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Mary Christmas @ Admiralspalast

Mary Christmas Premiere im Admiralspalast

Mary ChristmasDanke an Sheila

Es ist ja immer etwas schwierig, wenn man Personen erlebt, die einen Idolstatus haben oder mal hatten. Es gibt vermutlich genau drei Möglichkeiten, die sich dort ergeben können

Mary Morgan

(1) Die Person ist genauso, wie immer vorgestellt und das Idol ist ab jetzt ein Super-Idol
(2) Die Person ist nicht genauso und man ist enttäuscht. Das Idol fällt dann ein wenig herunter vom großen Himmel

Gestern war es eher etwas vom zweiten Part, denn gestern waren wir bei der Berlinpremiete der Weihnachstsshow Mary Christmas im Admiralspalast.

Zoe Delay

Mary Morgan war ein solches Idol seit eigentlich immer. Ich glaube, Mary dürfte meine allererste Begegnung mit Travestie. Zumindest kann ich mich sogar noch daran erinnern, als ich Mary das erste Mal im Fernsehen sah.  Ich war noch unglaublich klein, es war ein Familienfernsehabend, mein Opa war zugegen und der ist schon wirklich lange tot… Mary ist wirklich schon lange im Showbusiness…

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Das merkte man leider gestern im Admiralspalast überdeutlich, nicht unbedingt an Mary selber, die selberstverständlich großartig aussah. Eher an ihrem Publikum, dass offensichtlich mit ihr gealtert ist, sich allerdings deutlich nicht so gut gehalten hat, wie die Meisterin selber.  Die weiss ja aber auch schon seit 1975, wie Man(n) ein Gesicht modelliert und dabei jung und frisch und schön bleibt.

Apropos schön, ich glaube, ich habe den ganzen Abend weniger Mary ins Gesicht gesehen, als meinen Blick auf ihren grandiosen Outfits gelassen. *glitzer-glitter-blink* WAS FÜR KLEIDER. Ich liebte sie alle und ich hätte wohl für jedes von ihnen getötet. Korsagenkleider, deren Glamour großartig davon ablenkte, wie steif sie eigentlich gewesen sein müssen um diese Figur zu erzeugen. Ein großartiges Weiss-Rosa Abendkleid, ein sexy kurzes Silberglitzerndes, ein extrem glimmerndes goldenes Kleid und noch eines in rot. All die Weihnachtsfarben. Immerhin war es Mary Christmas.

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Irgendwie schon strange im ersten Drittel des Novembers Weihnachten zu feiern, aber das war schon okay. Wobei vieles von Marys Programm mit Weihnachten nicht viel zu tun hat.  Es gibt Politik in ihrem Programm, übelste Zoten, bissige Themen, sie lästert über Prominente, ihr Publikum und viel auch über sich selber.

Genauso unterschiedlich ist dann auch der Erfolg in meinen Augen. Wenn sie die Geschichte einer palästinensischen und einer israelischen Mutter erzählt, die ihre Kinder bei einem Selbstmordattentat verloren haben, war sicher gut, aber nicht passend, die Geschichte über eine „Pennerin“ mit der sie diverse Weihnachten gefeiert hätte, fühlte sich, selbst wenn sie stimmen sollte, ausgedacht und anmaßend an. Meiner Meinung nach, hätte es Mary in meinen Augen – und in meinem Ideal – besser getan, diese beiden Nummern zu lassen.

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Differenziert sehe ich die witze auf Kosten ihres Publikums, mal großartig, andererseits ab und an arg unter die Gürtellinie, als wenn dort gerade Desiree Nick auf der Bühne stände.

Zu Höchstleistungen lief Mary immer dann auf, wenn sie sich selber in bester Weise auf die Schippe nahm, wenn sie wahre Travestie machte oder sich einfach selber in sich badete. Dann war Mary die Mary, die ich aus dem früheren Fernsehen kannte und für die ich sie – auch nachdem ich etwas von der Show enttäuscht war – immer noch sehr bewundere. Mary ist und bleibt für mich Deutschlands größter Travestiestar.

Daher blieb ich selbstverständlich auch zu Marys Abschminkverwandlung in Georg Preusse anwesend, die ich sehr ergreifend fand. Anders als Janka und Sheila, die sich diese Illusionsberaubung nicht antun wollten, gehörte dieses für mich dazu. Ausserdem ist „so leb Dein Leben“ wunderbar. Gänsehaut. Für mich das ergreifenste der ganzen Show.

Wer sich diese Illusionsberaubung  nicht antun möchte, der darf dieses im Netz gefundene Video nicht ansehen. Ich selber finde es aber ganz groß.

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Mary Morgan

Mary Morgan
Es gibt eine ganze Menge Sternchen unter dem Himmel, daneben gibt es ein Paar Stars…

Ausserdem wenige Sonnen, denen man uneingeschränkt eine Ausnahmestellung zuschreiben kann. Mary Morgan alias Georg Preusse ist solch eine Sonne und gastiert ab heute mit ihrem Bühnenprogramm „Mary Christmas“ in Berlin.

Vermutlich wird es auch hier Personen geben, die mit Mary nichts anfangen können oder sie gar schlecht finden, allerdings hat sie etwas geschafft, dass ihr so schnell niemand nachmacht. Sie hat Travestie salonfähig gemacht. Ab heute wird Mary siebenundvierzig mal im Admiralspalast auftreten, vermutlich ebenso oft die 1.750 Plätze ausverkaufen und das Publikum begeistern. Nur mal kurz zur Kennung nehmen: Das wären dann 82.250 Personen, die sich eine Travestieshow ansehen.

Zum Vergleich: Der absolute Comedy Gigant Mario Barth versucht gerade das Olympiastadion mit seiner Show vollzubekommen… Das ist zwar riesig, fasst aber „gerade mal“ 74.000 Personen also nocheinmal über 6.000 Personen weniger als Mary Morgan am ende bewundert haben werden. Das ist auch das große Leistung, die Mary geschafft hat: Sie wird bewundert und sie ist der Grund, warum Travestie im Deutschsprachigen Raum nicht der Makel der Rotlichtbezirke sondern stattdessen Glanz und Glamour anhaftet.

Ich habe neulich mit einem Mädel aus Großbritannien gechattet und dort ist Travestie verpöhnt – hier nicht. Hier gibt es seit etwa 32 Jahren Mary Morgan.

Ja genau 32!! Jahre. Schon 1975 fing sie ihre professionelle Travestiekarriere an, also noch bevor ich überhaupt geboren war. Komisch eigentlich, dass es seither keine Person gibt, die sich anschickt, in ihre Fußstapfen zu treten, ich meine, auch wenn man es ihr absolut nicht ansieht, Mary ist mittlerweile in einem Alter, in dem andere Menschen in Frührente gehen.

Das wird sie allerdings hoffentlich noch ein wenig aufschieben und weiterhin mit Zoten, frecher Schnauze und unglaublich viel Glamour auf der Bühne stehen.

btw. kommt irgendwer mit zur Show?…

Rezension: Die Diva ist ein Mann

Die Diva ist ein Mann – Das große Tuntenbuch

We are all born naked – the rest is drag! Ru Paul

Die ersten Meinungen, die ich zu diesem Buch gelesen habe, stammten leider von Leuten, die es eigentlich nur aufgrund des Titels beurteilten, es aber nicht gelesen hatten. Diese Meinungen spiegelten aber sehr deutlich eine nicht gerade große Akzeptanz für dieses Buch wieder. „auf genau dieses differenzierte Bild bunter Paradiesvögel unter diesem unterhaltsamen Titel habe ich gewartet… “ und ähnliche Meinungen waren zu lesen. Die Transgender Fraktion stellte die Waffen auf und das nur aufgrund eines Buchtitels.

Das war aber völlig unbegründet, denn dieses Buch heißt nicht von ungefähr Das große Tuntenbuch.

Okay, der Titel ist reisserisch und mit Barbie Breakout als Covergirl gibt es die wohl coolsten Tattoos berlins sowie eine Diva der Berliner Szene auf dem Umschlag, aber das ist okay, denn dieses Buch handelt eben nicht von der vielschichtigen Gruppe der Transgender sondern von der eben auch ziemlich vielschichtigen Gruppe der Tunten, die dieses Wörtchen garnicht als Schimpfwort verstehen.

Nichtsdestotrotz wird aber auch in diesem Buch deutlich erklärt, dass es eben mehr gibt…

„Tunte – die; n (ugs. für Frau; Homosexueller mit femininen Gebaren)“ In der Realität hat der schwule Mann im Kleid aber längstVerstärkung bekommen: die lesbische Tunte, die Hetentunte, der heterosexuell lebende Transvestit, die Drag Queen. Gender Trouble par excellence.

Klasse, soetwas zu lesen. Klasse dass überhaupt daran gedacht wurde. Ja, die Tunte ist in der Tat vielseitig und es gibt eben all diese Facetten. Das hat sich übrigens teilweise nichteinmal in der Tuntencommunity herumgesprochen, werde ich doch immer mal wieder wie ein Auto angesehen, wenn irgendwer feststellt, dass ich nicht auf Männer, resp. Männlichkeit stehe.

…Die Tunte kann dazu nichts sagen, da es die Tunte nicht gibt. Es gibt viele Tunte: Gelegenheits- und Dauertunten, homo-, hetero-, bi-, und multi-sexuelle, revolutionäre und opportunistische, frauenfeindliche und feministische Tunten.

… und Personen aller Facetten kommen hierin zu Wort. Trashtunten, Crossdresser, Dragqueens, Travestiestars, Polit-Transen usw…

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Schon das Vorwort wurde von einer Person geschrieben, der wohl lange niemand mehr Effekthascherei vorwerfen würde. Lilo Wanders höchstpersönlich schrieb einige Sätze für das Buch. Dahinter geht es Schlag auf Schlag. Nennt mir eine bekannte Drag oder Transe und die Chance ist groß, dass auch sie hier zu Wort kommt Olivia Jones, Gloria Viagra, Mary, Ru Paul, Daphne De Baakel, Ades Zabel, Gaby Tupper, Kaey Tearing, Mataina Ah Wie Süß, Nina Queer, Kaspar Kamäleon, Lady Bunny und und und. okay okay, ein paar fehlen, aber es ist doch schon ein ziemlicher Aufmarsch.

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100 Portraits und Interviews erzählen unterschiedlichste Ansichten, Lebensgeschichten und Erlebnisse. es kommen Tunten aus der frühen Tuntenbewegung zu Wort, es wird an verstorbene schillernde Figuren erinnert, es wird der manchmal schwere Stand der Tunte in der Gaycommunity ebenso zu Wort gebracht, wie die Dienste, die die Tunten dieser Community geleistet haben. Man findet die wichtigsten Filme zum Thema. Wigstock wird ebenso behandelt wie Wigstöckel. Aids ist ein Thema und die Schwestern der Perpetuelln Indulgenz. Viele Liedtexte und Zitate runden das ganze ab

Alles in allem sind es 223 sehr lesenswerte Seiten, die versuchen das Bild der Tunte etwas geradezubiegen. Ich finde es ist sehr gelungen und ja, ich kann mit dem Wort Tunte sehr gut leben.

Mary

Gerade, beim letzten Durchzappen sehe ich folgendes: Es gibt Mary im Fernsehen… bis 2:30…. grummel. Das MUSS ich sehen. Puuh das wird morgen ein müder Tag.

Großartig das Duett und die Dialoge von Georg und Mary

Mary: Wenn du Dich nicht rasierst, habe ich Stoppeln

Mary: Du sollst früher ins Bett gehen, ich brauche Deinen Schönheitsschlaf

Ein großartiger Liedtext im Duett vor der Leinwand.

Du wirst mich nicht los, also nimms mit Humor,
wir haben doch so viel im Leben noch vor.

ganz genau. Ach ich liebe Mary