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Jade Pearl Baker & The Pearls: DRAG. GLAM. BERLIN.

Mittwoch Mittag wurde ich ins BKA Theater eingeladen zu: Jade Pearl Baker & The Pearls: DRAG. GLAM. BERLIN. ….okay, hatte ich schon irgendwo gelesen, aber bis auf die Überschrift habe ich auch nicht weitergelesen, daher habe ich nicht gewusst, was das würde, aber natürlich komme ich mit ins BKA.

Im BKA angekommen zeigten sich zwei Dinge sehr schnell:

1. Er ist eine Berlin Show und es wird gesungen – denn das Programmblatt zeigte so ziemlich jeden bekannten Song, der das Wort „Berlin“ im Titel oder Text trägt – Und Linie 1 „Hey Du“. Ein Berlin Musical sozusagen im Berlin Musical.

@zoe.delay

Im Keller von Toms Bar 🙂

♬ Originalton – Zoe Delay

Obwohl sagte ich jeder wichtige Song? Berlin von Ideal, Dickes B von Seeed, Berlin von Milliarden… ach da gibt es noch viel mehr, aer dann würde solch eine Show wohl nie ein ende nehmen. Und es kamen doch eine ganze Menge Berlin Songs zusammen.

Und es war gut – ich war wirklich beeindruckt, was Jade Pearl Baker dort auf die kleine Bühne des BKA gezaubert hat. Tolle Lieder, toll gesungen und viele Geschichten queerer historie, Berliner Historie und nicht zu vergessen queerer Berliner Historie.

Viele Anekdoten, nicht nur der üblichen 20er Jahre, eine Verbeugung an die Generationen um Melitta Sundströn, Pepsi Boston und alle folgenden Generationen, die etwas bewegt haben in der queeren berliner Historie.

Und eine ganze Menge der anwesenden Personen haben eben diese Geschichte mindestens mal miterlebt, viele von ihnen sogar mit gestaltet, denn wenn man seinen Blick durch die Zuschauer schweifen liess, stellte man fest, dass da wirklich viel Berliner – vorzugsweise Kreuzberger – Drag, Tunten, Gay – Adel anwesend war

Ach ja – und ihre drei „Pearls“ Begleitsängerinnen und Tänzerinnen waren ebenfalls große Klasse. Ihreszeichens Musical Darsteller, bei denen man auch deutlich sah, dass sie was können.

Mehr oder weniger erstmals auf hohen Hacken und nach etwas Anleitung mit eigenem Make Up… Das war schon aller Ehren wert.

Sie werden es irgendwann mal wieder brauchen, bei Carbaret, Kinky Boots, der Rocky Horror Picture show, Priscilla oder welch anderem Musical mit queeren Rollen. Machten sie aber super.

Süß war, dass ich zufällig neben Mutter Baker saß und bei der Zeile

„Meene Mutter, die säuft, ihr größtes Unglück war ick“

ein trauriges aber irgendwie süßes „nee stimmt nicht“ hören konnte, was sich ganz sicher nicht auf das saufen sondern auf das nicht vorhandenen große Unglück bezog 🙂

Also, ich bin ohne große Erwartungen ins BKA gefahren, war dann aber tief beeindruckt und habe mich die ganze zeit sehr gut unterhalten gefühlt.

Lohnt sich also, und wird noch bis zum 02.09. im BKA Theater aufgeführt.

We Will Rock You – Musical

Vor knapp 2 1/2 Jahren haben wir in der Schweiz das Musical Priscilla Queen Of The Desert in St. Gallen gesehen und sind danach vollkommen zufällig auf einen Großteil des Castes in einer Bar getroffen und haben und zusammen besoffen. Also zumindest ich habe mich besoffen.

Seither folge ich einer der Darstellerin Inga auf Instagram – ich gebe zu, dass ich dort aber auch vor allem ihrer tollen Hündin Lia folge, in die ich mich – unbekannterweise – ein wenig verliebt habe. Nicht nur ich allerdings, sondern scheinbar auch alle ihre Mit-Darsteller, denn Lia darf immer dabei sein, wenn Inga auftritt und ist scheinbar der Tourdog, den alle liebhaben und knuddeln.

Nun hat Inga eine neue Rolle und zwar eine Hauptrolle im Musical „We Will Rock You“ von Queen. Und jenes Musical hat gestern auf seiner durch corona oft unterbrochenen Tour – in Berlin Premiere gefeiert.

Ein guter Grund, sich mal wieder herauszuputzen und auszugehen.

Um es vorwegzunehmen: Neue Besäufnisse gab es nicht, und das Drumherum war etwas schade für eine Premiere. Es haben hinterher zwar noch einige Personen gewartet, aber relativ schnell war klar, die Darsteller dürfen nicht kurz nach vorne kommen, damit sie sich nicht erneut anstecken und die nächste Corona Pause angesagt ist – sehr schade, aber auch sehr verständlich.

Zum Musical selber: Dystopische Welt, Musik verboten, einige „Rebellen“ die Musik haben oder nutzen, eine Liebesgeschichte, Madmax, Punk Outfits und Frisuren und ganz viel Queen Musik toll gesungen.

Trotzdem wird das Musical keinen Platz unter meinen Top 3 Musicals einnehmen, dafür geben mir einige andere Musicals einfach mehr – aber trotzdem war We Will Rock You unterhaltsam und kurzweilig.

Wenn die Darsteller nicht kommen, unterhält man sich eben mit den paar spannenden Gästen, die auch da waren. 🙂

Cabaret @ Tipi

Ja, ich liebe den Kit Kat Club, aber ich liebe auch den Kit Kat Klub (mit „K“). Der erste ist der Sündenbabel des heutigen Berlin, der zweite der Sündenbabel des Berlin im Jahre 1931 und Wirkungsstätte von Liza Minelli und Sally Bowles. (was im Grunde genommen das Gleiche ist).

Wenn man heutzutage in den Kit Kat Klub geht, landet man im Normalfall im Tipi am Kanzleramt, wo das Musical Jahr für Jahr wiederaufgeführt wird.

Und leider wird es Jahr für Jahr wichtiger, dass das Musical aufgeführt wird, denn die politische Situation macht es jedes Jahr wichtiger, dass Menschen mitbekommen was passieren kann, wenn Ausgrenzung zu einem politischen Stilmittel wird und Rassismus von mehr und mehr Menschen als potenzielle Möglichkeit angesehen wird.

Vermutlich würde heute ein Fernsehsender massenweise empörte Emails erhalten, wenn sie Cabaret einfach aufführen.

Cabaret ist so schön und so traurig gleichzeitig, ich liebe den ersten Teil zur Pause und habe eine Hassliebe zum zweiten Teil. Manchmal möchte ich den zweiten Teil gar nicht sehen, weil er mich zu sehr aufwühlt. Gänsehaut vor Trauer und immer wieder toll gespielt.

Ich wünschte mir, es bräuchte dieses Musical wieder nur mehr als Mahnung zur Vergangenheit, wie es das Tipi wohl bei der ersten Saison gedacht hat. Leider befürchte ich, es wird noch benötigt.

Priscilla Musical St. Gallen

Ich glaube Petra Knickmeier erzählte davon, dass sie das Musical Priscilla Queen of the Desert in St. Gallen noch anschauen wollte.

Hmmmm ein Musical im Ausland – eigentliche eine gute Idee, mal wieder eine kleine Reise zu machen… Mit Petra hat sich die Reise ziemlich schnell erledigt, aber Sheila und Diana wollten mitkommen – unter der Prämisse, dass wir ein gutes Hotel mit Spa nehmen. Gesagt, getan, also auf nach St. Gallen

Klar konnte Priscilla in St. Gallen von Ausstattung nicht mit der vermutlich vielfach teureren Priscilla Produktion in London mithalten, aber das machte sie mit kleinen Gimmicks, Ideen und Liebenswürdigkeit absolut wett.

Ein Musical-liebender Kollege meinte danach als ich ihm die Namen der Hauptdarsteller erzählte, dass die auch wirklich gut und bekannt seien. Ich mag das glauben, denn es hat mir sehr gut gefallen.

Ich bin mir sicher, dass man den einen oder anderen des Ensambles irgendwann mal wieder trifft, sei es in Hamburg oder in Berlin, denn mittels Social Media weiss ich ja nun, wo die gerade auftreten.

Dass wir die Hälfte der Darsteller später am Abend zufällig in einer Bar getroffen haben, war aber gänzlicher Zufall. Die schneiten irgendwann rein, als wir vergnüglich an einigen Cocktails schlürften.

Cabaret @ Tipi am Kanzleramt

Cabaret @ Tipi am Kanzleramt

In der Regel durch irgendwelche Beteiligung von Sheila war ich mittlerweile schon wirklich oft im Tipi, dem großartigen Zelt am Kanzleramt. Ich habe dort schon viele tolle Shows wie beispielsweise die Briefs gesehen und andere Veranstaltungen, die mich nicht immer vollkommen vom Hocker gehauen hatten. Immer allerdings liebe ich den Veranstaltungsort.

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Sally Bowles, der Star des Kit Kat Klubs
© Jan Wirdeier

Als ich nun neulich erfuhr, dass Cabaret mal wieder aufgeführt würde – und als Sheila dann wiederum erfuhr, dass ich wohl die einzige Person in Berlin sei, die dieses noch nicht gesehen haben, führte es zu einer Karte zur Wieder-Premiere.

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Alpenglühn im Cabaret
© Jan Wirdeier

Erstaunlich voll war es im Tipi, obwohl doch an dem Abend die Deutsche Nationalmannschaft gegen – Algerien gleiche ich – im Viertelfinale antrat und aufgrund der Fanmeile der Weg absolut nicht frei von Strassensperren war und der Parkplatz-Platz in der Nähe auf – 0 – geschrumpft war. Ich parkte dann etwa 15-20 Minuten Fußläufig vom Tipi entfernt, dennoch sollte sich dieser Fußweg lohnen, denn ich wurde mit einem tollen Stück entlohnt. Mit eben oben genannten Cabaret.

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Cabaret 2014 – Franziska Lessing als Sally Bowles und Michael Kargus als MC ©Jan Wirdeier

Nun war ich nicht nur der vermutlich einzige Mensch auf der Premiere, der das Stück noch nie im Tipi gesehen hatte, ich war auch der einzige Mensch auf der Premiere, der Cabaret ÜBERHAUPTNICHT kannte. Auch der doch sehr bekannte Film ist vollständig an mir vorbeigegangen – und somit auch die Story. Einzug drei Lieder kannte ich.

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Bombenstimmung
Kargus / Eggemann / Wüscher / Wolff © Jan Wirdeier

Und mit dem ersten ging es gleich los mit einem großartigen Confroncierge, der durch das Stück führte und uns in das Berlin der 30er Jahre, in einen sündigen Cabaret Club namens Kit Kat Club – Na sowas aber auch – irgendwoher kenne ich den Namen doch.

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Cabaret 2014 – Franziska Lessing als Sally Bowles
©Jan Wirdeier

In eine Welt mit Schmuggel, mit Stripperinnen, Transen, Frivolität, Menschen die in Berlin eigentlich ein Projekt durchführen wollen (wie beispielsweise ein Buch schreiben) und dann in den Strudel der Nacht eintauchen, in Beziehungen und problematische Beziehungen, in Wohnungsnot und Arbeitsnot, in eine Welt mit Alkohol und kurzfristigen Liebschaften – und mit Politik.

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Seht sie mit meinen Augen!
Kargus © Jan Wirdeier

Klingt wie heute, klar. Ist es aber nicht, es ist das Berlin anfang der 30er Jahre, in denen Homosexualität ein Problem darstellt und ein Jude zu sein erst Recht und somit die Politik ebenfalls eine deutlich andere ist.

So erzählt der erste Teil von Cabaret wie der amerikanische Autor Cliff Bradshaw in den Strudel von Berlins Nachtwelt eingesogen wird im Kit Kat Club und eine Beziehung zum Showgirl Sally Bowles eingeht. Ein schnelles, heiteres Stück, mit Liebe am Leben.

Im zweiten Teil wird es dann düster seine Vermieterin Fräulein Schneider verliebt sich in den Ladenbesitzer Herrn Schultz einem in Deutschland geborenen Juden. Und dieses bei den dunklen Wolken, die über Berlin und Deutschland aufziehen mit der hässlichen Fratze des Nationalsozialismus.

Mich hat das Stück ab den ersten Tönen des großartigen Conférencier begeistert und das Spiel von Fräulein Schneider war großartig, mit einfachen Mitteln schaffte es das Tipi, großartige Bilder zu zeigen und mir mehrfach Gänsehaut auf die Haut zu zaubern. Im ersten Teil saß ich zumeist mit einem Dauergrinsen da, im zweiten Teil mit einem offenen Mund. Ein tolles Stück und ich werde es sicher nicht zum letzten Mal gesehen haben.

Nur das Gegröhle der Fanmeile im Hintergrund störte etwas, aber da kann man dem Tipi ja nun wirklich keinen Vorwurf machen

Hedwig and the Angry Inch @ Admiralspalast

Hedwig and the angry Inch im Admiralspalast

OLYMPUS DIGITAL CAMERACopyright der „Hedwig Bilder“ Copyright, Peter Frank Hellbrück

Ein Vögelchen zwitschert mir eigentlich seit Jahren zu, dass der Film Hedwig und the Angry Inch ein Knaller sei und mindestens zum cineastischen Grundstock gehören sollte – erst Recht, wenn man sich etwas näher mit der Thematik dieses Filmes beschäftigt bzw. sich in dem Bereich bewegt… Und das tue ich nun einmal…

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Von soetwas habe ich mich aber noch nie beeindrucken lassen. Film und so ist mir größtenteils egal… Meist antworte ich dann damit, dass ich mich dafür ganz gut im Bereich Musik auskenne…. Doof allerdings wenn es sich dann wie in diesem Fall um einen Film mit viel Musik handelt, der sogar als Musical auf dem Broadway gespielt wird oder wurde…

Okay, der Off-Broadway zwar „Nur“ aber wir wollen ja nicht päpstlicher als der Papst sein… genaugenommen kann ich mir auch nicht vorstellen, dass dieses Stück am glitterglitzerbombast Broadway funktionieren würde. dafür ist es einfach zu subersiv, wie ich gestern erleben konnte, denn gestern war die Premiere vom Hedwig and the Angry Inch Musical im Admiralspalast

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Und was hab ich da nicht schon alles gesehen… Musicals wie beispiel Moulin Rouge, die zur Pause bereits die Hälfte des Publikums vergraultspielt hatten genauso wie echte Kracher (The Producers, Rocky Horror Picture Show) mit verdienten Standing Ovations und glücklichen Gesichtern… Vorweg: Für mich gehört Hedwig And The Angry Inch eindeutig in die letzte Kategorie. Ich habe mich köstlich amüsiert und unterhalten gefühlt… Und mich ständig gefragt, wie so etwas in Amerika laufen kann, denn das Musical gehört eindeutig in diese Stadt und außerdem – wie können die prüden Amerikaner soetwas anschauen..

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Hedwig ist nämlich ein Berliner Junge, der im Osten aufwächst. Hedwig ist laut, berlinert, bisweilen obszön, trashig, musikalisch, pampig, mit großer Bünenpräsenz, dabei verdammt cool und ne Transe oder um es einfach zu machen, eine Melange aus viel Gloria Viagra mit Squeezebox ohne Sherry Vine, angereichert mit etwas Sweety Glitter und gewürzt mit dem besseren einer Nina Queer und einigen anderen Berliner Nachtgeschöpfen.

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Die Geschichte dieses jungen ist einfach erzählt. Hans – ein femininer Berliner Junge eingesperrt in der DDR – scheinbar verdammt guter Bläser verliebt sich in einen GI. Mit Perücke, einer gescheiterten OP, die ihm den Angry Inch übrig lässt und dem Pass der Mutter sowie einer Heirat mit diesem GI reist Hans als Hedwig in die USA aus.

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Der GI betrügt sie, im Trailerpark sieht sie in den USA die Mauer fallen… Nun ist sie eine weltweit ignorierte Chanteuse und man sitzt inmitten einem ihrer Konzerte und erfährt ihre Lebensgeschichte und was es mit diesem Tommy Gnosis auf sich hat, der all ihre Songs geklaut hat und damit zum Star wurde… aber dazu sollte man Hedwig im Admiralspalast besuchen… und dazu rate ich jedem.

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Hedwig and the Angry Inch ist wohl das Musical mit dem höchsten Wortanteil, das ich je gesehen habe, aber extrem witzig, subversiv, cool. Mit massig Anteilen, die man eigentlich nur verstehen kann, wenn man Berlin kennt – zumindet ein kleines bisschen. Ich hab mich niemals gelangweilt aber umso häufiger herzhaft gelacht. Die Musik dazu ist rockig-trashig tanzbar, ich finde, sie hätten die Stühle auch zur Seite räumen können um einfach zu tanzen. Dazu ist die Absinth-Bar im Keller des Admiralspalast ein wirklich optimaler Ort für solch ein Musical. Kurzum: Alles richtig gemacht.

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Ich wünsche den Machern, dass es ein großer Erfolg wird und die Berliner den Keller im drei mal insolventen Admiralspalast (lernte ich aus dem Musical 😉 ) bevölkern. Also: mein Befehl hingehen und unterhalten lassen … 🙂