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Das Myfest am 1. Mai – Tagsüber

Wer weckt mich da am 1. Mai?

Wenn man morgens gegen 12 Uhr (für mich ist das morgens, wenn ich um 6 zu Hause bin)… Also wenn man morgens um 12 Uhr mit den Klängen von Deutschland muss sterben von Slime geweckt wird, dann muss wohl irgendetwas los sein…

In meinem Fall war es die erste Demonstration am 1. Mai in Kreuzberg, die sich für ihre antikapitalistische und anti-wasauchimmer Abschlusskundgebung den Platz vor meiner Wohnung ausgesucht haben. Ich konnte nicht genau verstehen, was sie wollten, aber es schien mir auch nicht wirklich relevant zu sein, denn die Anhängerschar war eher begrenzt und auf etwa 2-3 Teilnehmer kam dann noch mal je ein Polizist mit neongelber Weste hinzu, die auch alle passend „Anti“ eingestellt waren.. Nämlich als „Anti-Konflikt“-Team.

Nun mag ich das ja alles eigentlich. Ich habe mir ja auch Kreuzberg nicht einfach so als Wohnort ausgesucht. Gut gut, ich arbeite 300 Meter weit weg, aber ich fand die Oranienstrasse gleich das erste mal, als ich dadurch fuhr klasse. Irgendetwas zwischen Schanzenviertel, Reeperbahn-Seitenstrasse und Altona, ziemlich Multikulti und ziemlich links. Eine Straße mit dem einzigen St. Pauli Fanshop in Berlin, einer Strasse, wo an Häusern schon mal antifaschistische Fahnen oder Spruchbänder hängen und eine Strasse, in der man von Zeit zu Zeit echte Irokesenschnitte infreier Wildbahn erleben kann. Wie gesagt, politisch und musikalisch fühle ich mich hier zu Hause – wenn ich nur nicht morgens mit Demoklängen geweckt würde ;-)…

Nun das ist der 1. Mai und so gehört es sich wohl an diesem Tag. Und an diesem Tag ist ganz Kreuzberg um die Oranienstrasse und den Mariannenplatz ein Festplatz. Ca 15 verschiedene Bühnen jeglicher Musikrichtungen, die alle nur eines gemeinsam haben – man kennt kaum eine Band… Naja in Hamburg hätte ich wohl bei gleichen Voraussetzungen mehr gekannt, denn die Berliner Musikszene ist noch nicht so meine 1.000.000 € Fragen Disziplin. Ich zumindest kannte keine der Bands. Aber eines war klar, Kommerz wurde hier eher klein geschrieben. Rapbands, Soundsysteme, Ska- und Punkbands, Heavy Metal Bands, Folkloristische Klänge, DJ’s, und und und. Ein wenig so wie der Hafengeburtstag in der Bernhardt Nocht Strasse – nur mit mehr Bühnen.

Sowas mag ich. Durch die Gegend streunern und Musik erkennen, erfahren und erleben. Während gleichzeitig in Hamburg Autos brannten, Steine flogen, Wasserwerfer sowie Rechte und Linke im einsatz waren, waren in Berlin einzig und alleine die steine auf diesem Bild in Bewegung

Polizei war zwar auch unterwegs, aber doch, wie auf einem Volksfest richtig, einfach nur präsent aber nicht besonders auffällig. Das änderte sich auch nicht, als die angemeldete Hauptdemonstration mit vielen tausend Mitmarschierern durch das Myfest gingen.

Ein komisches Gefühl. Man steht gerade nichtsahnend vor einer Musikbühne und auf einmal hört die Musik auf und eine Demonstration mit Lautsprecherwagen, DKP-, Antifaschistischen-, Russland- und sonstigen Fahren zieht total ruhig wie bei einem Tauermarsch vorbei…

Aber irgendwie interessierte das nicht wirklich jemanden und die Party ging im großen und Ganzen unverändert weiter. Es waralso irgendwie ein Volksfest mit Democharakter und guter Musik, die mich zumeist an der Core Tex Bühne hielt, den dort gab es Punk, Ska und die größte Ansammlung an Irokesenfrisuren seit dem FC. St.Pauli Retter Festival.