Schlagwort-Archive: Daphne de Baakel

Schwarz zu Blau

Ohgott wie Romantisch.

Müll, komische Typen und ein Himmel, der langsam bläulich wird, es erinnerte mich alles an den Peter Fox Song.

Da saßen wir dann also am frühen Morgen im McDonalds am Potsdamer Platz, hinter uns intolerante Tussen vor uns Müllberge aus McDonalds-Tüten und Tabetts und schauten zu wie langsam der Himmel immer heller wurde und langsam die Helligkeit der großen Saturn Leuchreklame annahm. Wie kitschig.

Nein, man muss wirklich sagen, der McDonalds am Potsdamer Platz hat nicht den Charme unseres Stamm-McDonalds und die Party zu der wir etwa anderthalb Stunden vorher nach Möchtegernmanhattan kamen, hatte ebenfalls nicht den Charme anderer Partys.

Okay, die Propaganda im Goya war schon nicht die Ausgeburt an Charme aber sie lebte vom Goya, dem man alles nachsagen kann – nicht jedoch, dass es keine eindrucksvolle Kulisse für eine große Party sei. Dem E4 in der Eichhornstrasse quer gegenüber des Adagio geht dieser Charme allerdings vollkommen ab, die Location wirkt eher wie ein überdimensioniertes Treppenhaus und so war auch die Party. Steril und ohne Ecken und Kanten.Ausserdem ohne allzuviel bekannte Gesichter. Darüber klagten auch Mutter Daphne und Schwester Belladonna, die ebenfalls kaum Leute kannten. Tja auch solche Partys gibt es.

Allerdings war eine ganze Gruppe junger Drags anwesend, die ich alle nicht kannte. Leider vergass ich alle Namen bis auf einen. Sie trug ihn als großes Tattoo auf dem Unterarm. Danka. Ja, das war ihr Name, es war ein D und hatte nichts mit der uns allen bekannten Janka zu tun. Aber auch wenn wir sie nicht kannten waren sie offensichtlich nicht das erste mal draussen sondern Partyhühner – wo auch immer. …Bis auf – auch hier wieder – eine, die tatsächlich das erste Mal unterwegs war und dieses bereuhte. Nicht nur der Schuhe wegen, sondern vor allem der Blicke wegen… Tja aller Anfang ist schwer…. bekanntermaßen.

nsonsten traf ich noch einen Hamburger in Berlin und einen DJ mit Hamburg Flair, trug er doch ein St. Pauli T-Shirt. Hamburg war also im House. Das allerdings rettete diese Party nicht wirklich für uns… und so gingen wir noch zu McDonalds… womit wir dann am Anfang dieser Geschichte wären…

Queere Medien Bühne @ Motzstrassenfest

Queere Medien Bühne

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Es ist schon einige Monate her, als mich irgendwo auf der Autobahn zwischen Hamburg und Berlin ein Klingelton zu meinem Handy rief. Meinen Mitfahrern zum Trotz ging ich ran.

Dran war Margot Schlönzke, die mich fragte, ob ich mir vorstellen könne, auf dem Motzstrassenfest in Berlin zwei Stunden auf der „Queere Medien“-Bühne die Moderation übernehmen zu können – und ob ich überhaupt Lust dazu hätte. Wenn ja, würde sie meinen Kontakt an Manuela, die das dort organisiert weitergeben.

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zwei Besucher des Strassenfestes

Generell kann ich mir ja immer ersteinmal fast alles vorstellen und klar, würde ich das machen. Auch für Ruhm, Ehre und ein kleines Gelbes Cateringbändchen, dass einen in den Vip-Bereich lässt (achtung nur VIP, nicht superduperdoppel-VIP den gibt es nämlich auch noch). Auch wenn ich das noch nie gemacht hab – warum nicht. Einiger Tage später meldete sich also Manuela und wir sprachen das ganze ab.

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Seither hartte ich nichts davon gehört und mir eigentlich gedacht, das ganze hätte sich erledigt – hatte sich aber nicht, wie ich sah, als ich das Programm des 16. lesbisch schwules Stadtfest in die Hände bekam stand da doch ganz klar unter Queere Medien der Satz.

„Am Samstag moderieren Tima die göttliche und Zoe Delay“

… einige Tage später rief dann auch Manuela wieder an und es war klar, dass ich moderieren würde. Moderation bedeutete in diesem Fall übrigens nichts anderes, als zwei Stunden lang einige Künstler an- und abzusagen, von denen ich in der Vielzahl leider erst gehört hatte, als ich das Programmheft in die Hand bekam und googelte.

Die ersten „Künstler“ waren dabei noch wirklich einfach, die kannte ich bereits vorher, ich wusste, was die so tun UND ich konnte sie aussprechen. Die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz. Daphne De Baakel und ihre Nonne, die zwei Lieder trällerten und dem Strassenfest ihren Segen gaben.

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Weiter ging es mit Gilda Gay, die nicht nur zwei sondern ganze fünf Lieder live und mit eigener Stimme zum Besten gab. …Ihre Webseite und das Vögelchen, dass ich vorher befragte, sagten mir, dass sie zur eher jüngeren Riege rund ums Schwuz und die AHA gehören würde und gerne mal Cher machen würde – so kam es auch. Cher war ihr erster Song dem vier – teileweise eigene Stücke folgen sollten. Gilda sagte mir vorher noch, dass ich nicht warten würde, sie würde dann auf die Bühne kommen, wenn die Musik anfinge… Das schien sie aber vergessen zu haben, denn die Musik fing an und sie kam nicht…. Bis sie laufend und ziemlich gehetzt die Bühne enterte… 🙂 Bei manchen Drags wünscht man sich ja, dass sie doch lieber Playback singen würden, Gilda allerdings war gut zu hören.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=YodcEjCrzu4[/youtube]

Eigentlich sollte dann ein Daniel Soltwedel auftreten, der allerdings krank war. Kurzfristig sprang ein Sänger ein, der einen Schlager zum besten gab, dessen Namen ich leider vergessen habe. Erkannt hätte ich ihn aber auch vermutlich eher nicht.  Sagte ich eben, dass manche Drags nicht live singen sollten? Das trifft auf auf manche Sänger zu….

Ebenfalls eingesprungen ist auch Chicago Rose, die zwischen diversen Terminen auf dem Stadtfest kurz noch eben eine Nummer zum besten gab und auch schon wieder unterwegs zum nächsten Termin war. Damit hat sie die Bühne, mich und das publikum vor einer längeren Leer- und Lehrstunde in Sachen „Moderation zur Überbrückung von Leerzeit und Quasseln um Teufel komm raus“ gerettet.

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Es folgten noch Edeltraut P. und Tara o’Hara, die beiden Kieztherapeutinnen, ein Orientalischer Tänzer und die Rockband Peter & Friends. Dann war der Spuk auch schon wieder beendet und ich auf dem Weg in den Halb-VIP Bereich um ein nettes Becks Ice und ein paar Nudeln zu mir zu nehmen. Ich denke, ich habe das wirklich gut gemeistert. Weitere Anfragen bitte hier 😉

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BTW. wer morgen 15:00 nichts zu tun hat, ich springe auf ebendieser Bühne in einem Dalli Dalli Rateteam ein. Nichtswissen soll da helfen, zu viel Wissen sei eher hinderlich… Na mal sehen. ob ich da punkten kann.

 

Tatjana, Schicksalsjahre einer Königin

Ein Standardwerk der berliner Transenszene?
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Tatjana
, ihreszeichens Berliner-CSD Hoheit von irgendwann bis keinerweisssorecht hat einen zweiten Teil ihres Werkes Tatjana, Schicksalsjahre einer Königin ins Netz gestellt.

Sie beschreibt darin ihre erfundene Geschichte in der berliner Dragzene, Ihr Eintauchen und ihre Zeit als CSD Hoheit

Hab ich auch den ersten Teil nicht mitbekommen, so ist der zweite auf jeden Fall köstlich. Auch wenn Tatjana „Ähnlichkeiten mit allen anderen Personen oder Geschehnissen in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft“ allenfalls als Zufall betitelt, so kann ich mich dem Umstand nicht entziehen, dass mir diverse der Geschichten, der Personen, Partys oder Gepflogenheiten durchaus nicht ganz als Zufall erscheinen. Noch dazu sind die meisten Personen auch noch gut getroffen. Okay okay, etwas überspitzt doch, aber im Großen und Ganzen nicht vollkommen falsch wiedergegeben worden.

Diese Geschichte könnte man allen Berliner Neutransen als den großen Transenalmanach mitgeben. Tatjana erzählt über das Schwuz, Wigstöckel, das Irrenhouse, das Kumplenest, das GMF, Das Bangaluu, den CSD, die unterschiedlichen Transenszenen in Kreuzberg und Mitte, in Ihrer Geschichte kommen so unterschiedliche Personen wie Kaey Tearing, Gérome Castell, Chicago Rose, :Mataina Ah wie Süß:, Barbie Breakout, Melli Magic, :Nina Queer:, Polla Disaster, Tilly Kreuzfeldt Jakob, Biggi van Blond, :Ades Zabel:, oder Daphne de Baakel.

Wer das gelesen hat, hat schon mal einen ersten Einblick in die Berliner Drag- und Transeszene. Ich bin gespannt auf Teil III

Ein paar Auszüge:

Die tief liegenden Augen hatte ich mit megalangen falschen Wimpern kaschiert, meine Lippen einfach schamlos übergemalt und die Augenbrauen einfach einige Zentimeter über die ursprünglichen, stark gestutzten gemalt. Nur die große Nase konnte ich mit kosmetischen Tricks nicht verbergen, und den Adamsapfel auch nicht.
Aber da ich ja auch als schwuler Mann auftrat, der eine Frau spielt, und keiner wusste, dass ich eine Frau war, die einen Mann spielt, der sich schwul stellt, um eine Transe zu spielen, war es auch nicht weiter schlimm.
Ich hatte sogar extra die Haare an den Oberarmen gelassen, die zwischen Handschuh und ärmellosem Abendkleid hervorguckten. Ich fand, das gab mir in diesen Kreisen so etwas Echtes.

Gérome hatte begonnen, sich ein wenig um mich zu kümmern.
„¾Weißte, Alte, wir Transen müssen zusammenhalten. Jede von uns hat hier Töchter und Schwestern, das System hab ich aus USA mitgebracht. Na, sonst ha`m wa doch keen! Und wer soll sich kümmern, wenn nich die Familie? Ebent! Du bist jetzt meine Tochter. Und für Dich hab ich auch schon eine; Deine Tochter heißt Frank!“
„Meine Tochter heißt Frank? Auf gar keinen Fall,“ wehrte ich ab. „¾Ich kann selber nichts und habe gar nicht die Nerven, mich um so ein verlorenes Balg zu kümmern.“
„¾Frank ist kein Balg,“ sagte Martina ah – wie – Süß, die mit uns am Tresen des Bangaluu`s stand. Martina war die einzig festangestellte Transe der ganzen Stadt. In diesem schicken Club in Mitte, den Kaey sicherlich nur tot betreten würde, war sie die vollendete Gastgeberin. Sie mochte jeden und jeder mochte sie.

Gérome hatte mir Melli Magic und Barbie Breakout am Tresen des GMF vorgestellt. Das GMF war ein schicker Club in Mitte, wo am Sonntagabend die jungen, hübschen und reichen Gays des Berliner Nachtleben das Wochenende ausklingen ließen.
Jetzt verstand ich auch Kaey´s abfällige Bemerkungen über „¾Mitte.“ Die Transenszene in Berlin-Mitte unterschied sich offensichtlich sehr von der in Kreuzberg.
Barbie und Melli verkörperten Glamour pur.

Melanie, ein Lastwagenfahrer im Zebrakleid, der sicher 120 Kilo wog, aber trotzdem stolz bekannte, so jeden Tag zum Bäcker zu gehen und seine Abende im Internet zu verbringen, wo er sich als 47-Kilo-Schönheit vermarktet, oder Sieglinde, die sich nicht traute, ihren Vollbart abzunehmen und darauf Wert legte, sich weder als hetero- noch als homosexuell einordnen zu lassen, aber auch „¾Transmann“ oder „¾multisexuell“ schienen ihrer Identität zu enge Grenzen zu setzen.
„¾Ich bin einmalig, verstehst Du,“ waren ihre Worte.
Mir schwirrte der Kopf. Wie einfach mein Leben doch war! Alles im Endeffekt Schauspielerei!

Nina Queer genoss es, alle Tabugrenzen zu durchbrechen und blieb so immer im Gespräch. Ähnlich exzessiv wie Barbie Breakout oder Gérome, war sie aber noch immer dabei eine clevere Geschäftsfrau, die sich vom Pommesverkäufer zur Partyveranstalterin und zur Besitzerin einer eigenen Kneipe hochgearbeitet hatte. Ihre Go-Go-Tänzer waren ein uraltes, schwabbeliges Ehepaar, die nackt tanzten, und in ihren Shows wurden Bananen ausgekotzt, Nutella verschmiert oder das Publikum mit Hackfleisch beworfen. Die Berliner liebten das.
Ich war bei meinen Auftritten auch immer völlig entfesselt, versaute mein Playback, verlor meine Perücke oder fiel gleich ganz von der Bühne. So erarbeitete ich mir einen soliden, guten Ruf.

Tatjanas Geschichte kommt mir wie ein Zeitraffer von einigen Jahren Berliner Partyszene vor und sie lohnt sich absolut mal zu lesen.

Tatjana, Schicksalsjahre einer Königin Teil II
Tatjana, Schicksalsjahre einer Königin Teil I

Männliche und unbekannte Transen im KI

Immer wieder ruft der Klub International

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Wenn ich mich nicht ziemlich irre ist der Klub International im Kino International Biggy van Blonds Party und das schon seit einigen Jahren. Zu dieser Einschätzung passt, dass Biggy eigentlich jedes Mal hinter den Turntabels stand als ich den Klub International besuchte.

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Nun sind wir seit einiger Zeit aber ebenfalls jedes Mal am Start, wenn dort die Party abgeht, denn sie ist einfach eine der besten Monatsparties der Hauptstadt. Drei Dancefloors, eine große Bar und massenweise Leute, die man kennt und mag.

Am letzten Samstag war es wieder einmal so weit und wir waren verkleidet. Kitana war erst etwas verwundert, war sie doch alleine neben Janka, Sheila und mir unverkleidet. Das machte aber nichts, denn zum einen wusste ausser uns dreien wohl niemand, dass Faschingswochenende war, denn wir waren die einzigen verkleideten.

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Irgendwer meinte allerdings auch in Kitana eine Verkleidung zu finden, wurde sie doch als Desiree Nick bezeichnet… und die ist immerhin über 50… Das war aber nur eine der beiden Beleidigungen, die Kitana über sich ergehen lassen musste. So meinte ein Securitymensch doch, sie darauf hinweisen zu müssen, dass der Tisch auf dem sie zeitweilig saß unter ihrem Gewicht zusammenkrachen würde. Das Sheila und Janka auch eine ganze Zeit auf einem dieser Tische verweilten, machte ihm hingegen wenig aus – und das obwohl Janka nach eigener Aussage zur Zeit ganz schön dick ist… 🙂

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Dabei waren an diesem Abend erstaunliche Personen im KI unterwegs. Statt der üblichen Drags, die man immer wieder auf den üblichen Partys trifft waren am letzten Abend eher unbekannte Gesichter oder zumindest nicht oft gesehene Gesichter. So fanden sich beispielsweise Schwester Daphne von den Schwestern der Perpetuellen Indulgenz mit einer ebenso bunt geschminkten Kollegin ein oder die beiden bisher nicht gesehenen Mädels Rubin und Sugar, die ich zwar nicht kannte, aber die doch uns bereits kannten. Soetwas solls geben…

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Zwei andere Mädels waren nur in der männlichen Rolle unterwegs. Zum einen war das :Gloria Viagra:, die ich nun bereits mehrfach als Mann gesehen habe und so auch sofort erkannte – und eben Stella DeStroy, die ich, wie bei mir üblich, erst mit etwas Hilfe erkannte. …Jaja, aber nun hab ich auch sie erkannt. Großartig fand ich sie ja immer – nur bisher immer etwas spröde, hat sich dieses Bild nun deutlich geändert. Sympathisch und lustig ist sie.

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Auch sympathish und keineswegs weniger waren die beiden Mädels, die mit Krizzi auf der Party waren. Leider weiss ich nur noch den Namen Anna. Das andere Mädel ist wohl häufiger mal bei Janka zum Haareschneiden und schaut dabei wohl gerne mal unsere neuen Bilder an. …Das offensichtlich so genau, dass ihr selbst Kleinigkeiten aufgefallen sind. Sie fragte mich zumindest, warum ich an diesem Abend keine Sonnenbrille aufhätte. An diesem Abend brauchte ich sie nicht, denn ich hatte ausnahmsweise ja mal keine langen Haare auf dem Kopf, die mir hätten ins Gesicht fallen können.

Nun, sie freute sich auf jeden Fall, uns mal live zu sehen

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Ich freute mich auch – und zwar über einen ziemlich gelungenen Abend an dem ich auf Boxen, Tischen und Tanzflächen tanzte und eine menge Spaß hatte.

Rezension: Die Diva ist ein Mann

Die Diva ist ein Mann – Das große Tuntenbuch

We are all born naked – the rest is drag! Ru Paul

Die ersten Meinungen, die ich zu diesem Buch gelesen habe, stammten leider von Leuten, die es eigentlich nur aufgrund des Titels beurteilten, es aber nicht gelesen hatten. Diese Meinungen spiegelten aber sehr deutlich eine nicht gerade große Akzeptanz für dieses Buch wieder. „auf genau dieses differenzierte Bild bunter Paradiesvögel unter diesem unterhaltsamen Titel habe ich gewartet… “ und ähnliche Meinungen waren zu lesen. Die Transgender Fraktion stellte die Waffen auf und das nur aufgrund eines Buchtitels.

Das war aber völlig unbegründet, denn dieses Buch heißt nicht von ungefähr Das große Tuntenbuch.

Okay, der Titel ist reisserisch und mit Barbie Breakout als Covergirl gibt es die wohl coolsten Tattoos berlins sowie eine Diva der Berliner Szene auf dem Umschlag, aber das ist okay, denn dieses Buch handelt eben nicht von der vielschichtigen Gruppe der Transgender sondern von der eben auch ziemlich vielschichtigen Gruppe der Tunten, die dieses Wörtchen garnicht als Schimpfwort verstehen.

Nichtsdestotrotz wird aber auch in diesem Buch deutlich erklärt, dass es eben mehr gibt…

„Tunte – die; n (ugs. für Frau; Homosexueller mit femininen Gebaren)“ In der Realität hat der schwule Mann im Kleid aber längstVerstärkung bekommen: die lesbische Tunte, die Hetentunte, der heterosexuell lebende Transvestit, die Drag Queen. Gender Trouble par excellence.

Klasse, soetwas zu lesen. Klasse dass überhaupt daran gedacht wurde. Ja, die Tunte ist in der Tat vielseitig und es gibt eben all diese Facetten. Das hat sich übrigens teilweise nichteinmal in der Tuntencommunity herumgesprochen, werde ich doch immer mal wieder wie ein Auto angesehen, wenn irgendwer feststellt, dass ich nicht auf Männer, resp. Männlichkeit stehe.

…Die Tunte kann dazu nichts sagen, da es die Tunte nicht gibt. Es gibt viele Tunte: Gelegenheits- und Dauertunten, homo-, hetero-, bi-, und multi-sexuelle, revolutionäre und opportunistische, frauenfeindliche und feministische Tunten.

… und Personen aller Facetten kommen hierin zu Wort. Trashtunten, Crossdresser, Dragqueens, Travestiestars, Polit-Transen usw…

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Schon das Vorwort wurde von einer Person geschrieben, der wohl lange niemand mehr Effekthascherei vorwerfen würde. Lilo Wanders höchstpersönlich schrieb einige Sätze für das Buch. Dahinter geht es Schlag auf Schlag. Nennt mir eine bekannte Drag oder Transe und die Chance ist groß, dass auch sie hier zu Wort kommt Olivia Jones, Gloria Viagra, Mary, Ru Paul, Daphne De Baakel, Ades Zabel, Gaby Tupper, Kaey Tearing, Mataina Ah Wie Süß, Nina Queer, Kaspar Kamäleon, Lady Bunny und und und. okay okay, ein paar fehlen, aber es ist doch schon ein ziemlicher Aufmarsch.

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100 Portraits und Interviews erzählen unterschiedlichste Ansichten, Lebensgeschichten und Erlebnisse. es kommen Tunten aus der frühen Tuntenbewegung zu Wort, es wird an verstorbene schillernde Figuren erinnert, es wird der manchmal schwere Stand der Tunte in der Gaycommunity ebenso zu Wort gebracht, wie die Dienste, die die Tunten dieser Community geleistet haben. Man findet die wichtigsten Filme zum Thema. Wigstock wird ebenso behandelt wie Wigstöckel. Aids ist ein Thema und die Schwestern der Perpetuelln Indulgenz. Viele Liedtexte und Zitate runden das ganze ab

Alles in allem sind es 223 sehr lesenswerte Seiten, die versuchen das Bild der Tunte etwas geradezubiegen. Ich finde es ist sehr gelungen und ja, ich kann mit dem Wort Tunte sehr gut leben.

Wong Show – Die Show

Wie bereits erwähnt, habe ich ja die Wong Show am Mittwoch im Schwuz besucht und es war klasse. Man wird mir verzeihen, dass iczh mich nicht an alles erinnern kann, aber 13 Transenplaybacks, einige ausser Konkurrenzbeiträge und zwei großartige Moderatorinnen waren eine totale Reizüberflutung. Einen kleinen Schnipsel zur Gong Show kannte ich ja schon aus Gender X, der großartigen Dokumentation der Berliner Dragszene.

Wie sagte darin noch Daphne de Baakel:

Jetzt mal alle schön ruhig sein, damit es geregelt bei der Schnappsvergabe vor sich geht.

Mit guten Erfahrungen sollte man nicht brechen, drum gab es die Schnappsvergabe immer noch Margot Schlönzke und KoRa van Tastisch, die auch als Nummerngirls fungierten, gaben den schnapps aus, der gemeinschaftlich auf Befehl geext wurde. Sehr löblich finde ich das.

So enthemmt konnte mit der Show begonnen werden, deren Spielregeln der geneigte Leser in meinem Beitrag gestern lesen kann…

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Massenweise Transen, dessen Namen ich bisher nicht kannten enterten die Bühne und gaben ihre Performances zum besten, wobei sowohl bei der Darbeitung als auch beim Aussehen ein gewisser Trash-Faktor wohl zum guten Ton gehörte. Es begann mit „Tima die Göttliche“ deren Outfit etwas an Darth Vader in Blau erinnerte. Sprich ein Gesicht war nicht sichtbar und es dauerte (zu) lang bis sich irgendwer erbarmte, den Gong zu schwingen… Zu dem Zeitpunkt war das Publikum wohl noch nicht richtig in der Show…

Es folgte eine neuerliche Erklärung der Spielregeln durch die beiden Moderatoren Coco Lores und Giselle D’apricot. Dass es aber so fix gehen würde, hätte niemand gedacht. Die nächste Performance war nämlich binnen 25 Sekunden beendet. 5 Sekunden für Schlegelabnehmen, auf die Bühne sprinten und gongen. Ein absoluter Mindestwert. Da hat wohl niemand aufgepasst. Schade für die Künstlerin, dessen Namen ich nicht kannte. (wie die Namen von fast allen hier)

[youtube]http://youtube.com/watch?v=6jygys_75g4[/youtube]

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Nachdem nun also ein gutes sowie ein Schlechtes Beispiel bereits durch waren konnte tatsächlich um den Knüppel geprügelt werden. Schon bei der nächsten Künstlerin wurde schon einigermaßen verbissen geraubt und ebenso verbissen verteidigt.

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Die blonde Perücke in der Mitta war übrigens die Künstlerin

Es war eine wahre Freude. Und bei den Darbietungen war von gigantisch schlecht bis gigantisch gut alles dabei. Vor allem war in der ersten Pause aber ein Auftritt von PMeter Maffay mit Gaby Tupper als die Frau aus „Es war Sommer“. Ich staunte nicht schlecht, als sich Gaby bei der Textzeile „Um die Schultern trug sie nur ihr langes Haar“ ihrer Perücke entledigte und sie als Stola um ihren Hals legte.. …Selber darf man es, aber wenn das jemand bei mir macht, dann gibt es mächtig Ärger… Egal, es war auf jeden Fall großartig und man sollte sich den 30.09. merken, da ist Gaby Tupper mit „Tupperseufzer – Ein Abend in Blond und Pink“ im Rauschgold zu sehen. Sicher sehr sehenswert.

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Sehr sehenswert und ich meine damit absolut sehr sehenswert war der Auftritt von Vechta Farblos, die bereits einen Applaus bekam als sie auf die Bühne kam, von dem andere auch am Ende nur träumen konnten. Dazu muss ich aber auch sagen, dass es auch für mich das Highlite des Abends war. Die gute schien aber auch einige Fans zu haben, so gesellten sich zu mir (ich saß mittlerweile auf den Stufen im Gang in der Mitte) einige Personen, die bereits innerhalb der 20 Sekunden dort standen mit der festen Devise. Das geht durch!. Und? Es ging durch.

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Vechta Farblos in Action, Tilly als Gebärdendolmetscherin und Giselle inspiziert die Tasche.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=2Pm0DcONId0[/youtube]

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Sie performte übrigens genau diesen Titel.

Es folgen einige mehr oder weniger gute Darbietungen, die ich im einzelnen weder benennen kenn noch genau weiss, welcher Name sie vortrug. Wir sind süß aber dumm – dumm aber süß von Paula Sau und wem auchimmer, ein gepfiffener Vortrag vom Nästhäkchen Uschi Wurst, ein Beitrag von Tic Tac Toe und ein Publikumsbeitrag, der unter dem Namen wäwäwägewerkschaft in den Abend und letztendlich (leider gewann) einging.

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Ich glaube, die beiden hatten am Ende am meisten Stimmen, wenn man mal vom Publikumbeitrag absieht. Mir erschloss sich aber leider nicht, warum. Nun der Umgang mit den Künstlerinnen beschränkte sich aber nicht nur auf Ausgongen. Gaby Tupper beispielsweise wurde bei ihrem Beitrag „Hiroshima von Sandra“ von zwei Männern von der Bühne getragen. Sie kam aber zurück und hatte komischerweise ihren Schwan fertiggefaltet.

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Na wenn das dann man nicht gewollt war 😉 Trotzdem klasse.

Um die Wartezeit bei der Auszählung zu überbrücken sangen dann noch Giselle D’apricot, Tilly Kreuzfeld-Jacob, Coco Lores und Kae Tearing Live!! Jaja, die ganzen Playbacktunten…,. Manche können eben auch live singen. Manche besser, andere schlechter. Vielleicht sollte ich mal zu einem Karaokeabend ins Rauschgold gehen und mal sehen, wer da noch alles ganz gut zu laufender musik livesingen kann.

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Giselle D’apricot und Nummerngirls sowie Auszahlungscomputer KoRa van Tastisch und Margot Schlönzke.
Dabei überzeugte mich vor allem Kaey Tearing. Die hat wirklich eine klasse Stimme. Nun gut manch einer würde sagen – „die hat ja auch einen ziemlich großen Resonanzraum“. Ja, das stimmt, aber es kommt eben auch eine klasse Stimme heraus.

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Abgerundet wurde das von einer großen „bitte alle Transen auf die Bühne“ Gemeinschaftsperformance. Was soll ich sagen, 3 1/2 stunden allerbeste Unterhaltung, die ohne die beiden Moderatorinnen kaum halb so klasse gewesen wäre. Also wenn mal wieder eine Wong Show im Schwuz ist, dann bin ich da.

Kann ich schon jetzt reservieren?