Geile Scheisse war das wieder gut.
„Am Samstag ist der große Voguing Ball“ sagte ich zu meiner Kollegin Jasmin.
„Da müssen wir unbedingt hin.“ sagte ich zu ihr.
„Das war letztes Jahr so unglaublich großartig“ schwärmte ich.
„Eines der Events des Jahres“ erwähnte ich.
„Wer am Samstag nicht da ist, verpasst etwas“ lehnte ich mich aus dem Fenster.
…. Das das nur zum Teil richtig war, erkannte ich dann am Freitag als Sheila mich im Chat fragte, ob ich heute zum Voguing käme…
Freitag =/= Samstag
Und keine Chance mehr, Jasmin bescheid zu sagen. Fuck. Ich war also da, sie nicht.
Samstag war auch eine Veranstaltung aber das große Event, der Journey to the Far East Ball, der war am Freitag! Voll vergeigt. Ich entschuldige mich dafür und benenne mich bald um in Wilma Wirr oder Vera Verpeilt oder so. Sorry!
Recht allerdings hatte ich mit dem zweiten Teil. Wer nicht da war, hat definitiv etwas verpasst und zwar allerhand. Mir ist neben diesem jährlichen Voguing Event keines bekannt, dass eine bessere Zusammenstellung aus positiver Energie hat, in denen das Publikum so mitgeht, in denen Queers und Normalos so Hand in Hand teilnehmen, dass International und einfach cool ist. Sheila ist mit ihren Queer Burlesque Festen auf einem guten Weg, aber das Publikum versteht sich einfach besser im mitgehen. Denn eines gehört beim Voguing einfach dazu
MAKE SOME NOISE
Begonnen hat es wie im letzten Jahr mit den Runways, wobei der Best Dressed Award ziemlich eindeutig von Ruda Puda dominiert wurde und nicht nur weil Barbie Breakout und Sheila Wolf in der Jury saßen. Das Gesamtkunstwerk Ruda Puda aus Kleidung, Make Up und Personality – unschlagbar.
Beim BQ UP IN PUMPS Award hätte Ruda ebenfalls mitmachen können, allerdings hätte sie sich schnell ihres Kostüms entledigen müssen. Hier ging es um Männer – männlichkeit und High Heels. Aber als Runway, nicht eben als Rennen!
Überhaupt wurde an diesem Abend ein hoher Anteil der vorhandenen Absatzzentimeter von Menschen mit XY Chromosomen getragen. Alleine Barbie, Sheila, Ruda und ich haben da mit locker deutlich über einem halben Meter ordentlich vorgelegt und im Glamourfaktor ebenfalls.
Aber in dem Bereich konnte man dem Journey to the Far East Ball keinerlei Vorwürfe machen. Es wurde geschminkt, geglitzert, geglittert und gepost als wenn es um Leben und weiterleben gegangen wäre und so ähnlich war es ja auch, es ging in den Tanz-Battles um weiterkommen und ausscheiden…
Und das zu entscheiden ist selbst für Koryphäen wie Archie Burnett und Cesar Valentino bisweilen extrem schwierig, wenn beispielsweise ein Erstrunden-Battle eines ist wie dieses hier „These both Contestants are so good“… aber es gibt da noch ein paar Hinweise vom Großmeister.
And once again unter ohrenbetäubendem Lärm der anwesenden Crowd, die vor allem ab Beginn der Battles richtig mitging. Eine großartige Energie, die vom Dancefloor auf die Gäste überschwappt und zurück auf den Dancefloor schwappt und weitere Höchstleistungen abruft.
Das ging so weit, dass Archie Burnett mehrfach wie ein Ringrichter die beiden Contestants zur Ordnung rufen musste (dooooon’t touch) und ihnen bisweilen gar eine Seite des Floors zuwies, damit sie sich nicht gegenseitig in den Weg tanzen um die Jury zu überzeugen.
Am meisten Vorschussapplaus bekam übrigens Zoe Melody, was durchaus dem Lokalpatriotismus geschuldet gewesen sein kann, ist sie doch aus dem House of Melody, sprich aus Berlin. Sie zeigte aber gleich in der Einzelvorstellung zum SEXY SIREN Contest, dass mit ihr zu rechnen ist…
Und yes! mit ihr war zu rechnen, sie bestäubte halb Berlin mit goldenem Glitzerpulver und bezauberte mit ihren Vorstellungen, die sie allesamt gewann und so neben Ruda den zweiten Contest nach Berlin holte.
Erstaunlich viele Männer waren dann auch im VOGUE FEM Contest. Sogar im Finale, oder nicht, oder doch oder? Who cares. Zwei verdiente Finalisten und eine extrem verdiente Siegerin aus Paris. Zieht es euch rein… unbedingt.
Und wie gesagt, es war international, Florenz, New York, Paris, Slowenien und was weiss ich noch alles, auf dem Dancefloor. Toll.
Man kennt es ja, ein Event ist zu ende, die Party danach ist nur noch formhalber angesetzt um noch ein paar Getränke zu verkaufen, in der Regel aber nach 15 Minuten beendet. Nicht so hier. Contestants und Gäste konnten die Tanzflächhe nicht verlassen und tanzten weiter weiter weiter.
Solche Veranstaltungen sollten eine O2 Arena füllen können, das wäre ihnen zu wünschen, aber es ist Underground und als solcher großartig.
Man sitzt direkt am Dancefloor und fiebert mit. Man ist ein Teil davon. Will man auf Rang 3 Sitz 102 in Sektor B sitzen? Nein!!! Ich bin auf jeden Fall auch das nächste Jahr dabei und freue mich schon jetzt auf eines der Events in 2015, bei denen es für „nicht dasein“ einfach keine Ausrede gibt!
ach und wer so lange nicht warten will fährt im Oktober nach Hamburg zum Unicorn Ball Hamburg 2014. Scheinbar gibt es in meiner Heimatstadt das House of Lazer Bitches. Kann man mal besuchen. 🙂