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Teddy 2019 @ Volksbühne Berlin

Ich bin immer wieder auf dem Teddy Award, obwohl ich eigentlich schon vorher weiss, dass ich mich vermutlich wieder ziemlich langweilen würde, da „Längen“ beim Teddy leider ziemlich normal sind.

Aber der Teddy ist eben extrem wichtig in einer sich zum schlechten wandelnden Welt.

Viel wichtiger finde ich eigentlich immer, den Teddy, wenn er irgendwo hin in diese Welt geht, die noch nie besser war als heute. In denen Homosexualität mindestens mal verboten ist. Da ist der Teddy wichtig für Sichtbarkeit und auch für Akzeptanz

nicht zu vergessen, das Preisgeld, dass da sicher weiter hilft.

Daher werde ich wohl auch wieder zum Teddy gehen.

Vaudeville Variety 3 @ Tipi am Kanzleramt

Vaudeville Variety III @ Tipi am Kanzleramt

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Es war mal wieder so weit und Sheila bat ins Tipi am Kanzleramt zu ihrem dritten Vaudeville Variety – dem zweiten in schönen Zelt am Kanzleramt und dieses Mal sogar zur Prime Time – und diese trotz Sonntags vor ausverkauftem Haus.

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Wenn das also dann keine vierte Version gibt, fresse ich einen Besen, denn allzu häufig ist das Tipi sicher am Sonntag auch nicht ausverkauft – zudem war diese Vaudeville Variety ein echtes Fest und selbst ich hatte nur Lob übrig.

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Im letzten Jahr hatte ich im persönlichen Gespräch so einiges auszusetzen – wobei ich auf extrem hohen Niveau gemäkelt habe. Aber ich erwarte bei einem Vaudeville Variety nur das beste vom besten und eine Show, die sich hinter keinem Burlesque Festival welche ich besuchte verstecken soll.

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Und das brauchte sie am letzten Wochenende wahrlich nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals einen Abend so durchgängig mit Burlesque unterhalten worden wäre. Zumindest nicht so unterschiedlich. Tolle Nummern, unterschiedliche Nummern und ein Fabulöser Reuben Kaye.

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Vorher hörte ich bedenken, ob ein englisch sprechender Moderator wohl das Wahre sei – selbst wenn er – wich ich erwähnte – großartig sei….

Nach der Show waren die Bedenken vollkommen verflogen. Er entertainte, glitterte, zotete, moderierte, sang und war einfach großartig

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Aber nebst der Moderation waren selbstverfreilich auch die Acts sehr großartig, wie beispielsweise Velma von Bon Bon mit ihrem Flamingo Reittier

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Ich persönlich finde zwar Raven nicht so unglaublich spannend, aber das ist schon sehr subjektiv. Ich habe ihn einfach schon einige Male gesehen. Zudem finde ich, dass es gerade bei den Männern so viele großartige Typen mit tollen Nummern gibt, die spannende Geschichten erzählen. Ich sehe aber ein, dass er toll ist.

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Toll ist auch Jack Woodhead, der normalerweise auch hätte locker die Moderation übernehmen können, wenn Herrn Kaye die Inhalte ausgegangen wären. Stattdessen sang er allerdings am Piano. Schon erstaunlich, was die Herren Kaye, Woodhead und Black so können und zeigen.

Wovon ich vorher überhaupt nicht wusste, wie ich die Nummer einzuschätzen hätte, waren die Maiers. Zwei Personen am Trapez. Klingt erstmal nicht soooo spannend. Ist aber extrem unterhaltsam. Die Maiers, ein offenbar sehr prüdes Ehepaar die versuchen am Trapez zurechtzukommen und dabei niemanden unter Frau Maiers Rock schauen zu lassen. Die Mimik: großartig – und wie üblich dürfte es am schwersten zu sein, so zu tun, als sei man dilettantisch am Trapez. Ich hatte einen Großen Spaß an den Maiers.

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Ebenfalls sehr schön, Wanda de Lullabies, die ich bereits zwei Tage vorher auf einer Electric Sideshow im Ballhaus Berlin sah. Eine seltsame Show mit seltsamen Menschen, die sich Dinge an Körper tackerten, Dinge an Dinge hängten, die da nicht hängen sollten und Sachen kauten, die man nicht kauen sollte. Freaks.

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Beauty and the Beast mit ihrem seltsamen Fischwesen-Freund, der sie nach und nach entblättert 🙂

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Russel Bruner schaffte das entblättern höchstpersönlich, auch wenn seine Unterhosen irgendwie Probleme machten und immer wieder neue Unterhosen auf der Bildfläche erschienen.

Bei Sheilas Shows ist aber neben Burlesque und Akrobatik auch immer etwas Gesang zu sehen und hören. An diesem Abend Sharon Brauner mit jüdischem Gesang und zwar so, dass ich Gänsehaut hatte – was ich generell als sehr positiv und ein persönliches Qualitätskriterium ansehe.

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Danach kamen noch einmal die Maiers mit einer kurzen Nummer und Krchenglocken ihrer eigenen Hochzeit. Es bleibt dabei, die Mimik – toll 

Die armen Dalmatiner 🙁

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David Perreira braucht man in Berlin nicht wirklich vorstellen. Was er so mit Kraft und seinem Körper anstellen kann ist schon ziemlich erstaunlich

Ein furioses Ende vor einer schlussendlichen Überraschung gab es von Ginger Synne. Genau genommen nicht nur ein furioses Ende sondern auch ein sehr feuriges Ende. Sie gab die gleiche Nummer wie bereits vor einiger Zeit im Admiralspalast mit dem kleinen aber sehr feinen Unterschied, dass sie im Keller dort eben nicht mit Feuer spielen durfte

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Dieses Mal durfte sie – und Reubens Aussage, dass die ersten drei Reihen bereits tot seien bewahrheitete sich zum Glück nicht, denn ansonsten würden diese Zeilen hier heute nicht stehen

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Was soll ich sagen, ich war großartig entertained und es waren wieder tolle Menschen auf der Bühne und in Publikum zugegen. Ich freue mich bereits auf die Vaudeville Variety 4. Achja, wo war eigentlich Miss Cairo?

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Am Ende noch eine große und besondere Überraschung. Marius sang zwei Westernhagen Songs und nahm das Publikum noch einmal vollkommen mit

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Jasmin und Betty Stagekitten

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Reuben und Sheila

Teddy Award 2014

Teddy Award 2014 @ Komische Oper, Berlin

DSC00996Am Wochenende wurde wieder einmal im Rahmen der Berlinale der – eigenständige – queere Filmpreis, der Teddy Award vergeben – besser eigentlich die Teddies, denn sie werden in verschiedenen Kategorien und einigen Special Kategorien vergeben.

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Auch wenn mir nur eine Akkreditierung für das öffentliche Screening im Foyer der Komischen Oper gegeben werden konnte, da der Teddy so unglaublich ausverkauft sei, war es doch wie immer – es blieben eine ganze Menge Plätze frei – und so gab es dann doch noch einen wunderbaren Platz zur Gala im Saal der komischen Oper – einem tollen Ambiente für den Teddy Award 2014.

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Der Teddy ist ein Pflichtprogramm – nicht weil ich so ein großer Cineast wäre, genaugenommen gehe ich selten ins Kino und schaue nicht einmal besonders viel Fernsehen – aber darum geht es beim Teddy Award ja auch nicht. Die meisten der dort vorgestellten und prämierten Filme werden leider kein sonderlich großes Publikum erreichen – und trotzdem ist es gut, dass sie gedreht wurden. Ausserdem gibt es immer wichtige Nebenehrungen, die ich persönlich fast noch wichtiger finde.DSC00922

In diesem Jahr war es vor allem der Dokumentarfilm der Kreis, der mich beeindruckte. Der Lehrer Ernst Ostertag verliebt sich in der Schweiz zur Zeit des Naziregimes in Europa in den Travestie-Star Röbi Rapp und sucht nach einem Weg, für die Normalität seines Schwulseins zu kämpfen, ohne seine Anstellung als Lehrer zu verlieren. Durchaus ergreifend, – auch dass dieses eben keine ausgedachte Geschichte ist, sondern die Geschichte zweier älterer Herren, die auch auf dem Teddy zugegen waren und dessen Film diese Auszeichnung ganz sicher verdient hat.

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Die beiden Special Teddy Awards an Pierrot Lunaire und dem leider abwesenden Rosa von Praunheim – der vermutlich den bestimmt schon lange geplanten Special Teddy in diesem Jahr bekommen hat, da mal kein Film von ihm lief 😉 – hatten die leider üblichen Längen in denen man unten im Saal viele Handys aufblinken sah – so ist es leider heute.

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Das sah man übrigens auch bei den künstlerischen Darbietungen, dort allerdings weniger aus Langeweile, sondern um der Bekanntschaft davon zu berichten – auch das ist heute sehr normal. Und das Programm hatte wirklich tolles an diesem Abend zu bieten.

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Erstmal natürlich das großartiges Opening von Sven Ratzke als Hedwig (and the angry Inch) gerade übrigens mal wieder im BKA im Admiralspalast unten zu sehen – und wer es noch nicht gesehen hat – unbedingt hingehen. Hedwig and the angry inch ist ein absolutes Pflichtprogramm.

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Noch etwas mehr Applaus bekamen Jack Woodhead am klavier und die Sopranistin Jessica Gadani, die Georg Kreislers „Meine Freiheit deine Freiheit“ sang, eine besondere Note an Russland, wie es so einige an diesem Abend gab, auch Klaus Wowereit fand deutliche Worte.

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Und der Günter Papendell trug zu russischen Filmen im Hintergrund auf russisch Tschaikowski vor – auch wenn man nichts versteht ist es durchaus anrührend, besonders, wenn der Panzerkreuzer Potemkin am Ende eine klug einretouchierte Regenbogenflagge hisst. Dann ist der Teddy viel mehr als „nur“ ein queerer Filmpreis.

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Und dass er das ist, zeigt er immer wieder – beispielsweise mit dem emotionalsten Preis an diesem Abend, der David Kato Vision & Voice Award, den die 75 jährige kambodschanische Transgender-Aktivistin Sou Sotheavy erhielt. Mitgegeben wurden standing Ovations, ein nicht enden wollender – vollkommen ehrlicher – Applaus des Publikums und jede menge feuchte Augen auf und vor der Bühne.

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Für mich sind diese Ehrungen mit das wichtigste, was den Teddy ausmacht. Solchen Filmen, solchen Personen kann der Teddy Award eine Plattform bieten – und ich bin mir sicher dass dieses in den Ländern gehört wird – ob es die Sache für Sou Sotheavy einfacher macht steht auf einem anderen Blatt, aber ich bin mir sicher, das Preisgeld ist bei ihr in den allerbesten Händen. Ein toller Moment.

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Ansonsten war der Teddy Award 2014 wie immer. Tolle, nette Menschen, schöne Kunst und Kultur und ein paar Filme, denen man ein Publikum wünscht – wobei eine Prämierung beim wichtigsten queeren Filmpreis sicherlich helfen kann.

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