Boheme Sauvage Jubiläum

Eine ganze Weile hatte ich keine Boheme Sauvage besucht, weil immer irgendetwas anderes war oder sonstetwas nicht passte. Als dann allerdings neulich eine förmliche und vor allem persönliche Einladung der Veranstalterin Else Edelstahl zum 50sten Jubiläum per Rohrpost in mein Postfach fand, war klar, dass ich sie unbedingt wieder einmal besuchen müsste. Nicht nur weil die Boheme Sauvage eine Institution der berliner Partylandschaft ist, sondern auch wegen der immer vielen netten Personen dort.

Doch um AUF die Boheme Sauvage zu kommen muss man ersteinmal ZUR Boheme Sauvage kommen. Und da ich derzeit ohne Führerschein bin und Sheila nicht über Gebühr mit Hin UND Rückwegumleitungen zu strapazieren, fuhr ich mit dem Bus.

Der Fahrplan sprach davon Potsdamer Brücke den Bus zu wechseln und dann etwa 100 Meter bis zum Wintergarten laufen zu müssen… Klang gut. viel fahren, wenig laufen… Dummerweise bekam ich nicht mit, dass der Busfahrer einigen Mädels den gefallen tat, sie am Adagio etwa 500 Meter vor der nächsten Bus-Station herauszulassen. Es stand also als nächste Bushaltestelle „Potsdamer Brücke“ und der Bus hielt.. also stieg ich aus und durfte etwa 500 Meter laufen… Dort angekommen fuhr gerade der Bus weg, also lief ich weinfach weiter.. nochmal etwa 500 Meter zum Wintergarten. Ich stöckelte also einen knappen Kilometer auf High Heels durch die Stadt. In meinen besten Zeiten (auf Spikes und Tartan) hab ich da mal 3:irgendwas gebraucht, auf Stöckeln irgendwie mehr… was solls.

Angekommen im wunderbaren Wintergarten war aber alles gut. Eine tolle Location, wie üblich tolle Kostüme, großartige Menschen und tolle Musik, wobei man sagen muss, dass die Musik dieses Mal noch ein wenig besser war, denn mit der 50sten Boheme Sauvage hat sich die Party eine Hausband geleistet mit Madmoiselle Chloe und ihren enfants Terrible. Chloe war bei der Boheme schon alles, Hostess, Bauchkastenmädel, Femme Fatale und Gegenpart von Coco. Eigentlich ist sie aber Sängerin mit toller Stimme und unglaublicher Bühnenpräsenz und wenn sie und Coco sich dann auf der Bühne zu Gesang und Stepptanz treffen, dann treffen zwei Rampensäue aufeinander, wie es nicht viele in Berlin gibt – toll. I Like it!

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Auch dieses Mal gab es selbstverständlich wieder eine Burlesque Darbietung – dieses Mal von La Viola Vixen aus Brisbain oder Bristol… (Madrid oder Mailand – hauptsache Spanien 😉 ) …also sie kam auf jeden Fall nicht aus Deutschland. Sie brachte eine nette Federfächernummer, nichts wirklich neues, aber doch sehr anschaulich. Dafür liebe ich beispielsweise Golden Treasure, die selbst aus einer Federfächernummer noch etwas wirklich neues wirklich anderes herausholt. Man hat halt schon viel gesehen.

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Das ist es auch, was Scarlett o’Honey, mit der ich mich eine ganze Weile unterhalten habe, sagte, wir hätten eben schon viel gesehen und es gebe noch immer viele Personen, die zum ersten Mal eine Show sehen oder die gar mit dem Begriff Burlesque auch heute noch nichts anfangen könnten. Das komme bei ihr noch relativ häufig vor, wenn sie in der Rock’n’Roll Herberge arbeitet, der Berliner „Kogge“. Sieh an, man mag es kaum glauben. Alles gute von Hamburg findet irgendwann nach Berlin 😉

So zum Beispiel ich 😉 und Swingin Swanee, die an diesem Abend so gänzlich anders aussah. Jemand meinte zu ihr, sie hätte sich an diesem Abend als Frau verkleidet. Dazu muss man sagen, dass sie dem Swing verhaftet ist und in der Regel mit Schiebermütze Platten auflegt. Nicht allerdings heute, denn der Boheme Resident ist ja Herr Dr. Hirschfeld. Neben mir und Swanee kommt aber auch Hedoluxe von Zeit zu Zeit in Berlin eingeflogen. An diesem abend aber weniger silbrig als normal, dafür auch ein weniger normaler als normal 😉 Ich muss gestehen, ich erkannte ihn erst, als er mich drauf hinwies, dass ich ihn kenne… Asche auf mein Haupt …

Aber was soll man sagen, die Boheme ist mit ihrer Musik, dem Pokern und Roulette, dem Absinth und den Gästen ist immer ein Besuch wert, auch wenn Lady Lou auffiel, das irgendetwas an diesem Abend fehlte. Die Abgeschlossene Ecke mit den 20er Jahre Pornofilmen hat die Boheme Sauvage irgendwie überlebt, aber vermutlich wird einfach heute jeder Platz gebraucht. Ein kleinwenig schade ist es indess doch, war hinter dem Vorhang doch irgendwie immer ein verbotener Raum.

An diesem Abend gab es dafür aber etwas neues. Ein Kamerateam hat sich stationiert, um Daumenkinos von einem abzulichten, als Sheila und ich uns aber fast breitschlagen liessen, war die Kamerafrau gerade nicht am platz und als sie (vermutlich) wieder da war, waren wir wiederum nicht am Platz… also wurde nichts aus dem Daumenkino.

Aber wer weiss, vielleicht beim nächsten Mal bei der Boheme Sauvage.