Schlagwort-Archive: Rechte

Bilderrechnung über 3.300 €

Das sind die Situationen, in denen man sich fregt, was man eigentlich so macht, und ob man – also genaugenommen ich – nicht total bekloppt ist.

Seit ich blogge, erwarte ich, dass ich irgendwann mal eine Abmahnung bekomme. als Blogger steht man ja irgendwie immer mit einem bein im Gefängnis. Sheila hat ja schon einmal eine Abmahnung erhalten von 700 € und konnte sich dann auf 400 € runterhandeln… Das soetwas auf mich irgendwann auch mal zukommen würde, ist gedanklich eingeplant, nicht allerdings jenes, was ich kürzlich erhielt.

Kein witz und wahrhaftig nicht zum Lachen zumute war mir, als ich Montag meinen Briefkasten öffnete und obige Rechnung eines Fotografen las.

Kurz nachgeschaut und Ja, ich verwendete im jahr 2007 als ich das mit dem Urheberrecht noch etwas laxer ansah, als Marions kochbuch noch nicht abmahnte und generell das Thema Abmahnung noch nicht so heiss war, mal ein Bild irgendwo aus dem Internet, um einen Beitrag über Olivia Jones zu illustrieren.

Der fotograf fand dieses bild nun und schickte eine Rechnung (Achtung nicht Abmahnung) über 3.317 € … Schluck.

3.317 € für ein lächerliches Bild. Ich glaube ich spinne. Okay, ich habe gerechnet, dass ich irgendwann mal ein paar hundert € zahlen muss, dass ich allerdings 620 € zahlen muss und das rückwirkend 5 Jahre lang, damit hab ich beim besten Willen nicht gerechnet…

Da zieht auch das Argument nicht, dass der Fotograf auch leben muss, denn von 3.317 € für ein Bild kann man als Fotograf ganz gut leben…. Das ist ein wirklich guter Sommerurlaub in Australien, der sich wegen eines 2007 genutzten Bildes gerade verflüchtigt hat…

Kurze Rechtsberatung … 310 € pro bild ist okay, 100 % Aufschlag wegen fehlendem Urheberrechtsnachweis auch und 5 Jahre ist eben sehr unglücklich… Einzige Möglichkeit: Anrufen und verhandeln.

Ich habe keine 3.317 € und schon garnicht einfach so. mein Blog spielt das nicht in vier Jahren an Werbung ein und überhaupt…. Bitte?

Okay, ich einigte mich mit dem Fotografen auf 2 Jahre, bei 50 % Aufschlag wegen Urheberrecht, also 995 €. Das finde ich zwar immer noch sehr hart, aber einigermaßen freundlich.

Schwarzärgern wegen 1.000 € für nichts, oder glücklich sein über „gesparte“ 2.322 €?

schwarzärgern !!!

Blogger und das Urheberrecht

oder: es ist ganz schön schwer geworden zu bloggen
oder: es ist ganz schön schwer geworden anderen zu helfen
oder: Als Blogger steht man immer mit einem Bein vor der Abmahnung

ich muss mal ein wenig Dampf ablassen über die Probleme, die es mit sich führt, wenn man ein ordentliches und interessantes Blog schreiben möchte, wenn man Leute Featuren möchte und nicht nur eine Textwüste oder ein Selbstbeweihräucherungsblog erstellen möchte.

Es gibt da beispielsweise das Urheberrecht. Und auch wenn ich es absolut respektiere und auch für wichtig erachte, verstoße ich fast jeden Tag wieder gegen es in irgendeiner Weise. Man könnte sogar sagen, dass jeder Tag, an dem ich keine Abmahnung erhalte, ein glücklicher für mich ist.

Anhand vier Beispielen möchte ich das mal zeigen:

1. Melli & Mataina im Irrenhouse

Es gilt für jedes Irrenhouse, dass ich gegen jegliche Rexte verstoße, wenn ich Videos der Drags und Fotos veröffentliche.

Theoretisch müsste ich mir im vornherein von Nina Queer eine Foto und Drehgenehmigung holen, um überhaupt meine Kamera benutzen zu dürfen. Diese habe ich mir noch nie geholt, aber ich gehe mal davon aus, dass es okay ist. Konkludentes Handeln nennt man das wohl, wenn Nina durchaus mal fragt, ob ich meine Kamera dabei habe und gerne auch die Videos anderweitig nutzt. Folglich bin ich zwar rechtlich nicht ganz safe aber doch trotzdem relativ sicher.

Nun treten aber in jedem der Videos auch immer noch ein paar Personen auf…. In dem Video oben sind das Melli Magic und :Mataina Ah wie Süß:. Um das Video zu nutzen bräuchte ich neben Ninas Einverständnis natürlich auch noch das Okay von den Mädels auf der Bühne. Für dieses eine Video müsste ich also bereits drei Okays einholen. Und wie so oft bringt einen solch ein „Okay“ nur dann wirklich weiter, wenn es schriftlich erteilt wird. Es müsste also mindestens per Email erteilt werden und das dauert sicherlich mindestens eine halbe Woche. ( normalerweise stehen da ja auch noch so 4-5 Mädels auf der Bühne)

Wie bei Nina kann ich mir da aber auch ohne Einverständniserklärung sicher sein, dass mich die Mädels nicht abmahnen, denn sonst hätten sie das schon lange getan. Folglich bin ich zwar also auch hier rechtlich nicht ganz safe aber doch trotzdem relativ sicher.

Leider bringt mir das aber noch garnichts, da die Mädels für ihre Performances Lieder nutzen, die sie nicht selber geschrieben haben und in der Regel auch nicht selber singen. Also hält jemand daran das Urheberrecht und eigentlich müsste ich das Einverständnis der Plattenfirma oder des Künstlers einholen.

Ich müsste also ersteinmal herausfinden, wer den Song singt, wie der Titel heisst und welche Plattenfirma anzusprechen sei. Darüberhinaus den genauen Ansprechpartner herausfinden und ihm erklären, was ich von ihm will. – Für jedes einzelne Video – Abgesehen davon, dass ich das Einverständnis wohl kaum erhalte würde es sicher Wochen dauern, bis ich es erhalten würde. Bis dahin ist der Event lange her und der Artikel total veraltet.

Das Ganze kann sich aber eh bald erledigt haben, denn Youtube hat einen Filter, mit dem automatisiert herausgefunden wird, ob der Song im Hintergrund mir irgendwelchen Einschränkungen belegt sind. Darf der Song nicht genutzt werden, wird er automatisiert nicht mehr freigeschaltet. Das wird sicher bei mehr und mehr Songs passieren…

Vier Drags auf der Bühne, vier Plattenfirmen, und eine Partyveranstalterin müssen also gefragt werden. Solch einen Artikel über die Drag Show im Irrenhouse ist also nicht zu erstellen, wenn man es rchtlich einwandfrei anstellen möchte und selbst wenn dann, absolut nicht in einer vertretbaren Zeit. Daher versuche ich es hier ganrnicht erst rechtlich abzusichern. Zu schade, denn eigentlich würden alle davon profitieren…

2. The Undead Dragqueen

Ich wollte einen Artikel über ein Bodypainting mit Namen „The Undead Dragqueen“ schreiben und fragte natürlich nach, ob ich eines der Bilder nutzen darf. Selbstverständlich gegen Links für alle Beteiligten. Zurück kam folgende Email:

Hallo Zoe,
sorry für die lange Antwortzeit, ich war viel unterwegs und da ist das untergegangen. Leider kann ich keine Freigabe zur Veröffentlichung erteilen, da ich selbst vom Veranstalter nur eingeschränkte Rechte habe und zudem noch das Einverständnis von Painter und Model einholen müsste.
Viele Grüße,
Marcus

Tja, für dieses eine Foto hätte ich also die Einverständnisse von Model, Fotografen, Painter und Veranstalter benötigt. Vier Einverständnisse für ein einziges kleines Foto. Ich habe dann lieber auf das Foto verzichtet und selbstverständlich auch auf die Links. Dadurch wird der Artikel in etwa so langweilig wie Nudeln ohne Salz, Öl, Sauße oder zumindest Ketch-Up. Nachträglich hätte ich eigentlich auch auf den Artikel verzichten müssen, denn wer nicht ein wenig mehr Ruhm will, der hat ihn ja scheinbar schon zur genüge. Aber immerhin hat mir der Fotograf auf meine Anzeige geantwortet, das ist nicht unbedingt selbstverständlich.

3. Jungbluth Design Burlesque Fashion

so beispielsweise bei Jungbluth Design. Ich habe im Dezember bei Jungbluth Design in Hamburg für einen ordentlich dreistelligen Betrag eingekauft und darüber einen netten Artikel geschrieben. Mit dem Jungbluth Design Logo und einigen Stücken der aktuellen Kollektion habe ich einen schönen Artikel erstellt und verweise gerne auf den Online Shop.

Um sicher zu gehen habe ich aber auch hier nach der Erlaubnis gefragt, das Logo und die Bilder zu nutzen, aber auch nach einer dritten Nachfrage gibt es leider keine Antwort. Eigentlich müsste ich die Bilder jetzt löschen und den Artikel optisch vollkommen langweilig zu gestalten…. Dass dann noch jemand zu Ende liest und auf den Jungbluth Link klickt… eher unwahrscheinlich wahrscheinlich.

Dabei steht dieser Artikel zu Jungbluth Design und zu Burlesque Fashion jeweils bei Google auf Platz #2. Genau die Zielgruppe also, die sie brauchen… Wenn ich diesen Artikel also entwerten oder gar löschen würde, würde ich – man höre und staune – nicht nur mir sondern auch Jungbluth Design schaden… Drum lasse ich den Artikel so, auch wenn sie mir nicht antworten.

4. Name wird nicht genannt.

Es gab da jemanden, der auf jetzt.de einen großartigen Artikel schrieb und ihn mit vielen Bildern von sich selber garnierte. Ein Mann in Strumpfhose und eine verlorene Wette. Das ganze aber fernab irgendwelcher Fetisch oder Schmuddelgeschichten. Ich wollte einen Beitrag schreiben und fragte ein Bild an. Erwähnte auch, dass der Inhalt eben der ist, das es nicht fetisch oder schmuddelig sei und das der Artikel undbedingt lesbar sie. Natürlich hätte ich verlinkt etc.

Die Person antwortete mir mit ziemlich unannehmbaren Bedingungen, die nicht nur die vorherige Einreichung des Artikels sondern auch noch eine nachträgliche Zensur beinhaltete. Dann würde er entscheiden, ob sie mir die Erlaubnis für ein Foto erteilen würde.

Da habe ich dann dankend abgelehnt und den Artikel nicht geschrieben

……

Danke fürs Lesen meiner kleinen Probleme mit den Urheberrechten dieser Welt. Dieses waren nur vier Beispiele von vielen vielen…

Und wer sich jetzt Das Layout dieses Artikels ansieht. So langweilig sieht ein Artikel aus, wenn er keine Bilder hat, weil ich mich an das Urheberrecht gehalten habe und – wieder einmal – eine negative oder gar keine Antwort bekommen habe. Traurig, gell?

Wie gesagt, bloggen ist ganz schön schön schwer geworden…

Abgedreht'er Laden morgens um 6

Ich sitze mal wieder im Sanatorium 23, habe hier W-LAN, etwas Zeit und meinen Lappi dabei.

Kommen wir also mal zu ein Paar Sachen, die ich in meiner Internet-Abstinenz nicht so richtig oder besser garnicht hinbekommen habe. Aus dem Internetcafe zu schreiben ist eben immer ein wenig nervig.

Also Abgedreht ist das Thema. Genaugenommen die gleichnamige Kneipe in Berlin Friedrichshain. Wenn ich mich recht erinnere führte uns der Weg an dem Abend, an dem das Goya neueröffnete noch nach Friedrichshain. Es war gerade mal kurz nach fünf und wir noch nicht so recht müde. Was also tun fragten wir uns?

Kitty… Vielleicht hat ihr Generation X ja schon auf und wir bekommen noch ein paar abschlussgetränke in nettem Kreise.

Leider fanden wir dort aber nur geschlossene Markisen und keine Menschen, also machten wir uns gelangweilt auf den Weg, mich nach Hause zu bringen. Auf der Frankfurter Allee meinte Sheila auf einmal.

„Egal was für eine Kneipe?“

Kar, um halb sechs bin ich für fast alles zu haben. Die Kneipe, die sie aus dem Augenwinkel gesehen hatte hiess Abgedreht und wir zogen ein. Knapp fünf Gäste noch, ein Barkeeper und gaaanz wichtig ein Addams Family Flipper.

header.jpg

Eine Bar in der ich mich fast heimisch fühlen konnte. Nicht weil sie so großartig war, sondern weil sie mich an eine Kneipe erinnerte, in der ich einen Großteil meiner Jugend verbracht habe. Das ehemalige Irrlicht in Hamburg. Eine Kneipe, die Dunkel und abgeranzt war. Dort trafen sich immer Dienstags am Irrlichttag alle Menschen, die ich so kannte und die gesamten Oberstufen aus drei benachbarten Schulen waren da. Sprich, sechs Tage die Woche war der Laden leer und am Dienstag platzte er aus allen Nähten. Jeden Dienstag trafen wir uns dort, hatten nette abende und liessen die Kugel im Addams Family Flipper glühen. Eine geile Zeit.

Nun das Abgedreht ist auch abgeranzt und dunkel und dem Irrlicht nicht unähnllich. Ausserdem gibt es wie gesagt, einen Addams Family Flipper, den Sheila und ich malträtierten. Ich schäme mich es sagen zu müssen, aber Sheila gewann durch unglaublichen Dusel beide Spiele gegen mich. Wenn die das zumindest gekonnt hätte – aber nein, sie hatte nur Glück.

img_1706.JPG

Nicht zu vergessen in der Aufzählung, warum ich mich da hätte heimisch fühlen können, war der Hamburger in Berlin, den ich dort fand. Der blonde Hans, Hans Albers, hing dort an der Wand und bot sich für ein Foto. Hamburger unter sich geradezu an.

Egal, wir kamen als letzte Gäste mit dem Barkeeper ins Gespräch, der uns nicht nur einiges über sich und den Laden erzählte, sondern auch über seine Gäste. Er selber hatte eine längere Matte auf dem Kopf, die ihn als Rocker identifizieren liess.

Er liess sich zu der Aussage hinleiten, dass an normalen Tagen zu normalen Zeiten einige seiner Gäste eventuell ein Problem mit uns haben könnten. …Auf unsere Nachfragen stellte sich heraus, dass dort wohl ganz gerne mal Rechte verkehren würden und dieser Umstand der Kneipe wohl schon einen üblen Ruf eingebracht hätte. Tatsächlich finden sich auf Indymedia und anderen fragwürdigen Internetquellen aus 2003 diverse einträge, die dieses untermauern.

Nun mit den Rechten ist es oft so, wie mit Hunden.. sie bellen, aber beissen nicht und meiner Meinung nach sind die eine Hälfte sowieso Uniformfetischisten, während die andere Hälfte, die Glatze nur trägt, weil die Haare die Perücke beim Auftransen immer durcheinanderbringen, ausserdem sind wir gegen blöde Sprüche ziemlich immun.

Ausserdem erzählte der Barkeeper noch, dass die Herren sich schon einmal selber fast verprügelt hätten, als ein neuberlliner Fascho meinte, einenHitlergruß und einige Parolen zum Besten geben zu müssen. Er hätte von seinen Kollegen ordentlich Zunder bekommen, dass er gerade dabei sei, für sie die letzte Kneipe, wo sie sich noch einigermaßen ungezwungen treffen könnten zu verlieren.
Nun Samstag morgen um halb sechs waren wir die letzten Gäste und hatten keinerlei Probleme. Mal sehen, ob wir uns auch mal an einem ganz normalen Abend zu einer ganz normalen Zeit dorthinverirren. An dem Abend war aber alles klasse, der Barkeeper gab uns noch ein letztes Getränk aus und wir zogen gegen sechs nun endlich wirklich von dannen.