Ich bleibe dabei, dass sich Michael Müller und damit die BerlinerSPD durch seine Enthaltung beim Entschliessungsantrag „Ehe Für Alle“ unwählbar gemacht haben.
Mir ist vollkommen egal, warum der regierende Bürgermeister sich nicht an den Koalitionsvertrag gebunden fühlt, in dem steht:
Wir werden konsequent die rechtliche Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bi-und Intersexuellen und transsexuellen Menschen vorantreiben und jegliche Form von Homo-und Transphobie aktiv bekämpfen.
Mir ist auch vollkommen egal, welcher Teil seiner Koalition da auf einmal anderer Meinung war und warum der regierende Bürgermeister dieses relevanter als den beiderseitig unterschriebenen Koalitionsvertrag fand. Das sind politische Spielchen, die ich zwar verstehe aber nicht mehr akzeptiere.
Für mich gab es dabei genau 2 Möglichkeiten:
1. Die Koalition einigt sich auf den Inhalt des Koalitionsvertrag und der Regierende stimmt mit ja ab.
2. die Koalition ist auf einmal unterschiedlicher Meinung, der Regierende erinnert sich aber an den Inhalt des Koalitionsvertrag, erkennt, dass es eine klare unterschriebene Vereinbarung zur Zustimmung gibt und stimmt mit ja ab.
Mir ist übrigens auch relativ egal, wie sich die Politiker danach wieder zusammenraufen, aber das ist ihr gottverdammter Job. Und wenn die CDU daraufhin aus dem Vertrag und der Koalition hätte aussteigen wollen… mit der Argumentation, dass sie eben anderes will als sie im Vertrag vereinbart und unterschrieben hat… so what! Dann ist das eben so.
Schade, dass Nina Queer die SPD unterstützt, ich könnte das seit Juni 2015 nicht mehr. Aber ich hoffe, sie hat eine klare Meinung kundgetan.
Wenn die NPD oder andere Rechte durch Berlin ziehen wollen, dann bin ich da, das ist gar keine Frage.
Dieses Jahr allerdings, war die Sache noch etwas anders als sonst. Als ich den Aufruf las, wurde es für mich eine persönliche Angelegenheit
Kreuzberg muß befreit werden – sicher, sauber, ordentlich!
Weg mit Multikulti – Kriminalität – Verslumung!
Seit rund drei Jahrzehnten ist der heutige Berliner Ortsteil Kreuzberg ein multikulturelles Ärgernis. Überfremdung, Multikulturalität, Kriminalität und eine sich eigendynamisch verstärkende Verslumung sind die kennzeichnenden Begriffe des vollständigen Versagens der rot-grünen Politikerklasse Kreuzbergs. Viele Menschen benutzen den Namen Kreuzberg sinngemäß als Ersatzbegriff für Rauschgift, Islamismus, Verbrechertum, Anarchie, Müll, Gewalt und Tod. Der Landesverband Berlin der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) vertritt die Auffassung, daß die von den SOZI-LINKS-GRÜN-CDU-PIRATEN vorsätzlich herbeigeführten multiasozialen Zustände durch zivilgesellschaftlichen Widerstand öffentlich angeprangert werden müssen. Zivilgesellschaftlicher Widerstand gegen Gewalt und Multikulturalität – für deutschen Humanismus und menschenwürdige Ordnung muß die Brennpunkte von Multikulturalismus, Kriminalität und Verslumung aufsuchen.
Daher demonstriert die NPD mit befreundeten Gruppen und allen Menschen die sich gegen diese Verhältnisse wehren wollen am 26. April 2014um 12:00 Uhrfür ein sauberes, ordentlich deutsches Kreuzberg –
gegen Multikulti, Multiasi, Multikrimi!
Der multikulturelle Stadtspaziergang soll die zur Zeit bekanntesten Brennpunkte der antihumanen SOZI-LINKS-GRÜN-CDU-PIRATEN-Politik aufsuchen. Wir wollen folgende Orte besichtigen:
Gerhart-Hauptmann-Schule – Oranienplatz – Görlitzer Park – Kottbusser Tor!
Kreuzberg muß befreit werden??? Von wem?
Meiner Meinung nach von Rechten, die dort hinwollen!!
Das sie niemand hier will zeigt das Wahlergebnis eindrucksvoll (2 Stimmen in meinem Wahllokal)
Rechte, die genau vor meinem Fenster aber weit genug weg um mit Tomaten zu treffen durch Kreuzberg marschieren? No Way. Nicht mit mir. – Wobei ich mir von Anfang an sicher war, dass diese Route durch die Häuserschlucht der Oranienstrasse eine halbe Woche vor dem 1. Mai eh nicht genehmigt würde.
Das dachten offenbar auch andere, und so hielt sich die Mobilisierung (sehr) in Grenzen. Kaum Plakate, kaum Flyer kaum Informationen. Ich hatte bereits Angst, es wisse gar niemand davon. Ich täuschte mich.
48 Stunden vor der geplanten NPD Demonstration gab die Polizei eine geänderte Route in die Öffentlichkeit. Jannowitzbücke – Moritzplatz – dann Richtung TAZ Gebäude in Mitte. Kein Oranienplatz mehr, keine Oranienstrasse und „nur“ eine Zwischenkundgebung knapp 200 Meter von mir am Moritzplatz und somit nur knapp in Kreuzberg.
Besser aber nicht gut. Und so machte ich mich unter meinem persönlichen Motto am Samstag auf den Weg. Und in meinem persönlichen Tagesmotto „Berlin bleibt Bunt und Kreuzberg erst Recht“ sowie in Erfahrung von vor vier Jahren als sich Clara mehr oder weniger ungestoppt enfemme durch den Polizeikorridor bewegen konnte, weil die Herren in Grün irgendwie mit ihr nicht umgehen konnten, warf ich mich in Schale um den Moritzplatz zu verteidigen…
…Konnte aber schon um 11 Uhr sehen, dass das unnötig ist, da sich bereits viel früher am Sage auf etwa 450 Metern NPD Strecke eine unräumbare Blockade formiert und niedergelassen hat.
Später schaffte es eine kleinere Blockade noch eine Strasse weiter also auf knapp 280 Meter Demostrecke. Die wäre zwar hart räumbar gewesen hätte aber eben nur 170 Meter weiter geführt.
Mir zeigte es, dass ich hier nicht gebraucht würde, zog also zu den kleineren Blockaden in den Seitenstrassen, die nach und nach alle sehr gut besetzt wurden. Überalls deutlich mehr Demonstranten als Polizisten und Faktor X zu dem jämmerlichen Häufchen Elend auf der Jannowitzbrücke.
Laut Medien irgendwas zwischen 4.000 und 6.000 Gegendemonstranten bei 8 Blockaden hinter der NPD, vor der NPD und an jeder kleinen Strasse, die eine Ausweichroute hätte darstellen können. Einigermaßen friedlich durchkommen?? Keine Chance.
Es war ein tolles Bild. Ich stand später am Wasser der Spree und schaute auf die andere Spreeseite und sah nur Menschen. Ein echtes Happening und – vollkommen friedlich.
Kurzzeitig wurden die Polizisten vor uns zwar sehr unruhig, als irgendwo eine Blockade nicht mehr benötigt wurde und mehrere hundert Personen auf einen Schlag zu uns stiessen.
Helme runter – Pfefferspray entsichern – böse gucken.. Blieb aber friedlich.
Vor allem, weil die NPD dann tatsächlich auch nicht weit kam. Die NPD kam bis halb zum Sage – und musste einsehen, dass es in keine Richtung weitergeht. Also kehrte sie zurück und stieg in die S-Bahn in Richtung Adlershof wo sie eine kurzfristige Spontan-Demo abhielt. Sie kam also wirklich nur 200 Meter weit!!!. – Und das weit weit weg von Kreuzberg, auch wenn Herr Schmidtke seinen Kameraden weismachen wollte, sie seien in Kreuzberg. Wir wussten es besser!
Als die Rechten sicher in der S-Bahn waren ging es dann von allen Barrikaden als Jubeldemo zum Moritzplatz. Wir kamen an, die NPD nicht.
Ein paar schöne Nebenanekdoten gab es auch.
Das habe ich zwar nicht mitbekommen. Aber es erklärt, warum da auf einmal Menschen waren. Bis dahin war nämlich noch eine kurze Rundstrecke möglich… Dann nicht mehr 🙂
Nur eine Sache ist mir gestern negativ aufgefallen. Es gibt in Berlin ja seit 2011 eine Kennzeichnungspflicht für Polizisten. Eine klare Nummer aber keine Namen oder ähnliches. Sehr gut. Doch ich sah diese beiden Polizisten gestern nicht und musste feststellen, dass ich mich irre.
Die Kennzeichnungspflicht gilt nur für Berliner Polizisten, aber nicht für Polizisten, die in Berlin Polizeigewalt wahrnehmen bzw. ausüben – wenn sie nicht aus Berlin sind.
Die Thüringer Polizisten brauchten sich also nicht zu erkennen geben. Man stelle dann also an kritische Punkte einfach Polizei aus anderen Bundesländern und alles ist fein? Was für ein Bullshit…
Großartig auch das Brautpaar, dass aus der Kirche am Märkischen Museum kam und von vielen hunderten Demonstranten bei der Abfahrt mit ihrer weissen Kutsche bejubelt wurde. Die Hochzeitsgesellschaft werden die beiden sicher nie vergessen. Auch wenn sie danach noch ein paar Mal anhalten mussten, da ihnen Polizeiwagen den Weg versperrten.
Insgesamt war es eine wunderbar erfolgreiche Gegendemonstration mit vielen freundlichen Demonstranten und allerbestem Wetter, bei dem die Rechten nur 150 Meter kamen und Kreuzberg nicht einmal von weitem sehen konnten.
Ich habe mal zur Sollstrecke (rot) die Ist-strecke (blau) hinzugefügt – und die Blockaden (pink) 🙂
Ich bin nicht wirklich ein politischer Mensch. Politisch interessiert? Ja!. Ich gehe wählen, besuche die für mich relevanten Demonstrationen und empöre mich beizeiten über Facebook oder meinen Blog. Dazu konfrontiere ich andere Menschen als Zoe damit, dass es noch anderes gibt, als das was sie kennen. Insgesamt bin ich vor allem der Meinung, dem einzelnen Menschen zuzugestehen, so zu leben, wie er das gerne möchte. Das bedingt auch, dass ich kein religiöser Mensch bin. Denn die Religionen dieser Welt schränken dieses in den allermeisten Fällen doch stark ein.
Ich lehne nun nicht Religionen allgemein ab, sondern immer nur die stark ausgeprägten Vertreter ihrer Religionen. Wer heute noch meint, alles beispielsweise im alten Testament heute genauso leben zu müssen ist genauso bekloppt, wie jemand, der jegliches aus der Tora oder dem Koran als die einzige Wahrheit nehmen zu müssen…
Dummerweise ist Religion aber auch immer Politik. Das wird mir gerade wieder einmal sehr klar, als ich gerade in einem Flugzeug von Royal Jordanien Richtung Amman sitze und in ein muslimisches Land reise… Dabei lese ich die verteilte Berliner Zeitung.
Ich lese über einen unheimlichen Taliban in Pakistan auf der Titelseite, über die Reichskristallnacht am 9. November vor 75 Jahren und über Atomverhandlungen mit dem Iran, bei denen Israel sagt „nein“, ich lese über die Forderung, den St. Martinstag abzuschaffen, zudem lese ich über eine Kustausstellung in einer Schule, die Nackte Personen zeigt und schlussendlich die Frage, ob sich das Schwuz in Neukölln mit muslimischen Jugendlichen rumschlagen muss…
Das alles lese ich in einem Flieger, der mich nach Amman in Jordanien bringen soll… Und gerade im Flugraum über Israel…
Verrückte Welt, diese. Verrückte Reiligionen. Warum können nicht einfach mal alle Menschen nach ihrer Fasson. Obwohl das Ziel dieser Flugreise ist ja nicht Ammann, sondern Bangkok und da sind eher die Buddhas, die dort rumsitzen – oder liegen… Und jene sind meines Wissens weder durch Kreuzzüge, noch durch Religionspolizei oder Selbstmordattentäter aufgefallen.. Vielleicht sollten wir einfach alle Buddhisten werden…
Eigentlich schaue ich mir den Newsletter des Schwuz fast nie mehr an, aber dieses Mal schien es interessant zu werden. Er versprach eine Podiumsdiskussion
Überbau im Unterrock. Der Mann im Kleid Ist die Tunte eine aussterbende Erscheinung? Podiumsdiskussion: High-Gloss vs. Hinterhof, Polit vs. Glamour, Mainstream vs. Underground – Ist die Tunte tot?
zum 20-jährigen Todestag von Melitta Sundström, Pepsi Boston und Jürgen Baldiga sollte den Tunten gedacht werden, die Berlin in den 80er Jahren politisch bewegt haben. Ausserdem sollte nach vorne geblickt werden: Was ist und macht die Tunte heute?
Diskutieren sollten Jurassica Parka, Toni Transit und Moritz von den Kingz of Berlin, Charlet Crackhouse, Patsy l’Amour laLove, Gloria Viagra, Kaey, Barbie Breakout und Vera Titanic. Charlet war nicht da, stattdessen kam Margot Schlönzke auf die Bühne, die zu diesem Thema auch viel besser passte.
[HTML1]
Damit war also alles, was die vielschichtige Szene so hergibt auf der Bühne. Die typischen Drag Queens, Tunten, Transen, mit Kaey eine Transsexuelle, Drag Kings und alles dazwischen. Es konnte also spannend – oder zumindest interessant.
Klar ist, dass es alleine bei der Definition der Begriffe Transe, Tunte, Drag Queen bei neun Personen vermutlich 25 Definitionen gibt und das zeigte sich ziemlich schnell. Es gab dafür auch einige Einspieler von Popkicker-Gästen, die diese Begriffe mal erklären sollten… Erstaunlich interessante und extrem unterschiedliche Antworten kamen da bei raus.
Ich denke, dass diese Begriffe eh immer reine Selbstdefinition sind. Die Übergänge sind aber fliessend und wie man von anderen wahrgenommen oder genannt wird, darauf hat man eh keine wirkliche Deutungshoheit
Eine Barbie Breakout sieht sich nicht als Tunte und würde wohl auch von kaum jemandem so bezeichnet werden. Klar sie ist eine Dragqueen. Gloria Viagra hingegen kann sowohl als Tunte, wie als Dragqueen durchgehen, eine Margot Schlönzke mag eine Tunte sein, ein Travestieschlachtross 😉 , aber wenn sie will, kann sie auch jederzeit eine Dragqueen sein… Und wenn man eine Tatjana Taft fragt, gibt es in Berlin eh nur „Transen“. Also Who cares, was wer genau ist? Und wenn es schon in einer so kleinen „Gemeinschaft“ so viele Meinungen gibt, wie soll das ein Außenstehender verstehen – und eigentlich ist es auch vollkommen egal. Jeder ist das, was er gerade für sich einnimmt oder sein will.
Schön der Einspieler eines popkicker Gastes: „Ich bin keine Transe, ich bin ganz normaler Mensch“ 🙂
Allgemeiner Konsens war, dass die Tunte immer auch etwas politisches an sich hat, was aber eben nicht bedeutet, dass ein politischer Mann in Frauenkleidern generell eine Tunte ist, wie man ja bei Barbie seit einiger Zeit sehen kann.
Diese zitierte auch Ru Paul, welche sinngemäß sagte „wenn ich mit meinen langen Wimpern die aufschlage, ist es ein politisches Statement“ … da ist es denn auch egal, ob man gerade Glamour Transe ist oder sich extra schangelig gibt. Erstaunlicherweise sagte dass mit anderen Worten auch beispielsweise Kaey für die in einer patriachalen Welt es per se politisch ist, wenn ein Mann Frauenkleider trägt. ich spüre Konsens.
Sicherlich ist das eher die unterste Art der Politik, klar aber meiner Meinung nach ist das vollkommen richtig. Ich würde allerdings noch einen Punkt hinzunehmen, der noch die Sichtbarkeit hinein nimmt. Sicherlich ist es ein anderer Akt, beispielsweise im Schwuz ein Kleid anzuziehen oder so auch noch in die Öffentlichkeit herauszugehen…
Das sagten auch viele bei den Schlussworten „es müsste viel mehr auf die Strasse gebracht werden – egal ob beim Einkaufen oder Klauen bei Karstadt oder sonstwo… Aber wenn ich mir überlege, wen ich ausserhalb des Mehringdamms, Gayparties, CSDs und dem CSD Strassenfest bereits „ungebucht“ gesehen habe, dann müssten sich dort einige an die eigene Nase fassen. Ausser Kaey, die ja nun als Frau lebt und Gloria, habe ich die Damen bisher nicht sonderlich in der Öffentlichkeit gesehen…
Aber es zeigte sich mal wieder, dass es immer schwierig ist, so viele so extrovertierte Gäste auf einem Haufen zu haben, die unterhalten sich nämlich eigen- und selbständig. Da brauchts dann mehr Mikrophone als zugegen sind und Moderatoren stören die dann eigentlich nur noch beim Schlagaustauchsch.. Obwohl die beiden Herrn Moderatoren waren ziemlich gut.
Einig waren die Damen auch bei den Getränken – Zu wenig und ständig alle. „Barbie wolltest Du was sagen?“ „Nein, ich winke nur nach dem Alkohol“
In diesem Sinne.
Das war dann wohl das letzte Mal im alten Schwuz, das ja nun bald in Richtung Neukölln verschwindet und dem Mehringdamm den Rücken kehrt. schade eigentlich. Ob sie das Melitta Sundström Bild von der Tanzfläche dann wohl mitnehmen?
Welch ein starkes Zeichen. Aus einer kleinen Demonstration, die 7 Privatpersonen angemeldet haben, ist ein unglaublich starkes Zeichen geworden. Keiner weiß näher, wie viele Menschen am Samstag auf der Strasse waren. Zwischen 4.000 und 10.000 sagen die Schätzungen – die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Aber es ist auch vollkommen unerheblich, ob am ende 4,6,8 oder 10.000 Menschen dabei waren. Es waren nämlich verdammt viele.
Und sie waren da um zu demonstrieren. Die CSDs sind natürlich auch noch immer eine Demonstration, aber natürlich auch eine Party hinter und auf LKWs, Ausgelassenheit, Freude und Kampf um das perfekte Bild. Zudem ist der größte Teil der geschätzten Zahlen bei den CSDs zum Endkonzert da, zum Strassenfest oder steht am Rand. Ich bin mir garnicht sicher, ob auf dem Berliner CSD tatsächlich mehr Menschen auf der Strasse waren – aber diesen Samstag waren alle da um zu demonstrieren.
Und – man fühlte sich nicht vereinnahmt. Zwar gab es vereinzelte Banner vom LSVD, den Grünen oder Regenbogenfahnen mit dem Symbol der Linken, aber in hinteren Reihen und nicht dominierend. Dominierend hingegen war die Regenbogenfahnen. gerüchteweise waren diese in der letzten Woche in ganz Berlin ausverkauft und ehrlichgesagt, ich glaube das, denn so viele Regenbogen auf einem Haufen wird es wohl selten auf einem Haufen gegeben haben. Frei nach der Devise:
Ganz Berlin ein Regenbogen
Die Veranstalter hatten, als sie die Planung begonnen mit 200, 300, vielleicht 500 gerechnet. Das ganze hat dann aber solch einen Drive genommen und überrollte alle. Ich bin mir nicht sicher, ob man wirklich an der Info über die Demo nicht vorbeikam, wenn man nicht irgendwie in der Szene ist, aber den großen Artikel in der Welt habe ich ebenso mitbekommen, wie das Interview bei Radio Fritz am frühen Morgen direkt nach dem Aufwachen. Als ich gutes Wetter sah und das hörte, wusste ich, es wird ein guter Tag.
Ich machte mich fertig, holte mein altes Regenbogen-CSD Outfit aus dem Schrank, hängte die Flügel zurück, denn es ging hier nicht um das Foto sondern um die Farben, setzte mich ins Auto und fuhr in Richtung Russische Botschaft unter den Linden, die zu dem Zeitpunkt noch vollkommen un-abgesperrt war. Folgendes symbolisches Foto war mir daher vergönnt und wäre es am Ende der Demo nicht mehr gewesen.
Interessante Nebengeschichte: dieses Bild wurde von zwei Touristen gemacht, die ich vor der Botschaft traf und darum bat. Es stellte sich dann heraus, dass es tatsächlich Russen waren, die ich einlud, mit mir im Taxi zur Demonstration zu fahren – und die gerne mitkamen. Ergo: Es haben nicht alle Russen ein Problem mit uns.
An der Demo angekommen zeigte sich ziemlich schnell, das es gut würde, überall Regenbogen, Plakate, Parolen. Ein tolles Bild, dass hoffentlich bei den richtigen Personen angekommen ist, auch wenn beispielsweise die Tagesschau oder Spiegel online es unter den Tisch fallen ließen. was soll man machen. Ich habe auf jeden Fall viele, viele Menschen gesehen, die sehr ergriffen waren und die ganze Zeit immer wieder mit den Tränen rangen.
Ich selber war tatsächlich eine davon. Tränen des Leidens sind mir fast fremd. Tränen der Rührung nicht. Und ganz am Ende als die Demo mit „Somewhere over the Rainbow endete, erfasste es auch mich. Ansonsten hatte ich eher ein festgetackertes Lächeln, wenn ich irgendwo wartete und vorne sowie hinten kein Ende sehen konnte.
[HTML2]
Natürlich taten am Ende die Füße weh und natürlich hätte ich mir etwas weniger Weg gewünscht, aber ich sehe die Symbolik der alten CSD Strecke vom Kudamm über Schöneberg, Potsdamer Platz zum Brandenburger Tor bis zur russischen Botschaft. Insofern „alles richtig“ und ein großes Kompliment, dass es zu dieser Demonstration gekommen ist. An alle. an die Veranstalter, die Polizei und sicher auch irgendwen in irgendwelchen Ordnungsämtern oder so. Toll!
Zum großen Ende vor der Botschaft war diese zwar ordentlich abgesperrt, aber das ist wohl leider normal, wenn einige tausend Menschen zu einer Botschaft ziehen. Selbst, wenn dieses einen vollkommen friedlichen Charakter hat.
Die Abschlussveranstaltung war dann auch toll. Russische Aktivisten und Menschenrechtler, , der im russischen TV eine Fernsehsendung mit seiner Meinung zu den russischen Gesetzen kaperte, und Winter und einigen mehr.
Einen schweren Stand hingegen hatte der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt Markus Löning. Die Wut und Verzweiflung saß bei vielen tief und er musste es ausbaden. Dabei ist ihm eigentlich kaum etwas vorzuwerfen. Sein Amt ist ein wenig das des Bundespräsidenten. Er darf Mahnen und reden aber hat wenig Entscheidungsbefugnis bzw. Kompetenzen. Aber er war da – und er vertrat die Bundesregierung.
Das Highlite allerdings, war die Rede von Mitorganisator Alfonso Pantisano. 16 minuten, die man sich mal anhören sollte.
[HTML1]
Klar, es gab auch ein paar dinge, die nicht so liefen, aber das waren alles Kleinigkeiten, die nicht ins Gewicht fielen gegenüber der großartigen Organisation und dem tollen Zeichen in die Welt. Das ganze endete mit Grabkerzen vor der Botschaft, mit abgelegten Regenbogenfahnen und mit einem guten Gefühl der Ergriffenheit zu Judy Garlands Version von „Over the Rainbow“.
Am nächsten Samstag kann man sich dann zum Kiss-In wieder an der russischen Botschaft treffen.
Eine Geschichte muss aber noch erzählt werden. Die Geschichte der Flagge, ganz oben in diesem Artikel, die ich leider nur sehr unvollständig wiedergeben kann.
Mir ist diese sehr lädierte Regenbogenflagge in der Demo aufgefallen. Dreckig, zerrissen, blutbeschmiert und ich fragte mich, was es damit wohl auf sich hätte. ..drum fragte ich den Träger. Er war Russe und konnte sich nur gebrochen mit mir verständigen. Aber er erzählte mir, dass diese Flagge keine Kunst sei. Sie sei echt und käme direkt aus Moskau. Sie war bei diversen Demonstrationen in Moskau dabei und sieht so aus, WEIL sie dabei war. An ihr wurde gezerrt, Menschen, die sie trugen wurden geschlagen und eingesperrt. Aber die Fahne ist immer noch dabei.
Zwar lädiert aber nicht zerstört. …und sie weht immer noch trotzig und stolz ihre Farben tragend im Wind. gestern in Berlin.
Das kann doch alles nicht wahr sein.
Man schüttelt den Kopf, wenn man die Nachrichten aus dem Osten, aus Russland, der Ukraine oder auch Polen hinsichtlich der Rechte von Homosexuellen und Transgender liest, aber auch in Deutschland fühlen sich offensichtlich viele Gegner gestärkt.
Ich konnte gerade nicht glauben, was ich in der Zeitung über den CSD in Rostock las, der jetzt in Gefahr sei. Das ist so unglaublich, dass ich es für einen Aprilscherz halte.
„Auch ein Vermummungsverbot wurde den Teilnehmern von der Stadt auferlegt. „Das schreibt vor, dass sich niemand so verkleiden darf, dass sein Geschlecht nicht mehr zu erkennen ist.“ Für die Organisatoren ist diese Forderung besonders absurd. „Schließlich geht es doch darum, dass Homosexuelle an diesem Tag möglichst bunt auf sich aufmerksam machen. Schrille Verkleidungen und Drag Queens gehören einfach dazu“, sagt Luther.“
Das kann doch nicht wahr sein, sind sie durch die „erfolge“ im Osten so gestärkt, dass sie es in Deutschland jetzt auch versuchen? Gerade Rostock sollte aus seiner Vergangenheit gelernt haben. Ein Vermummungsverbot für Drag Queens bei einem CSD? Haben die Rostocker den Schuss nicht gehört. Drag Queens sind gehören nicht nur „einfach dazu“. Sie sind ein elementarer Teil, der zu den CSDs dieser Welt geführt hat.
Klar, es gibt unterschiedliche Geschichten zu den Stonewall Riots vor 44, aber dass ein großer Anlass eine Razzia war, die neben Homosexuelle eben gegen Transgender gerichtet war, ist unbestreitbar. Das Gesetzt sagte damals, man müsse mindestens drei Kleidungsstücke tragen, die das Geschlecht der tragenden Person eindeutig kennzeichnet. Das führte wiederum dazu, dass die Transgender, die Drags, die Tunten verhaftet wurden und sich erstmalig wirklich wehrten
Nicht nur sie, aber sie waren, die, die gegen ein Gesetzt verstießen, währen die ganz „normalen“ Homosexuellen in der Bar „relativ“ unbehelligt blieben, sodenn sie sich ausweisen konnten. Diese Diskriminierung führte zu Stonewall und im Jahr darauf zur ersten Gaypride (in Deutschland CSD)
Und wer bis heute nicht weiß, was am CSD gefeiert wird, mag hier noch einmal nachlesen: