Boheme Sauvage – Die 20er Jahre leben.

Der Abend war angerichtet und die die richtigen Accessoires waren gekauft. Die Boheme Sauvage konnte starten. Bis 23:59 mussten wir im Oxymoron ankommen, sollten unsere Gästelistenplätze nicht verfallen.

Als wir nach wenig suchen kurz vor 12 am Oxymoron ankamen fanden wir eine nicht unerhebliche Schlange vor. Anstehen hätte uns für uns deutlich nach 12 bedeutet, ausserdem standen unsere Namen ja auf der. Zwei Gründe um die Schlange und die dort drauf gerichtete Fernsehkamera zu umrunden und direkt um Einlass zu bitten. – Und wir wurden in die 20er Jahre der Bohéme Sauvage eingelassen.

Schwierig, soetwas zu sagen, wenn man 1976 geboren ist, aber so in etwa stellt sich die spätgeborene das mondäne Partyleben der 20er Jahre vor – lassen wir mal das Elend, dass es in den 20er Jahren natürlich reichlich gab ausser Acht.

Der strikte Dresscode sei Dank waren hier nur Personen anwesend, die sich wirklich Gedanken zu ihrem Äusseren gemacht haben. Frauen im Anzug mit Wasserwelle, Abendkleid und Federboa, Bob, Stirnband, Strapsen und zumeist ziemlich dunkel geschminkten Augen, Männer in Nadelstreifen oder Frack, Gutbehütet oder mit Zylinder, Gehstock, Hosenträgern, Fliege oder Schal, Mafiosi, leichte Mädchen, Zigarettenspitzen und und und.

Dabei kann ich mich nicht erinnern jemals eine Party mit so unterschiedlichen Altersstufen gesehen zu haben. Von Teens bis locker 60 jährigen waren hier alle Menschen willkommen – zumindest, wenn der Dresscode stimmte. Andere wurden rigoros an der Kasse nach Hause geschickt. Mein Großer Respekt dafür.

Voll war es – und heiss. Nicht eben wegen aufgeladener Atmosphäre sondern eher wegen der Massen im Oxymoron. Irgendwer gab uns aber den Tipp bei der Bauchladenverküferin vorbeizuschauen, die Fächer verkaufen würde… Janka, Sheila und ich, das machte ihre letzten drei Fächer. Wir hätten sie mit viel gewinn verkaufen können. Einkauf: Fächer für 5 €, Verkauf: einige Millionen (Reichsmark), die wir am Roulette, Pokern oder Black Jack vermehren hätten können.

Ich hoffte dieses Geld bei Marcella, einem Mädel, mit dem ich mich eine ganze Weile sehr nett unterhielt beim Black Jack auf den Kopp hauen zu können – aber irgendwie hab ich das verpasst. Zumindest konnte ich sie später noch vor einem ungewollten Tanzerlebnis erretten. Und ich weiss nun, wann sie Geburtstag hat. Auf der nächsten Boheme Sauvage für alle, die sie kennen und das nicht wussten.

Aber zur Party selber. Die Musik war nicht in jedem Fall original 20er Jahre aber selbst, wenn ein Lied eigentlich von Pink war und von einer CD abgespielt wurde, hatte es an diesem Abend den richtigen 20er Jahre Sound. Dazu gab es verschiedene Livemusik im Stile von Max Rabe, die die ganze Veranstaltung stimmungsvoll und einzigartig machten. Ein Charleston-Tanzkurs (naja eher eine Einführung) rundeten das Ganze ab. Ich glaube eine vergleichbare Anzahl an dem Anlass entsprechenden großartigen Kostümen habe ich bisher nur auf dem German Fetish Ball gesehen.

Interessant war, dass es in den 20er Jahren offensichtlich noch kein Raucherschutzgesetz gab, denn hier wurde geraucht und das war auch richtig, denn wie sollte man sonst seine Zigarettenspitzen ausführen, wenn man keine Zigarette anzünden dürfte. Nun bin ich ja als Nichtraucher bekannt, aber um meine Zigarettenspitze zu füllen musste dieses Mal auch eine Zigarette geraucht werden. 🙂 Selten habe ich eine stilvollere Party erlebt…. Vermutlich nie.

Zwischendurch besuchten wir noch für einen kurzen Besuch das Schwuz, aber relativ schnell zog es uns wieder ins Oxymoron

Ich war sicher nicht zum letzten Mal auf der Boheme Sauvage und die nächste ist fest eingeplant, denn ich muss unbedingt zu einem Geburtstag gratulieren. Ausserdem habe ich noch 30 Millionen Reichsmark auf den Kopf zu hauen. Soweit ich weiss, hat Sheila bereits für Gästelistenplätze gesorgt.

Klasse!

ein sehr schöner Fernsehartikel zur Boheme Sauvage.

Apropos Fernsehartikel. Später interviewte man uns noch für Spiegel TV (nein, nicht das mit Günter Jauch), aber irgendwie haben wir uns da mal wieder selber ein Bein gestellt. Vermutlich gibt es einen Schwenk von uns, aber wohl kaum das Interview 😉

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  • Ah, ihr habt wieder 1a ausgesehen, echt super. Und dann muss ich ja mal zu meiner großen Schande gestehen, dass ich zum ersten mal hier auf deinem Blog von der Party gelesen habe. Und das, obwohl ich schon immer in Berlin lebe...
    Schönen Tag noch und denk dran: Nicht das Kleid waschen! ;)

  • nun es ist besser , es spat aber hier gelesen zu haben als ganicht un dnirgends :) Danke aber für die Komplimente.

  • Wer weiterhin dekadente 20er Jahre Abende unterstützen möchte, der möge zur Soiree Absinthe am 6.3.08 ins Mano Cafe kommen. Sie erwartet ein Abend voller Entertainment (und natürlich viel Absinth und weitere Alkoholika) - live Musik von Swingin'4Django, Charleston Schnellkurs, Stummfilmprojektion und weitere Überraschungen.
    Um an diesem Abend die Extravaganz und Dekadenz des beginnenden zwanzigsten Jahrhundert zu erzeugen, ist ihr Dresscode streng erfordert - 20er bis 40er Jahre, Dame, Dandy, Dirty and decadent. In diesem Fall, übertreiben ist alles. Mehr Infos auf http://www.myspace.com/mano_cafe