Seit etwas über zwei Wochen überzieht Russland die Ukraine und seit einigen Tagen kommen ganze Zugladungen voller ukrainischer Flüchtlinge nur mit einem Koffer am Hauptbahnhof an.
Ich fühle, dass ich etwas tun muss, aber ich war zwei Mal am Hauptbahnhof und beide Male waren so viele Helfer da, dass man eigentlich als weiterer Helfer nur noch in den schon ziemlich professionellen Abläufen, die binnen dieser wenigen Tage erstellt wurden, stört.
Auch am Durchfahrtsbahnhof Ostbahnhof sind schon zu viele Helfer, so dann man eigentlich auch da nichts mehr wirklich tun kann.
so bleibe ich zu Hause, fühle mich schlecht und schaue weiter CNN und lese Twitter – und merke: das ist nicht gut für mich.
gestern las ich, dass der Festsaal Kreuzberg als Notunterkunft eingerichtet werden soll – und Helfer benötigt werden.
Als ich ankam, waren aber auch da wieder genug – Die Hilfsbereitschaft ist enorm, toll.
Ich dachte es mir – abends viele, morgens keine, also sprach ich ab, morgens ab 5 dort zu sein.
Der Festsaal war gut gefüllt mit etwa 250 Betten und es war ruhig. Ein paar Helfer wachten über die schlafenden Ukrainer, die – wie mir berichtet wurde – wie steine auf die Liege fielen und sofort weg waren.
Vermutlich der erste rictige Schlaf seit über zwei Wochen.
Morgens gab es Kaffe, Tee, Verpflegungsbeutel und viele Fragen, wie es weitergeht, wo sie nun hinmüssen, wie sie zum Hauptbahnhof kommen.
Puuh, Mütter, ein paar Rentner, viele Kinder – alle – selbst die kleinsten – total ruhig. Man merkte, die „funktionieren“ einfach.
Das wichtigste ist das Handy und WLAN, weil es Kommunikation ermöglicht. Der Google Translator – Englisch <> Ukrainisch. Extrem wichtig.
Die wichtigsten Personen waren Mädchen im schulpflichtigen Alter, da diese ein paar Brocken englisch können und die einzigen sind, die sich darüber hinaus verständigen können. Die kümmern sich jetzt um ihre Familien.
Mehrere alleinreisende Kinder, die erst einmal richtig untergebracht werden mussten, ein Mädchen, die nur einen Namen hatte – den einer Spedition, bei der ihr Vater arbeiten würde – Google Translate, Google Search, mein Telefon, mehrere Telefonate und genug Zeit, meldete sich ihr Vater und sie hatten einen Plan, wo sie nun hinfahren müsste.
Schrecklich alles, wenn man bedenkt, dass alle die dort gerade sind – und jetzt weiterreisen – vor zweieinhalb Wochen noch ein normales Leben hatten und jetzt Flüchtlinge mit nicht mehr als einem Trolley-Koffer sind.
Ich verstehe nicht, wie es zu sowas kommen kann – besser ich will es nicht verstehen.
Mich macht das alles total fertig – und mir geht es gut, ich habe einen Job, eine Wohnung und lebe in Frieden.