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der östliche wirklich sichere CSD europas ist Berlin

Die letzten Jahre haben eine große Schere aufgetan, was die Rechte der gesamten queeren Community – besser wohl den Communities – angeht. Während einige Länder große Fortschritte gemacht haben haben andere Länder das Rad in Richtung Steinzeit zurückgedreht. In Europa pendelte sich Russland da gerade extrem in die falsche Richtung – welche man lange überwunden geglaubt hat. Zeit für einen politischen CSD.

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Der Berliner CSD stand daher auch unter einem politischen Motto, das offiziell „Schluss mit Sonntagsreden“ hiess. Inoffiziell war das Motto aber eher „Mit Verlaub Herr Putin, sie sind ein Arschloch“ und der Berliner CSD war ein großes Statement zur Situation in Russland. Als erster LKW führ ein russischer LKW, der GMF Wagen widmete sich ganz Ivan dem Schrecklichen Herrn Putin, man sah massig Plakate, Parolen und Banner gegen die Situation ins Russland und hörte allenthalben Sprachen, die eher dem Ostblock zuzurechnen waren.

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Berlin dürfte wohl mittlerweile der östlichste CSD sein, der eine gewisse Größe UND Sicherheit bietet. Und er schallt mit Sicherheit gen Osten wie früher Rias. Wird es Putin interessieren, nein selbstverständlich nicht. Wird es östliche Besucher interessieren, Ja, selbstverständlich, wird es queere Personen in den Ländern interessieren, ich denke schon. Der Berliner CSD zeigt, dass die Rad-zurückdreh-Aktionen nicht gottgegeben sind, sondern, dass es auch anders geht. Hier kann man offen auf einem CSD unterwegs sein – und man kann sogar feiern und die Menschen drumherum feiern mit. Der CSD feiert 44 Jahre Stonewall, viel erreichtes und demonstriert gegen all die negativen Tendenzen.

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Und, ich gebe zu, ich hatte es als nicht betroffener nicht so wirklich auf dem Schirm, dass auch in Deutschland selbst in Berlin in Sachen Akzeptanz nicht alles Gold ist, was auf dem CSD glänzt. Das macht betroffen und alles zusammen bedeutet nur: der CSD ist so wichtig wie immer, vermutlich noch viel wichtiger als in den letzten 5-10 Jahren. Also lasst uns demonstrieren und feiern… und bei beidem bin ich mit vollem Herz dabei.

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Kommen wir also zur feierei… Dafür hab ich ja Wochen lang geklebt, statt mir an einem Tag ein Spruchbanner zu basteln. Wenn man feiern will, dann will ich auch glänzen. Ich könnte nun hochtrabend sagen, „mit meinen Kostüm wollte ich gemäß dem Motto der Politik den Spiegel vorhalten“ aber weit gefehlt, ich wollte einfach blendend aussehen und das hat geklappt, es war ein sonniger Tag und ich reflektierte hervorragend die Sonnenstrahlen und sah meine reflektierten Sonnenstrahlen an Passanten und Häusern an der Strecke.

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Hamburg ist in the House

Nicht so richtig auf dem Schirm hatte ich das Gewicht des Kleides. Es ging so weit, dass ich meine Nachbarin um Nachbarschaftshilfe beim Anziehen bitten musste. Hochhalten und gleichzeitig zumachen… fast unmöglich. Egal, sie half mir und ich konnte mich vorsichtig ins Auto hieven… merkte dabei aber schon, dass das eine schwierige Kiste wird. Sicherheitshalber parkte ich daher mein Auto etwa auf halber Strecke und fuhr per Taxi zum Startpunkt.

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Wie nicht anders zu erwarten, befand sich da zu dem Zeitpunkt auch schon Tatjana Taft in ihrem Medusa Outfit…. Hmmmm dem aufmerksamen CSD Besucher wie mir, kommt das doch arg bekannt vor… Okay, sie klärte mich auf. Das eigentliche Kostüm sei noch nicht fertig und dieses hätte sie in Berlin noch nie getragen. Oh, das eigentliche Kostüm ist noch nicht fertig? Dass so etwas auch Profis wie Tatjana passiert. Stimmt einen ja fast etwas glücklich.

Tatjana Taft
Tatjana Taft

Mittlerweile weiß ich auch, dass sie Spiegel auch mal in einer Kostümidee hatte, es aber dem Gewicht wegen verworfen hat… Sie war also klüger als ich … und ich musste damit leben. Erst klappte alles noch ganz gut, ich kam gut an, spielte mit meiner Discokugel und interessierte genug Fotografen. Kostüm kommt an. Haken dran.

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Mit weiterer Strecke zeigte sich aber das Kostüm + Peeptoes keine gute Idee war. Wenn sich einmal die ersten beiden Zehen in den Peeptoeschlitz drücken, kann man sie eigentlich nur noch amputieren, so schmerzt es… Beim gehen geht es gerade noch, aber der Zug stoppte oft und laaange und stehen geht dann gar nicht… Hinsetzen? Mit dem Kleid keine gute Idee, also Schmerzen ertragen und hoffen, dass der Zug bald weiterfährt.

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Mr. Cool

Immer wieder erstaunlich, wie man ein genervtes und von Schmerzen gezeichnetes kurzfristig zum Grinsen bringen kann, wenn eine Fotokamera das schafft. Geübt eben. So schaffte ich noch den immer großartigen Bereich rund um den Nollendorfplatz und das Goya, mit dem festen wissen, bald steht da mein Auto und ich kann wechseln.

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Als ich fast mein Auto erreicht hatte, bat mich Daphne AKA Daphne Maria Mater d’Or noch zu einem obligatorischen Foto, dass ich allerdings nur noch sehr gequält hinter mich bringen konnte, ein echtes Lächeln war erst wieder möglich, als ich mich der Schuhe entledigt hatte – und auch meine Kleid…. Etwas ernüchternd, wenn einem mit dem Zweitkleid, dass man mal eben gekauft hat genauso viele Menschen sagen, wie toll das ist, wie beim anderen Kleid, an dem man Monatelang (naja zumindest wochenlang) gebastelt hat.

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Kein Lächeln mehr möglich 🙁

Aber egal, ab nun war ich privat und in zivil hier. Ich unterhielt mich gerade mit einem Fotografen über die Drags, als ich am Horizont die grünen Medusen näherkommen sah… und ich sag noch „Gleich kriege ich Ärger, weil ich die Schuhe ausgezogen habe“ … Tatjana kam näher und es kam so. ich solle gefälligst im Blog auch schreiben, dass ich die Schuhe gewechselt habe und nicht nur, dass sie ein Kostüm recycled hat… …Nach vielen Jahren CSDs wissen wir beide scheinbar, was jeweils von der anderen Person zu erwarten ist 🙂 Okay, ich schrieb beides… Ja, ich habe zum ersten Mal einen CSD abgebrochen und ich werde nicht noch einmal Peeptoes tragen.

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Als ich dann da so rumstand und fotografierte, kamen auch Diana, Sheila und Janka vorbei, die leider viel länger brauchten, als geplant und so erst sehr spät in den Zug einstiegen. Ich wollte eigentlich dort wieder einsteigen, aber ein Versuch mit meinen Schuhen zeigte mir, dass ich mir das vollkommen abschminken kann, also blieb ich und fotografierte weiter.

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Unter anderem kam mir dabei auch Jessica Spirit vor die Linse – und ich erkannte sie nicht. Dabei gehörte sie in meinen Anfangstagen zu meinen absoluten Idolen, wie ein Blogbeitrag aus 2006 !!! beweist, den ich schrieb, nachdem ich tatsächlich von Sheila ( ja genau DIE Sheila ) als Idol bezeichnet wurde… Das ist 7 Jahre her. Erstaunlich, früher Idol, heuer hab ich Jessica nicht einmal erkannt. So kann es kommen. Ein Paar Worte hätte ich aber schon gerne gewechselt. Naja, kommt Zeit, kommt Rad.

Jessica Spirit
Jessica Spirit

Ich auf jeden Fall fuhr nach Hause und begrüsste den an meinem Haus vorbeilaufenden TCSD mit Festbeflaggung. Und da ich gerade keine Regenbogenflagge zur Hand hatte, recycelte ich eben auch noch ein altes CSD Outfit kurzfristig und hängte meinen Regenbogen-Zönix aus dem Fenster, bevor ich zu Sheila zum Grillen fuhr um den CSD Tag wunderbar ausklingen zu lassen.

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Festbeflaggung zum TCSD

CSD ist, wenn alles passt

CSD Hamburg 2012

Zoe DelayDer CSD in köln ist in diesem Jahr ja extrem ins Wasser gefallen und für uns ein großer Reinfall. Umso wichtiger, dass Kunstrasen-Kostüm dann eben noch einmal in Hamburg auszuführen.

Normalerweise bin ich dafür ja immer alleine, nur dieses Jahr hatte ich in Sheila eine Begleitung – nicht nur zum Essen beim Rach, sondern vor allem eben auch für die Kilometer durch Hamburg….sodenn es denn trocken bliebe.

und es sah gut aus am Morgen, Sonne schien in meine Wohnung und frohen Mutes machten wir uns fertig, den CSD Hamburg zu rocken.. dass ich am Ende Sheila zur Eile mahnen und treiben musste, kenne ich ja bereits, dass wir also etwas spät kommen würden, war schon mal klar.

Ich hatte mir überlegt, wir fahren in Richtung Lange Reihe zu fahren, dann zu stoppen und ein Taxi zu nehmen, dass bestimmt sofort käme… nix da. Stattdessen kam etwas anderes. Tropfen. erst wenige, kurze Zeit später mehr und dann gaaaaaanz gaaaaanz viele… Schnell wieder ins Auto und mal sehen, ob wir nicht noch näher rankämen.

Wir fanden dann tatsächlich einen Parkplatz, nahe der Paradestrecke, auf dem wir bereits die Musik hören konnten, aber aufgrund der Sinnflutartigen regenmengen, die von Hamburgs Himmel kamen uns nicht getrauten, auszusteigen. Na Super… doch das Regenradar sag positiv in die Zukunft.

Etwas über 20 Minuten nach dem eigentlichen CSD Start machen wir uns dann also auch auf den Weg… in strahlendem Sonnenschein und bestem Wetter… Die Wetterkapriolen in Hamburg sind schon wirklich seltsam. Aber das bin ich ja gewohnt.

Irgendwie schien es, dass sich eien ganze Menge Personen dieses Mal nach Hamburg begeben hätten, die Köln dieses Mal wegen Wetter ausgelassen haben, denn es waren viele, viele gutes Kostüme anwesend und das, obwohl ich so viele Hamburger heuer nicht gesehen habe und erst von Bildern bestätigt wurde, dass sie da waren… Aber sonst bin ich ja auch immer zum Start da 😉

ich liebe es, die lange Reihe entlangzulaufen. Beste Stimmung. Immer voll und einfach klasse. Eigentlich hätte ich gerne noch bei Chapeau St. georg reingeschaut, aber da reichte die zeit irgendwie nicht wir wollten ja unseren großartigen Platz hinter dem amerikanischen oldtimer der lesbischen Geschäftsfrauen behalten, der und beste Aufmerksamkeit sicherte… bessere zumindest als hinter einem der typischen Trucks.

A Propos (schreibt man das so?) Trucks… Ein großes Kompliment, dieses Mal hat uns den ganzen CSD keine Security gescheucht, kein Truck gejagt. Es war ein sehr gutes miteinander der Zweibeiner und der Vierreifer. TOP!

Wie üblich war der Part hinter Saturn etwas langweilig, der Weg über die Mönckebergstrasse hingegen wieder großartig. Solch einen Stopp sollte es auf jedem CSD geben. Die zwischenkundgeben und die halbe stunde get-to-gether mit Teilnehmern und Passangen. Das ist immer die Zeit, zu schauen, wer noch so da ist Zeit sich etwas mehr kennenzulernen und etwas zu quatschen.

Wir arbeiteten uns ind er zeit langsam nach vorne, schauten bei Priscilla vorbei bei Marci Starlette, Tatjana Taft und einigen anderen vorbei und erfüllten natürlich dabei unzählige Fotowünsche… wie sich das so gehört.

Nun relativ weit vorne im Zug ging der CSD auf seine letzte Etappe in Richtung Jungfernstieg und midestens ab Kunsthalle war meine aufgabe vor allem diejenige, Sheila gut zuzureden, dass wir den Weg schaffen und ich sie nicht aussteigen lasse… Tatsächlich erreichten wir den Jungfernstieg und konnten die rauchenden Füße in der abgesperrten VIP-Zone etwas hochlegen.

Dort gab es dann nicht nur einige Freigetränke sondern nette unterhaltung, der man nicht entkommen konnte – selbst wenn man es gewollt hätte, denn es begann kurz nach dem Erreichen dieser VIP Zone wieder, mit unwetterartigem Regen und es sammelten sich alle Menschen unter den Schirmen. unterhielten sich und warteten auf die Strahlende Sonne, die weitere wenige Minuten wieder schien.

Wetterkapriolen und CSD Made in Hamburg.

Noch schnell ins Portugiesenviertel, etwas essen und dann ab nach Hause Berlin.

Dragqueens ungeschminkt

Mädels, was ist in Euch gefahren. Normalerweise ist ja das bestgehütetste Geheimnis einer Drag gegenüber der großen Öffentlichkeit das tatsächliche Aussehen, wenn sie mal nicht im Make Up ist und als Kerl unterwegs ist. Aus Erfahrung weiss ich, man erkennt sie oft nicht wieder… zumindest so lange, bis sie den Mund aufmachen und man die altbekannte Stimme hört. So erkannte mich Tatjana Taft in Köln auch erst, als ich mich ihr mit meinem Namen vorstellte.

Tja, aber bekanntermaßen sind die Medien aber immer auf mehr aus, als das große Bild. Nicht etwa auf die Geschichte, aber immer mal wieder auf beide Bilder zu sehen sind. Keine Fakedoku auf der die Drag Queen nicht mindestens einmal als Kerl auftritt und jedes Mal, wenn Olivia Jones im Fernsehen ist, sehe ich in meinen Statistiken, dass Leute nach „Olivia Jones ungeschminkt“ suchen…

Es gibt diesen Voyeurismus und so hat die Hamburger Mopo zum diesjährigen CSD einen Aufmacher:Drag Queens: So sehen wir privat aus gemacht und zumindest mal viere gezeigt. Wer also die Doublefaces Barbie Stupit und Lee Jackson, die mir gänzlich unbekannte Christa Sun oder eben Tatjana Taft ungeschmink sehen möchte, schaue heute einmal in die Hamburger Mopo..

Und wenn wir schon gerade dabei sind gibt es gleich noch einen Tipp, nämlich einen guten Beitrag vom NDR, indem man nicht nur ein Paar Worte zum Thema FDP / CDU Vs. CSD verliert, sondern dann auch noch Valery Pearl (fast) ungeschminkt sieht…

Achja und Sheila und mich kurz allerdings in vollem Make Up.

Von Warmduschern und Weltmeistern

Auch auf die Gefahr hin, dass Sheila genau den gleichen Titel wie ich nutzen wird, werde ich genau diesen Titel für die Berichterstattung des CSD Köln 2012 nutzen:

Von Warmduschern und Weltmeistern. 

Leider muss ich aber dabei gestehen, dass wir zu den ersten beider Möglichkeiten gehören. wir sind eindeutig Warmduscher.

Regenabweisend

Heute morgen irgendwann so gegen 10 Uhr morgens blickten wir aus dem Fenster und es regnete. Aber eben nicht so ein bisschen, dass man in Hamburg auch erhöhte Luftfeuchtigkeit bezeichnet, sondern eher so, dass man auch in Hamburg als „wie aus Kübeln“ bezeichnet. Dazu brachte ein Zeh nach draussen halten die eindeutige Info „Scheisse, es ist auch Kalt wie eine Tiefkühlpizza“

Wir beratschlagten, erst einmal ein karges Frühstück in unserem Ibis Budget Hotel zu uns zu nehmen, um dann weiterzuschauen. Es änderte nichts. Regen, Regen, Kalt und Regen… so dass ein Unikum entstand: Eine Abstimmung, die eindeutig 3:0 ausging und aussagte: Scheiss auf den CSD wir verzichten. Kein Anmalen, kein Loslaufen und vor allem keine Lungenentzündung.

Irgendwie führte es uns dann aber doch zur Strecke, um ein wenig zu schauen, wer denn sonst so den Weg in der – dann – Trockenheit auf sich genommen hat, den CSD zu begleiten… und das waren nicht viele dieses Mal.

sollte der Veranstalter dieses Jahr wieder die Zahl von 750.000 Menschen verkünden, dann ist das eine große Lüge, denn es war ziemlich leer dieses Jahr. Samantha Cocain war da, die Dame mit den großen Hüten und Tatjana Taft…

Letztere hatte aber auch den eigentlichen Dalmatiner Fummel in Hotel gelassen und das kleine möglichst wetterfeste Kostüm rausgeholt, bei dem kaum noch etwas zu verlieren sei. Sie war aber frohen Mutes, denn die wenige Beteiligung brachte ihr wohl das Höchstmaß an Presse. Sie war einer der Weltmeister.

Wir Waschlappen Warmduscher hingegen standen am Strassenrand, was beim CSD Köln etwas von Selbstkasteiung hat. Um mal bei meinem geplanten Kostüm zu bleiben dürfte das in etwa so sein, als wenn man als dritter Torwart zu einer Weltmeisterschaft fährt. Man ist in der Nähe, hat den gleichen Aufwand auf sich genommen und muss von der Tribüne dem Trubel zuschauen. wirklich wirklich unerfreulich soetwas.

Hinzu kommt, dass man nicht einmal ordentliche Bilder schießen kann. Ist man als Drag unterwegs, ist man sich immer jeglicher Aufmerksamkeit sicher, auch derer, die man gerade auf Foto bannen möchte. Als „Unbeteiligter“ am, Strassenrand interessiert man sich für dich nicht die Bohne – wenn du nicht eine Nikon mit mega Teleobjektiv hast 🙂 Das weiss ich aus eigener Erfahrung … beidseitiger Erfahrung.

Unsere Laune besserte sich erst ein wenig, als es richtig anfing zu regnen und uns auch mit Jacke kalt wurde… Das war der Zeitpunkt, als und klar war, dass nicht teilnehmen die richtige Wahl war… auch wenn mir dann Tatjana gegenüber keine gute Entschuldigung einfiel.

CSD 2012 Berlin

CSD 2012 Berlin

So, damit ist sie begonnen, die CSD 2012 Saison, wie immer mit dem ersten der drei grossen CSDs in Berlin. Bis zum letzten Moment war nicht so ganz klar, ob ich wohl ein kostüm haben werde (das zittern erledigte sich Freitag abend gegen 21:00) und ebenso lange dauerte es, bis ich wusste, ob ich wohl mit pfiffen zu rechnen hätte, weil die Deutsche Mannschaft mit Schimpf und Schande gegen altersschwache Griechen ausgeschieden ist.. Aber alles kein Problem. Der CSD 2012 konnte starten.

Zwar musste ich früh aufstehen – also viel viel zu früh, da noch einige Dinge besorgt werden mussten, beispielsweise grünes Klebeband, damit ich aus weissen High Heels mit einigen Streifen Klebeband schnell noch eben standesgemäße Adiletten zaubern kann. Also auf zu Modulor – mal wieder wie in den letzten Tagen.

Im Kunstrasenkleid rein, ein lausiges Päckchen Klebeband gekauft und erstmal meine schuhe beklebt… Das war allen mehr oder weniger egal, nur ein kleiner Junge im St. Pauli outfit starrte mich ein wenig verwirrt an, als ich an ihm vorbei stöckelte und ihm sagte, er habe ein klasse Trikot an… 🙂

Bestimmt 3 minuten, als ich meine Schuhe in Adidas Schuhe umwandelte schaute er mich an um dann zu fragen, ob ich St. Pauli Fan sei… Ich drehte meine Kunstrasentasche um zeigte ihm das St. Pauli Logo und verwandelte seine Verwirrtheit in ein Lächeln. Der CSD 2012 fing gut an.

Der Weg des CSD musste ja in diesem Jahr geändert werden, da an der siegessäule das Fanfest der Europameisterschaft stattfand und zudem die Route noch an der russischen Botschaft vorbeiführen sollte. Letzteres ansolut zu begrüssen, erstes weniger, denn statt durch die Innenstadt, den Kudamm und Schöneberg zu laufen waren viele Kilometer der Strecke leider stimmungsmäßiges Niemandsland.

Der Part an der russischen Botschaft war aber eine gute Idee… Ein Plakat „Sie betreten jetzt den Russischen Sektor“ und ein famos geschminktes Pärchen von Putin und Medwedjew. Da sind bestimmt auch ein Paar Bilder bis nach Russland gelangt. Ich hätte es allerdings begrüsst, wenn eine Weile vor bis nach der Botschaft die Musik gedimmt – besser noch abgeschaltet worden wäre. Ich glaube, das wäre eine gute Idee gewesen. Aber vielleicht sind es Konfettikanonen und Musik ja auch – oder gar erst recht… Ich weiss es nicht.

Auf jeden fall fand ich dieses Jahr die Strecke extrem lang. Mindestens den letzten Kilometer wünschte ich mir, dass wir doch bitte bald da seien. Biss aber – wie immer – auf die Zähne und stöckelte gequält lächelnd weiter. Jaja, wer schön sein aussehen will, muss leiden. Das ist ja nichts neues.

Foto: Frank Herrmann www.fhmedien.de
Outfit: Struppets: http://www.struppets.de/

Sicher hätte ich irgendwo auf einen Wagen gehen können, aber wofür hätte ich dann mein Kostüm erstellen lassen, wenn es keiner sieht. Das wäre ja total wiedersinnig. Und es sahen viele … und eine ganze Menge Personen sahen auch das Kleine St.Pauli Logo auf meiner Kunstrasentasche… und mit einem St. Pauli Logo ist man immer perfekt gekleidet.

Perfekt war auch mal wieder Tatjana Taft als Cruella Deville aus 1001 Dalmatiner gekleidet mit einem sündhaft edlen und sauschweren Dalmatinerumhang… den sie sich allerdings hat tragen lassen. Wie war das? 35 Kilo soll er wiegen, da braucht man auch Träger.

Sie hätte sich aber auch die beiden Mädels ausleihen können, die zufälligerweise auf dem CSD als Ganzkörper-Dalmatiner erschienen. Sie hat sie wohl aber gefunden, wie im übrigen auch einen braun-weissen echten dalmatiner später noch…

Ansonsten stockte der Zug dieses Jahr erstaunlich oft und dann auch oft erstaunlich lange. Trotzdem gab es auch dieses Jahr wieder – nebst vielen netten – Security Menschen einige Idioten, die meinten, ihnen würde die Strasse gehören und wenn der letzte Wagen bereits 10 Meter weg ist, dann sollte man dringend die personen vor einem wegschieben.

„weitergehen“
„das macht doch keinen Sinn. Schau, vor mir steht der vorherige Wagen – und ich bin nunmal zwischen den Piraten und Euch“
„geh einfach weiter und gut ist, ja?“
„Nein, eben nicht“

Erstaunlicherweise liessen sie mir danach tatsächlich etwas Platz.

CSD Hamburg 2011

29-csd-2011_image_660Platzregen. Höchststrafe für Makeup, Haare und Kostüm.. Schade das

Es gibt ein Gerücht: Petrus ist eine Hamburger Schwuppe. Denn zum CSD in Hamburg war bisher in jedem Jahr, zu dem ich da war – und das sind ja nun schon ein paar Jahre – ALLERBESTES Wetter.  Schlechtes Wetter bedeutete es schon, wenn irgendwo auf dem Himmel ein Schäfchenwölkchen zu sehen war. Ansonsten war in Hamburg jedes Jahr absolute Sonnenbrandgefahr.

DSC00894Barbie Stupid und Lee Jackson

Folglich machte ich mir auch keinerlei Gedanken, als ich meine PAPIER-Tüten in mein Auto verfrachtete, die ich am vorherigen Tage teilweise neu in all den Läden am Neuen Wall ergatterte…. Ich hatte nun eigentlich alle Nachteile an meinem Kostüm ausgemerzt. Dieses Mal sollte nichts rutschen und alles halten – ergo: alles gut gehen.

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die beiden sind jedes Jahr dabei

Die größte Sorge bereitete mir eine SMS, die kurz vorher kam und mir meine fest eingeplante Hilfe abhandenkommen liess. Ein Krankenhausbesuch, den ich verstehen konnte, der mich allerdings kurz umdisponieren liess. Ich kann ja die Tüten nicht befestigen wärend ich im Kostüm stecke…

DSC00891Olivia Jones belagert

Glücklicherweise habe ich die tollsten Freund überhaupt und ein guter Freund, den ich fast aus dem Bett klingelte erbarmte sich meiner, kam, hielt mir eien Parkplatz frei, parkte selber im Parkverbot bappte alle meine Tüten an – und fuhr wieder schlafen… oder sonstwas tun. Danke dafür 🙂

DSC00896Schirme… die glücklichen

So kam ich gerade einmal 6 Minuten nach 12 an und erkannte, der CSD ist noch nicht gestartet… Top! Ach ja Top-Entertainer Ricardo S, Valery Pearl, Olivia Jones – Hamburg im House. Tatjana Taft nicht und somit nicht auf dem Start Foto… was ist da los?… Es zeigte sich später. Sie stand im Stau und kam zu spät, trotz des späteren Beginns.

DSC00926Tatjana Taft

Wäre der CSD etwas früher begonnen wären wir auch noch heil und trocken durch die lange Reihe gekommen, denn ca 12:15 – und somit kurz vor Start begann er. Ein 20 Minütiger Platzregen und somit das allerschlimmste, was einem Kostüm, dass als PAPIER-Einkaufstaschen  besteht, passieren kann. In kürzester Zeit waren diese vollkommen durchnässt und in Auflösung befindlich. Dazu machte sich das allerletzte bisschen Frisur und das makeup auf den Weg alles Vergänglichen. F U C K !

DSC00934Ein wenig Farbe

Wie ärgerlich. Aber dem Gesetz der Serie musste es irgendwann dazu kommen – wie gesagt nur gutes Wetter bisher. Das Wetter wurde dann auch besser, da allerdings war es für mich zu spät.. Trotzdem kam massenweise Lob für mein Kostüm von allen Seiten, dass ich allerdings nicht so recht geniessen konnte, wenn ich auf meine gelittenen Tüten sah und mir meine Haare vorstellte.

DSC00929Ein wenig Rokoko

Trotzdem blieben erstaunlich viele Passanten und trotzten dem Wetter – was also tun? Weitermachen, weitermachen, wie Oliver Kahn so schön sagte. Im übelsten Platzregen habe ich tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, am Bahnhof auszusteigen, aber gut, dass ich das nicht habe, denn das beste am Hamburger CSD kam tatsächlich zum Schluss.

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Erstmal stellte ich mit viel Wohlwollen fest, dass dieses Jahr den CSD echte Motorräder anführten und nicht Tretroller und Vespas, die ich vor zwei Jahren noch moniert habe. Hamburg hat endlich eine echte Dykes On Bikes Truppe, die nicht nur echte Motorräder haben sondern auch ein ziemlich cooles Logo und wie selbstverständlich den CSD anführten. Top das.

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Top auch die Damen von Escada, die sich freuten, dass ihre Einkaufstaschen eine deutlich bessere Haltbarkeit aufweisen konnten, als fast alle Taschen der Konkurrenz, auch wenn diese noch so tolle Namen hätten. Namen sind im Regen eben schall und Rauch Papiermatsch.

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Die längsten Beine des CSD

Witzig und somit das Highlite des CSDs in Hamburg dieses Jahr war allerdings die Fotosession vor der High-Class Shoppingmeile am Neuen Wall, direkt am Ende der CSD Strecke… Eigentlich wollte ich nur ein wenig ausspannen, als ich vor Fotoanfragen nur so überrollt wurde… Ein Foto fertig, schon strömten mindestens zwei weitere Mädels auf mich zu um Fotos zu schiessen. Beendet wurde dieses durch ein resolutes „Ich muss da mal stören“, dass eigentlich keine Widerrede duldete.

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Während ich noch überlegte, was ich dieser vordrängelnden Dame so als sinnvolle, schlagfertige und vor allem großartige Antwort darreichen sollte, schaute ich mal, wer denn da so eine große Klappe hat..

Die Antwort war dann auch eine weder großartig, noch schlagfertige, und bestand aus zwei Worten. „ach nee“ …immerhin noch gefolgt von einem breiten Grinsen. Eine alte Schulkollegin – wenn nicht gar meine liebste Schulkollegin – mit der ich immerhin 9 meiner 10 Jahre Schulzeit verbracht habe, stand vor mir – und die hatte schon immer eine der größten Klappen, die mir je begegnet sind 🙂

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Chris Tucker auf dem CSD

mit der sagte sie mir vor vielen Jahren in ihrer wilden Zeit… „Du lebst bestimmt noch mit x [Zahl vergessen] Jahren in Barsbüttel und spielte damit auf meinen eher unspektakulären Lebenswandel an. Na, was sagt die inzwischen gesetzte Mutter nun? 😉

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Nadine et moi

Nicht falsch vestehen, ich mag sie wirklich wirklich gerne, aber an den Spruch habe ich die letzten Jahre immer mal wieder gedacht und es war eine kleine Genugtuung 🙂 Es hat sich also absolut gelohnt, den CSD zu Ende zu bringen …