebe Zoe,
ich komme mit einer etwas seltsamen Frage um die Ecke…

Dein Blog kenne ich schon länger, und ich mag Deinen persönlichen, schönen und nie aufgesetzten Stil sehr. Und als ich Dich jetzt auf der trashcave party persönlich und aus der Nähe gesehen habe, hat sich mein Eindruck vom Blog bestätigt.

Nun recherchiere ich derzeit für ein Dokumentarfilmprojekt, das die Firma zero Film im Auftrag von Arte und RBB produziert. Es wird ein ganz besonders Portrait von Berlin werden. Wir filmen mit 60 Kameras an einem einzigen Tag im September. Dabei möchten wir sowohl Institutionen als auch Personen zeigen, die in dieser Stadt leben, auf ihre ganz eigene Art. Und das ganze wird zu einer 24 Stunden langen Sendung, die genau ein Jahr später ausgestrahlt wird. Ich finde Du bist eine solche Persönlichkeit, die genug Präsenz und Aussstrahlung hat, und der ich als Zuschauer gern eine Weile folgen würde.

Hast Du vielleicht Lust, Dich mal mit mir auf einen Kaffee zu treffen damit ich Dir ein wenig mehr von dem Projekt erzählen kann?

Ich würde mich sehr freuen. Es ist wirklich ein schönes, besonderes, künstlerisches Projekt, kein RTL Schrott.

Liebe Grüße,
Britta

Britta D.
Journalistin

Ich telefonierte mit Britta und wir trafen uns im Luzia in Kreuzberg nicht weit von meiner Wohnung auf einen netten und sehr unterhaltsamen Abend. Ich erfuhr, dass das Projekt 24h Berlin heisst und dass Britta mich neben bekannten Personen wie Paul Van Dyk, einem Massive Attack Rapper oder auch Klaus Wowereit als eine der weiteren Personen gerne einen Tag begleiten lassen würde, um dann genau ein Jahr später 24 Stunden lang auf Arte, RBB und anderen Sendern einen Tag in Berlin und von diesen Personen zu zeigen… Es klang nach einem großartigen Projekt, zu dem ich natürlich liebend gerne zugesagt habe.

Nach dem Treffen war nicht nur Britta von mir begeistert, ich vom Projekt begeistert sondern nach einigen Mails und Fotos von mir, Sheila und Janka laut Britta auch der Regisseur sehr begeistert.

Damit ein paar weitere involvierte aber ebenfalls von uns begeistert sind, musste noch etwas Videomaterial von uns gemacht werden. So trafen sich Sheila und ich auf Glorias Geburtstagsparty mit Britta um etwas Videomaterial zu erstellen und einen netten Abend mit schlechter Karaoke zu erleben. Das klappte auch ganz gut.. Die Geschichte davon findet sich sogar im 24h Berlin Blog.

Sheila, Britta und Ich

Irgendwann, einige Zeit danach steckte mir Britta dann, das sich :Gloria Viagra: später bei der Produktionsgesellchaft gemeldet hätte und gerne mitmachen würde… Britta hätte aber eben viel lieber uns dabei und somit sei es also Pech für die große rote.

Wegen einem Rechnerdiebstahl musste Britta dann Ende Juni nocheinmal einige Minuten Video aufnehmen um auch noch Arte zu überzeugen. Ich traf mich noch einmal Abend als Zoe mit ihr und Sheila stellte eine auswahl jeglicher Videos über sich zusammen. Danach waren nun alle überzeugt und eigentlich brauchten wir nur noch auf den Drehtermin warten.

Noch im August schrieb mir Britta, dass wir die Details, wo wir den Abend so hingehen würden nicht viele Wochen vorher besprechen müssten. Wir hatten ja eh schon angekündigt auf die an dem Tag stattfindenen Squeezebox Party gehen zu wollen. Sie wollte sich in der nächsten Zeit deswegen aber noch einmal melden.

Die nächste Information über 24h Berlin kam dann aber nicht von Britta sondern in Form eines Gloria Viagra Newsletters, der uns wie folgt informierte:

Ach ja, für das projekt „¾24h Berlin““ von arte + rbb, dass in einem Jahr auf arte, rbb und 7 europäischen fernsehstationen ausgestrahlt wird, zeigen sie einen tag im leben u.a. von familie müller aus steglitz, klaus wowereit, daniel bahrenboim und“¦ GLORIA VIAGRA..!!!

Seither versuchen wir Britta per Telefon, per Facebook oder per Email zu erreichen. Leider herrscht aber TOTALE Funkstille. Sie ist weder zu erreichen, noch ruft sie zurück oder schrieb auch nur eine kleine Mail. Es gab keinerlei Antwort und folglich auch keine Absage. Nichts! garnichts!

Das finde ich traurig und es macht mich auf mehrere Arten sauer.

Zum einen dachte ich, Britta sei wirklich nett, man könne ihr vertrauen und sie sei ehrlich. Sie gab mir absolut das Gefühl, als seien wir dabei und alles sei klar….Selbst wenn irgendwer entschieden haben sollte, dass wir eben nicht dabei seien, so hätte ich zumindest eine kleine Nachricht erwartet oder zumindest eine Antwort auf unsere Nachfragen. Ich denke immer noch, sie sei ganz nett, aber in all den weiteren Punkten habe ich mich offensichtlich geirrt. Dadurch weiss ich nun natürlich auch nicht genau, wie das mit Gloria Viagra abgelaufen ist. sollte es aber so abgelaufen sein, wie Britta erzählte, dann bin ich

zum anderen auch über Glorias Reaktion traurig, denn offensichtlich hatte sie obwohl sie gewusst hat, dass wir dort geplant waren, für ein wenig mehr Ruhm keine Probleme Probleme damit uns dort herauszudrängen.

So läuft das also. Okay ich habe verstanden. Das passiert mir nicht noch einmal!

Schade nur, dass dieses großartige 24h Berlin Projekt nun gänzlich ohne uns stattfindet. Da wäre ich gerne dabei gewesen, aber nun habe ich auch vergleichsweise wenig Lust auf die kommende Squeezebox Party…. Somit brauche ich auch ihr Passwort „Ich bin Berlin“ dieses Mal nicht, denn offensichtlich bin ICH nicht Berlin.

Schade!

Lest auch bei Sheila zum Thema 24h Berlin

Tatjana: die ungeschminkte Wahrheit

Tatjana erzählt ihre Welt

[myspace]http://vids.myspace.com/index.cfm?fuseaction=vids.individual&videoid=31101425[/myspace]

Nach ihrer „fiktiven“ Autobiografie kommt Tatjana jetzt mit einem kleinen Video um die Ecke, in der sie Berlin, die Berliner Szene und letztendlich auch ihre Welt erklärt.

Sie erklärt, warum die Transerei eigentlich nur ein Showelement ist, warum Berlin die Hauptstadt der Harz 4 Transerei ist und was sie darunter versteht.

Tatjana ungeschminkt

Man erfährt warum Tatjana nur eine Nachtexistenz ist, dass sie eigentlich die Parodie einer Drag Queen sei, an welchem Punkt beim Schminken der Wechsel zu Tatjana kommt und warum sie von sich selbst manchmal genervt ist.

Sie nimmt einen mit auf eine bespielhafte Nacht von Tatjana durch die verschiedenen Szenen von Berlin und erklärt alle eine wenig.

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Sie sinniert über Freundschaften und Kontakte in der Nacht, schwulen Selbsthass und warum ihr Berlin manchmal ein wenig wie im Film I am Legend vorkommt.

Daneben sieht man Tatjana selbstverständlich auch in Aktion im Duett mit :Nina Queer: auf der Crazy Paradiese Party im Jnuar, sie erzählt uns, wie wichtig es ihr ist, ob sie gemocht wird und warum sie Shows macht und wen sie nicht bei Tageslicht sehen will – und warum nicht.

Tatjana beim Schminken

Fazit: unbedingt einmal reinschauen.