Nun, dass ich eine ganze weile benötigte, einen Nachnamen zu finden, erwähnte ich je bereits mehrmals. Der Name ist dann passend auf „Zoe Delay“ gefallen, da ich den Ruf habe, nicht immer die allerpünktlichste zu sein. Im Großen und Ganzen stimmt das ja auch. Doch an diesem Wochenende war nicht ich unpünktlich.
..Das der Hamburger CSD mir aus persönlichen Gründen wichtig ist, erwähnte ich ja bereits. Ich mag ihn, denn er ist Heimat, hier kenne ich einen ganze Menge Leute, ausserdem mag ich es, vor dem start des CSD umherzustreifen, das geschäftliche Treiben, sehen, wo Leute sind, die ich kenne, mich mit ihnen unterhalten, schon mal schauen, welche Wagen gut sind, den Symbolischen Startschuss, das Startbild. Das alles sind symbolische Dinge, die mir wichtig sind.
Dazu hatten sich meine besten Freunde angesagt, die mich noch nie gedresst gesehen haben, die mir wichtig sind und die ich, da ich jetzt in Berlin lebe, nun auch nicht mehr mindestens jedes Wochenende sehe – und denen hab ich die Lange Reihe (Den Start) als besten Punkt beschrieben. Letztendlich ist es an keiner Stelle des CSD so voll wie am Beginn. Hier sind die Massen, hier sind die Pressefotografen und hier wollte auch ich sein.
Um dieses zu gewährleisten wurde ich nimmer müde zu erwähnen, dass ich gerne den Start mitmachen würde, das wir es wirklich versuchen sollten da zu sein und dass es mich wirklich glücklich machen würde…
Ich selber hatte an diesem Morgen noch einiges zu tun… 8 Uhr aufstehen, soweit wie möglich fertigmachen, Punkt 10 Uhr morges mein ausgebessertes Kleid (dass ich Freunden mitgegeben hatte) beim Schneider abholen, ändern lassen etc etc. während ich zum Schneider fuhr (im Auto eines Freundes, dass ich mir extra zu diesem Zweck zwei Stunden geliehen hatte) fuhren die anderen drei zu Janka (genaugenommen zu ihrer Schwester und ihr) um sich in Superheldinnen zu verwandeln. (Superheldinnen – tolle Idee, aber leider bin ich handwerklich ziemlich unbedarft, und auch nicht wirklich im Superheldenmetier bewandert. Also beliess ich es bei meinem Kleid, dass ich dazu auch noch gut fand)
10:45 (für mich viel zu spät kam ich endlich aus diesem Laden heraus, ich steckte in meinem Kleid und meldete mich telefonisch zurück …“11 Uhr ich bin da“… Dabei erhoffte ich mir eigentlich eine Antwort ähnlich, „Kein Problem, wir sind so gut wie fertig“. Die Antwort „wir nicht, halb 12“ war allerdings okay, denn eine halbe Stunde vor Start loszuzuckeln reicht dicke aus.
Leider wurde aus „halb 12“ beim nächsten Anruf um halb 12 „in 20 Minuten“
Scheisse das wird knapp…
10 vor 12 verstrich
und ich saß, damit ich nicht erst herunterkommen müsste, bereits lange fertig im Garten und erwartete jederzeit quietschende Reifen. Es qietschte nichts, es klingelten aber auch nichts im handy um ein späteres kommen zu signalisieren.
Es wurde 12.
In der langen Reihe setzte sich der Zug in Bewegung, Das Startfoto wurde gemacht, Freunde von mir standen an der Strasse und erwarteten ebenfalls mich endlich mal live zu sehen. ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich das widerum genossen hätte… Stattdessen saß ich in meinem Garten in der Sonne und ärgerte mich, dass mein Auto in Berlin stand, ich also abhängig war. Öffentliche Verkehrsmittel machten auch keinen Sinn mehr, denn ich erwartete ja jederzeit die oben erwähnten quietschenden Reifen
Irgendwann gegen halb eins, ich mittlerweile ziemlich desillusioniert) kamen die Mädels dann tatsächlich.
Doch statt jetzt tatsächlich endlich zum CSD zu fahren (wie ich wirklich insgeheim hoffte) fuhren wir ersteinmal zu einem Laden für unechte Schusswaffen, der nun nicht wirklich auf unserer Wegstrecke lag, um Barb Wire noch mit einer Pistole auszurüsten.
Perfektion will eben Zeit und eine dicke Knarre im Halfter haben.
Dass uns dann auch noch die Polizei anhielt, weil wir eine doppelt durchgezogene Linie überfuhren passte dazu (Hey seit wann werden eigentlich Superhelden angehalten).
Sämtliche Irrungen und Wirrungen führten dazu, dass wir fast anderhalb Stunden nach Start endlich die Parade erreichten.
Natürlich braucht Perfektion Zeit. Aber Perfektion braucht eben mehr Zeit, wenn sich vier Personen vor einen Spiegel quetschen während 4 Minuten oder zwei Kilometer zwei weitere freie Spiegel stehen. Dazu kam leider dass sich der Zeitpunkt der Abfahrt immer weiter verzögerte und mich bei jedem Anruf ein wenig saurer machte, bis mir am Ende alles ziemlich egal und ich ziemlich pissig war. Kein guter Anfang für einen spassigen CSD.
Bilder by Svensson
Ich hatte wirklich gehofft, dass ankäme, dass ich wirklich den Wunsch hatte, dem Start mit alldem verbundenen mitzumachen.
Nun, nichtsdestotrotz kamen wir noch an und es wurde doch noch witzig und zumindest zwei meiner Freunde hab ich im Ziel auf dem Jungfernstieg noch gesehen.
Mein learning daraus ist, dass ich beim nächsten Mal in Hamburg ein eigenes Auto zur Verfügung und eben nicht von anderen, sondern nur von mir alleine abhängig bin. Während der Parade kann man sich immer noch treffen.