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Klub International – öde dieses Mal

unspannede Angelegenheit diesen Monat

Hmm der Klub International im Kino International ist im Normalfall soetwas wie ein Selbstgänger. Diese Party ist die wohl größte Gayparty des Monats und soetwas wie die Heimat aller Transen aus Berlin.

Es gab schon Tage, da brauchte man Stunden um durchzugehen und allen „Hallo“ zu sagen. Samstag war kein solcher Tag. Nach Durchzählung verirrten sich gerade einmal drei drags neben Sheila und mir an diesem Abend ins Kino International – Und davon war Biggy van Blond schon eine. Normalerweise ist das in etwa die Zahl der Perücken, die man hinter dem DJ-Pult im großen Saal zählen kann. Wie konnte soetwas nur geschehen?

Nun es war wohl so, dass die Party schon Auflösungserscheinungen aufwies, als wir kamen. Ich glaube, es wollten schon mehr Leute ihre Jacken zurückhaben als neue Jacken dazukamen als wir an der garderobe erschienen. Und auch Krizzi kam uns schon mit ihrer Kamera entgegen und wollte bereits Schluss machen. Trotzdem konnten wir sie noch überreden, uns noch einpaarmal im Treppenhaus zu verewigen. ( Das war auch dringend Notwendig, denn wir haben diesen Abend echt wenig Bilder selber hinbekommen ).

Während wir dort noch posierten, kam :Mataina ah wie süß: als Typ en-male vorbei – es waren also doch Drags da, nur eben nicht gedresst. Sie war eigentlich auch schon auf dem Weg nach Hause, aber ein Bild musste schon noch sein.

Wie gesagt, die Party selber war diesen Monat nicht wirklich spannend, zwar waren mit Janka und Olga noch zwei weitere arg männlich aussehende Transen vor Ort aber die spannend Gespräche hielten sich irgendwie in Grenzen und auch die Musik brachte mich wirklich nur zeitweise zum Tanzen.

Janka schien aber etwas Travestiestau zu haben, denn obwohl als Mann unterwegs, schnappte sie sich meine Pumps, als ich gerade auf den Sesseln balancierte und stöckelte so mit meinen roten Pumps durch die Gegend.

Der geneigte Leser weiss nun, dass wenn folgendes erwähnbar ist: „Janka stöckelte durchs Kino International“ wirklich nicht viel erwähnbares passiert sein kann.

Da auch nicht schien, dass sich das wohl noch ändern wird, verabschiedeten Sheila und ich uns auch bald und beendeten den Abend bei noch einigen Gesprächen über Musikrichtungen und Bands. SWo erwähnte ich eine band vom Sampler des neuesten Wahrschauers… aber dazu komme ich ein andernmal.

Dieses Mal war das KI eher langweilig, aber das ist sicher zur nächsten Party wieder vollständig anders.

Bodies Without Organs @ Kino International

CSD Berlin 2008 -Die Party

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Man kennt es ja, die Partys, die riesengroß, ganz toll und überhaupt unvergleichlich sind, sind meistens NICHT die besten. Normalerweise passiert das mindestens einmal im Jahr zu Silvesterm aber relativ häufig auch zu den CSDs.

Der CSD zieht natürlich viele Personen in die Stadt, da aber jeder Club, der etwas auf sich hält, eine CSD Party veranstaltet, verteilen sich diese vielen Menschen auf viele Clubs, die alle halbvoll sind und in jedem Club sind ein paar feierwütige, was bedeutet, dass es keine Party gibt, auf der wirklich viele Feierwütige sind. So war es auch dieses Mal.

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Gab es letztes Jahr eigentlich nur eine echte Party, nämlich die CSD-Allee bestehend aus dem GMF im Cafe Moskau und der Klub International im Kino International gab es diese Großparty dieses Jahr nicht mehr, weil das GMF umgezogen ist.

Wir zogen die Party im Klub International vor. Dazu mussten wir aber ersteinmal sehen, dass wir auf die Gästeliste kommen, denn aus mir unerfindlichen Gründen war das motto „Travestie zahlt nie“ an diesem Wochenende im Klub International ausser Kraft gesetzt. Sheila hat es aber irgendwie mal wieder hinbekommen und wir kamen zum normalen Preis herein – gratis.

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Die Party selber Biggi van Blond und Zoe hinter den Reglern, Stella DeStroy und :Nina Queer: auf der Bühne. Eigentlich gibt es daran absolut nichts auszusetzen, aber irgendwie funkte es diesen Abend nicht richtig. Warum weiss ich auch nicht. Vielelicht waren wir einfach vom Gesamttag schon ein wenig kaputt, vielleicht waren auch zu wenig bekannte Gesichter dort, vielleicht war es ein wenig zu heiss – vielleicht war es aber auch alles ein wenig.

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Diesen Eindruck der Party konnte auch irgendwie der Showact „Bodies Without Organs“ nicht ganz zerstreuen. Diese schwedische Pop Band, dessen Sänger wohl nicht nur mich ein wenig nach Mika erinnerte machte nette, allerdings nicht weltbewegende Musik und zwei der drei Songs klangen in meinen Ohren auch noch irgendwie gleich.

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Es gab aber Personen, die ganz ergriffen von der Musik waren – Nun ja, warum auch nicht. Geschmäcker sind ja unterschiedlich.

Nundenn relativ fix nach der Show beendeten wir den CSD Berlin wie fast jeden Samstag bei Mc Donalds.

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Btw. was mir noch auffiel an Nina Queers Moderation am Nachmittag. Ihre Gäste waren Maringo und DJ Divinity, der ihre Musik produziert und DJane Zoe, die sicher nicht zufällig auf Ninas Party Abends aufgelegt hat. Ein Schelm wer da böses denkt 😉

Egal, es war ein nettes Interview und das findet ihr hier:

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Verlorene Kamera in Klub International

Klub International
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Statt eigentlich diesen Abend als Vollprogramm beim Klub International zu verbringen kamen wir erst hinter der Girl in a Hot Rod Party im Kino International an. Janka allerdings kam etwa eine halbe Minute vorher an, weil sie mal wieder meinte, dass sie keine Jacke brauchen würde und dann merkte, dass es so warm dann doch auch nicht sei…. Drum lief sie auf ihren Stöckeln, dass sie all die Gädels beim Glamour Stiletto Run locker abgehängt hätte. Wir jedoch gingen etwas gemächlicher und zahlten lieber den einen Euro und schauten rein.

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Wie sich das gehört, wollte ich ein Paar Fotos schießen und zog meine Kamera…

..Doch wo ich die Kamera erwartete, war nur ein großes Loch und das was am ehesten meiner Kamera entsprach, war mein Handy, dessen Kamera aber weit davon entfernt ist, mit ruhigem Gewissen als Kamera bezeichnet zu werden…

Scheisse, das Teil ist weg.

Es brachte auch nichts, an der Garderobe nachzuschauen, auch in meiner Jacke war sie nicht. Fuck. Die zweite Kamera in drei Wochen verloren… Das darf doch nicht wahr sein.

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Es gab eigentlich noch zwei Möglichkeiten, das Auto und die Garderobe im Roadrunner’s Paradise. Und nun geschah das unmögliche, Sheila gab mir den Autoschüssel für ihren Mini zum nachsehen… Das ich aber trotzdem mir nicht einfallen lassen solle, damit ein paar Runden zu drehen, brauchte sie nicht hinzufügen… Hätt ich das getan, würde ich auch heute nicht mehr schreiben können, da mir vermutlich beide Arme und jeder Fingerknochen einzelnd gebrochen worden wäre… Jaja, was ihren Mini angeht, da ist die gute rigoros.

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Aber zurück zur Kamera, sie lag tatsächlich hinten auf dem Sitz und ich war kurz mal eben um 200 bereits abgeschriebene Euros reicher. Da konnte ich dann auch locker die 2 € für den Brötchenmann ausgeben, der wieder kam.

Ich ging dann Stande Pever zurück ins KI und suchte den Rest meiner Mannschaft, fand sie aber nicht, denn zwei von den Mädels waren irgendwo, (vermutlich auf Toilette, denn ich hab mir sagen lassen Hühner gehen immer zu zweit auf Toilette) und das dritte Mädel lief auf einmal wieder ungeschminkt herum.

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…Naja, fest steht, ich fand sie nicht, stattdessen fand ich jemand anderen, genaugenommen einen Ex-Kollegen und heutigen Geschäftspartner, der zwar von Zoe wusste, mich jedoch noch nie Live gesehen hatte. …Zoe hatte ihn aber schon mal live gesehen – und zwar im Goya an der Garderobe. Er hatte mich aber nicht erkannt – dabei gibt es soooo viele Transen nun auch nicht in Berlin, oder?

Gabs sonstwas?

Nicht viel. Wir trafen noch Pricilla und Kasper und es spielten Biggy und :Superzandy:, die sich als Reiseführerin fürs Oktoberfest anbot, auf dem wir diesen Oktober wohl einfallen werden… Da heisst es nun Dirndl kaufen…

Superzandy

Aber ansonsten war es eine eher belanglose Klub International-Party. Kommt vor soetwas. Kamen wir eben mal vorm Hellsein nach Hause….

Das jedoch nicht ohne unsere Traditionelle dritte Halbzeit bei McDonalds Skarlitzer Straße abzuleisten.

Davon aber später exklusives Bild- und Tonmaterial.

Sarah und Polly und wir im Irrenhouse

aber nicht gerade die beste Party bisher dort.

Eigentlich war an diesem Wochenende das Schlampenfest in Nürnberg, aber wir haben uns entschieden, dass der Spaßzuwachs die Kosten nicht ganz aufwiegt zumal im Vornherein eine ganze Menge Personen abgesagt hatten. Drum blieben wir also in Berlin und haben lieber wieder einmal das Irrenhouse von :Nina Queer: besucht. Das ist ja immer eine sichere Sache.

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Das sahen scheinbar auch ein paar andere so, denn zum einen war Polly wieder in Berlin und gänzlich unerwartet stand Sarah-Maria auf einmal vor meiner Tür. Eigentlich erwartete ich Sheila, die mit dem dringenden Grund auf Toilette zu müssen diese Überraschung einleitete. Stattdessen schwächelte Janka an diesem Wochenende rum. Sie habe nichts anzuziehen !!! …Schon mal in deinen Kleiderschrank geschaut Janka? Na, sie kam trotzdem noch ins Irrenhouse, wenngleich in der Männlichen Form… (Nur mal formhalber – wenn ich jemanden bereits kenne, dann er-kenne ich ihn auch wieder 😉 )

 

Vor dem Irrenhouse wollten wir aber noch einen Abstecher im Ackerkeller zur Wigstöckel Loves You Soliparty, auf der sich zum Bleistift Chicago Rose und Chou Chou de Briquette die Ehre geben sollten. Nach einer schier endlosen Parkplatzsuche und einem gefühlt noch längerem Fuschmarsch in arktischer Kälte kamen wir endlich im Ackerkeller an – um dort an der Kasse zu erfahren, dass

a) Chicago abgesagt hätte und wohl bei ihrer Party im White Trash sei
b) dass die Show gerade beendet sei und
c) dass sie Eintritt haben wollten.

das war wie Kinderüberraschung, gleich drei Gründe auf einmal – nicht in den Ackerkeller zu gehen und an der Kasse kehrt zu machen und dene eben erwähnten Fussmarsch in Richtung auto wieder aufzunehmen. Irgendwie waren die Mädels an der Kasse dabei ziemlich patzig und pissed als wir auf dem Absatz kehrt machten. Ich kann mir nicht helfen, aber mit Wigstöckel-Veranstaltungen werde ich irgendwie nicht so recht warm…

Statt jetzt allerdings ins White Trash zu fahren, entschieden wir uns, bereits jetzt das Irrenhouse zu besuchen. Also holten wir uns bei Divatlantique eine nette Begrüssung und drei Freikarten ab und schritten die Treppen in die heiligen Hallen hinunter. ..Waren wir schon einmal so früh im Irrenhouse? Wenn, dann zumindest lange nicht. ZUmindest kann ich mich nicht erinnern, das Irrenhouse jemals so leer erlebt zu haben – dieser Umstand sollte sich aber noch arg ändern.

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Nun, wir schlossen sozusagen fast mit auf, der Laden war leer, auf der Leinwand nährte Nina Queer fleissig und in endlosunger Wiederholung ihren Ruf als weltgrößte Schwanzbläserin Berlins. Selber war sie allerdings noch nicht im House. Tatjana allerdings saß bereits fertig blond und glitzernd im Pop-Floor Raum und erzählte uns ein Paar weitere Anekdoten aus ihrem Buch Tatjana, Schicksalsjahre einer Königin. Mal sehen, wie es weitergeht. Während wir so warteten, dass das Irrenhouse voll wird, trudelten auch Stella DeStroy, Nina Queer und irgendwann dann auch Polly und Shanee, Janka und Mel in Männerkluft und Kitana ein. Besonders lieb war, das Krizzi mit ihrer Kamera kam, und das obwohl Berlin4Fun keine Fotos aus dem Geburtstaksklub mehr bringt. Sie war also vollständig nur unseretwegen da. Vielen Dank Krizzi.

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Gemeinschaftlich warteten wir auf das Mainevent, die Show, die sich aber hinzog. Die Damen liessen sich dieses Mal wirklich Zeit.

Anders als zumeist bedeutete diese Warterei jedoch leider deises Mal nciht, dass großartiges eben seine Zeit braucht, denn die Show war ziemlich enttäuschend. …Nun gut, man ist aus dem Irrenhouse eben großartiges gewohnt. Glitter, Galamour, Travestie vom Feinsten und so ist „Hausmannskost der Travestie“ eben schon enttäuschend.

Nina Queer

Den Beginn machte Biggi van Blond mit einer, mir gänzlich unbekannten Nummer von etwa einer Minute länge. Man könnte auch sagen, dass die Nummer weniger lang gedauert hat, als Ninas Anmoderation. …Was war denn das Biggi? Ich könnte mir vorstellen, dass Ninas erschreckte Meinung, ob das schon alles gewesen sei durchaus ernst gemeint war, denn das fragten sich alle umherum – mir eingeschlossen. Polly meinte noch, dass Biggi doch eigentlich einen zu guten Namen hätte, um soetwas abzuliefern. Diesen Worten ist wenig hinzuzufügen. Biggi ist klasse. Dieser Auftritt war es ausnahmsweise mal nicht. Er hat nichteinmal lang genug gedauert um ein ordentliches Foto zu schiessen…

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Ihr folgte Tatjana, die Nina mit den Worten „Auf der Berlinale wird auch viel Scheisse gezeigt – Tatjana“ ankündigte. Nicht gerade nett. Tatjana rachte ein deutsches Lied, dass davon handelte, dass ein kleiner Peitschenmann, sie auf der Bühne auspeitschen sollte. Zum Lied kam dann auch ein Mann auf die Bühne, der sie dann auch tatsächlich auspeitschte. Strange irgendwie. Aber zumindest von der Idee deutlich spannender als der erste Beitrag. Aber auch bei Tatjana muss ich gestehen, dass der Funken irgendwie nicht überspringen wollte. Tosender Applaus ist irgendwie etwas anderes. Nun auch Tatjana hat schon mehrfach gezeigt, dass sie es besser kann. Insofern hab ich da keine Angst.

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Der letzte – und in meinen Augen auch beste – Beitrag wurde dann von Stella DeStroy gegeben. Dessen Sinn ich zwar auch erst nach dem Auftritt verstand, als er mir erzählt wurde. Stell bekam ihre Tage. Warum lassen wir mal dahingestellt. Aber ihr weisses Satinkleidchen wurde in laufe des Auftrittes mit viel Ketchup äääh Blut ziemlich versaut und benötigt ganz dringend eine Reinigung. Der Auftritt war der beste von drei nicht berauschenden und alle mit denen ich mich so darüber unterhielt, waren eigentlich ziemlich enttäuscht.

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Nun, ich bin mir sicher, Nina wird das nächste Mal wieder Travestie vom feinsten aus der Perücke zaubern.

Was gibt es ansonsten zur Party zu sagen? Hmmm wenig. Polly und Shanee verzogen sich frühzeitig, eine ganze Menge typischer Personen waren dieses Mal nicht dort, der Raucherraum war extrem verqualmt (drum ist es ja der Raucherraum), ausserdem war es voll – uns etwas zu voll und so zogen wir mit sechs Personen und einem Mini weiter ins White Trash. Dazu aber morgen mehr.

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Tatjana, Schicksalsjahre einer Königin

Ein Standardwerk der berliner Transenszene?
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Tatjana
, ihreszeichens Berliner-CSD Hoheit von irgendwann bis keinerweisssorecht hat einen zweiten Teil ihres Werkes Tatjana, Schicksalsjahre einer Königin ins Netz gestellt.

Sie beschreibt darin ihre erfundene Geschichte in der berliner Dragzene, Ihr Eintauchen und ihre Zeit als CSD Hoheit

Hab ich auch den ersten Teil nicht mitbekommen, so ist der zweite auf jeden Fall köstlich. Auch wenn Tatjana „Ähnlichkeiten mit allen anderen Personen oder Geschehnissen in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft“ allenfalls als Zufall betitelt, so kann ich mich dem Umstand nicht entziehen, dass mir diverse der Geschichten, der Personen, Partys oder Gepflogenheiten durchaus nicht ganz als Zufall erscheinen. Noch dazu sind die meisten Personen auch noch gut getroffen. Okay okay, etwas überspitzt doch, aber im Großen und Ganzen nicht vollkommen falsch wiedergegeben worden.

Diese Geschichte könnte man allen Berliner Neutransen als den großen Transenalmanach mitgeben. Tatjana erzählt über das Schwuz, Wigstöckel, das Irrenhouse, das Kumplenest, das GMF, Das Bangaluu, den CSD, die unterschiedlichen Transenszenen in Kreuzberg und Mitte, in Ihrer Geschichte kommen so unterschiedliche Personen wie Kaey Tearing, Gérome Castell, Chicago Rose, :Mataina Ah wie Süß:, Barbie Breakout, Melli Magic, :Nina Queer:, Polla Disaster, Tilly Kreuzfeldt Jakob, Biggi van Blond, :Ades Zabel:, oder Daphne de Baakel.

Wer das gelesen hat, hat schon mal einen ersten Einblick in die Berliner Drag- und Transeszene. Ich bin gespannt auf Teil III

Ein paar Auszüge:

Die tief liegenden Augen hatte ich mit megalangen falschen Wimpern kaschiert, meine Lippen einfach schamlos übergemalt und die Augenbrauen einfach einige Zentimeter über die ursprünglichen, stark gestutzten gemalt. Nur die große Nase konnte ich mit kosmetischen Tricks nicht verbergen, und den Adamsapfel auch nicht.
Aber da ich ja auch als schwuler Mann auftrat, der eine Frau spielt, und keiner wusste, dass ich eine Frau war, die einen Mann spielt, der sich schwul stellt, um eine Transe zu spielen, war es auch nicht weiter schlimm.
Ich hatte sogar extra die Haare an den Oberarmen gelassen, die zwischen Handschuh und ärmellosem Abendkleid hervorguckten. Ich fand, das gab mir in diesen Kreisen so etwas Echtes.

Gérome hatte begonnen, sich ein wenig um mich zu kümmern.
„¾Weißte, Alte, wir Transen müssen zusammenhalten. Jede von uns hat hier Töchter und Schwestern, das System hab ich aus USA mitgebracht. Na, sonst ha`m wa doch keen! Und wer soll sich kümmern, wenn nich die Familie? Ebent! Du bist jetzt meine Tochter. Und für Dich hab ich auch schon eine; Deine Tochter heißt Frank!“
„Meine Tochter heißt Frank? Auf gar keinen Fall,“ wehrte ich ab. „¾Ich kann selber nichts und habe gar nicht die Nerven, mich um so ein verlorenes Balg zu kümmern.“
„¾Frank ist kein Balg,“ sagte Martina ah – wie – Süß, die mit uns am Tresen des Bangaluu`s stand. Martina war die einzig festangestellte Transe der ganzen Stadt. In diesem schicken Club in Mitte, den Kaey sicherlich nur tot betreten würde, war sie die vollendete Gastgeberin. Sie mochte jeden und jeder mochte sie.

Gérome hatte mir Melli Magic und Barbie Breakout am Tresen des GMF vorgestellt. Das GMF war ein schicker Club in Mitte, wo am Sonntagabend die jungen, hübschen und reichen Gays des Berliner Nachtleben das Wochenende ausklingen ließen.
Jetzt verstand ich auch Kaey´s abfällige Bemerkungen über „¾Mitte.“ Die Transenszene in Berlin-Mitte unterschied sich offensichtlich sehr von der in Kreuzberg.
Barbie und Melli verkörperten Glamour pur.

Melanie, ein Lastwagenfahrer im Zebrakleid, der sicher 120 Kilo wog, aber trotzdem stolz bekannte, so jeden Tag zum Bäcker zu gehen und seine Abende im Internet zu verbringen, wo er sich als 47-Kilo-Schönheit vermarktet, oder Sieglinde, die sich nicht traute, ihren Vollbart abzunehmen und darauf Wert legte, sich weder als hetero- noch als homosexuell einordnen zu lassen, aber auch „¾Transmann“ oder „¾multisexuell“ schienen ihrer Identität zu enge Grenzen zu setzen.
„¾Ich bin einmalig, verstehst Du,“ waren ihre Worte.
Mir schwirrte der Kopf. Wie einfach mein Leben doch war! Alles im Endeffekt Schauspielerei!

Nina Queer genoss es, alle Tabugrenzen zu durchbrechen und blieb so immer im Gespräch. Ähnlich exzessiv wie Barbie Breakout oder Gérome, war sie aber noch immer dabei eine clevere Geschäftsfrau, die sich vom Pommesverkäufer zur Partyveranstalterin und zur Besitzerin einer eigenen Kneipe hochgearbeitet hatte. Ihre Go-Go-Tänzer waren ein uraltes, schwabbeliges Ehepaar, die nackt tanzten, und in ihren Shows wurden Bananen ausgekotzt, Nutella verschmiert oder das Publikum mit Hackfleisch beworfen. Die Berliner liebten das.
Ich war bei meinen Auftritten auch immer völlig entfesselt, versaute mein Playback, verlor meine Perücke oder fiel gleich ganz von der Bühne. So erarbeitete ich mir einen soliden, guten Ruf.

Tatjanas Geschichte kommt mir wie ein Zeitraffer von einigen Jahren Berliner Partyszene vor und sie lohnt sich absolut mal zu lesen.

Tatjana, Schicksalsjahre einer Königin Teil II
Tatjana, Schicksalsjahre einer Königin Teil I

Männliche und unbekannte Transen im KI

Immer wieder ruft der Klub International

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Wenn ich mich nicht ziemlich irre ist der Klub International im Kino International Biggy van Blonds Party und das schon seit einigen Jahren. Zu dieser Einschätzung passt, dass Biggy eigentlich jedes Mal hinter den Turntabels stand als ich den Klub International besuchte.

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Nun sind wir seit einiger Zeit aber ebenfalls jedes Mal am Start, wenn dort die Party abgeht, denn sie ist einfach eine der besten Monatsparties der Hauptstadt. Drei Dancefloors, eine große Bar und massenweise Leute, die man kennt und mag.

Am letzten Samstag war es wieder einmal so weit und wir waren verkleidet. Kitana war erst etwas verwundert, war sie doch alleine neben Janka, Sheila und mir unverkleidet. Das machte aber nichts, denn zum einen wusste ausser uns dreien wohl niemand, dass Faschingswochenende war, denn wir waren die einzigen verkleideten.

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Irgendwer meinte allerdings auch in Kitana eine Verkleidung zu finden, wurde sie doch als Desiree Nick bezeichnet… und die ist immerhin über 50… Das war aber nur eine der beiden Beleidigungen, die Kitana über sich ergehen lassen musste. So meinte ein Securitymensch doch, sie darauf hinweisen zu müssen, dass der Tisch auf dem sie zeitweilig saß unter ihrem Gewicht zusammenkrachen würde. Das Sheila und Janka auch eine ganze Zeit auf einem dieser Tische verweilten, machte ihm hingegen wenig aus – und das obwohl Janka nach eigener Aussage zur Zeit ganz schön dick ist… 🙂

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Dabei waren an diesem Abend erstaunliche Personen im KI unterwegs. Statt der üblichen Drags, die man immer wieder auf den üblichen Partys trifft waren am letzten Abend eher unbekannte Gesichter oder zumindest nicht oft gesehene Gesichter. So fanden sich beispielsweise Schwester Daphne von den Schwestern der Perpetuellen Indulgenz mit einer ebenso bunt geschminkten Kollegin ein oder die beiden bisher nicht gesehenen Mädels Rubin und Sugar, die ich zwar nicht kannte, aber die doch uns bereits kannten. Soetwas solls geben…

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Zwei andere Mädels waren nur in der männlichen Rolle unterwegs. Zum einen war das :Gloria Viagra:, die ich nun bereits mehrfach als Mann gesehen habe und so auch sofort erkannte – und eben Stella DeStroy, die ich, wie bei mir üblich, erst mit etwas Hilfe erkannte. …Jaja, aber nun hab ich auch sie erkannt. Großartig fand ich sie ja immer – nur bisher immer etwas spröde, hat sich dieses Bild nun deutlich geändert. Sympathisch und lustig ist sie.

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Auch sympathish und keineswegs weniger waren die beiden Mädels, die mit Krizzi auf der Party waren. Leider weiss ich nur noch den Namen Anna. Das andere Mädel ist wohl häufiger mal bei Janka zum Haareschneiden und schaut dabei wohl gerne mal unsere neuen Bilder an. …Das offensichtlich so genau, dass ihr selbst Kleinigkeiten aufgefallen sind. Sie fragte mich zumindest, warum ich an diesem Abend keine Sonnenbrille aufhätte. An diesem Abend brauchte ich sie nicht, denn ich hatte ausnahmsweise ja mal keine langen Haare auf dem Kopf, die mir hätten ins Gesicht fallen können.

Nun, sie freute sich auf jeden Fall, uns mal live zu sehen

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Ich freute mich auch – und zwar über einen ziemlich gelungenen Abend an dem ich auf Boxen, Tischen und Tanzflächen tanzte und eine menge Spaß hatte.