Karneval in Venedig VII – Traditionalisten und andere.

Ich dachte ja schon immer, ich sei ein kleines bisschen verrückt – genaugenommen ein großes Bisschen, wenn ich über die Kosten des Kopfschmuckes und des Mantels für drei Tage Venedig nachdachte. Und darüber, dass ich mir diese Mühe überhaupt machte, doch ich muss nach einem Besuch im Florian feststellen, dass es aber viel verrücktere Menschen gibt… Und wenn ich hier verrückt schreibe, so meine ich dieses im positiven Sinne.

Ich habe mich im Cafe Florian mit einem netten Pärchen unterhalten, die das Ganze etwas ernster nehmen. Fünf Tage bedeuten dort für den Karneval in Venedig nicht weniger als 5 Kostüme, drei große Koffer plus ein volles Handgepäck. Und wenn ich sage 5 Kostüme, dann sprechen wir nicht von 5 mal irgendwas, sondern 5 mal hochwertigstes, originalgetreues.

Für die beiden ist nur echt original, oder so originalgetreu wie irgend möglich. So gab es offenbar damals keine linken und rechten Schuhe, sondern nur ein gleiches Paar von einem Spann. Also sind ihre Schuhe ebenso zudem handgefertigt. Die Stoffe sind teilweise eigens gefärbt und sogar die Knöpfe selber gegossen. Die Perücken der Edelmänner waren damals offenbar aus Büffel und Yak-Haar, also sind es auch ihre Perücken.

Aber wie in allen Bereichen gibt es eben auch dafür eine Szene, bei der es zu bestehen gilt 🙂 Ich finde das zwar extrem, aber irgendwie auch wirklich faszinierend.

Klasse übrigens, dass sie diese Maßstäbe zwar an sich anlegen, aber trotzdem allen anderen zugestehen, dieses nicht einhalten zu müssen. So habe ich mich mit Pierre unterhalten, der zwar die Art und Weise der Kostüme und Uniformen mag, diese aber eben modisch der Zeit anpasst und auf cool pimpt. Seine Uniform hatte eine Freundin gemacht, die auch sehr viel Wert auf Originalität legt und sicher seinen Veränderungen nichts abgewinnen kann … Sie weiss davon aber auch nichts, so seine Antwort als ich fragte, ob das denn okay sei, eine fast originale Uniform zu verändern. Also… psssst